Serienentdeckungen 2015

Wie jedes Jahr lassen unsere Autoren kurz vor dem Jahresende noch einmal Revue passieren, welche Serienperlen sie nun endlich entdeckt haben. Denn schließlich kann auch der leidenschaftlichste Serienfan nicht alle Serien gleichzeitig schauen und es gibt immer wieder Lücken im Repertoire, die man versucht nach und nach zu schließen. Hier erzählen wir, wie wir auf manche alte, aber feine Serie gestoßen sind und warum diese zu empfehlen sind.


Serienentdeckungen von Melanie

"Mad Men"

Foto: Mad Men - Copyright: 2008 Frank Ockenfels/AMC
Mad Men
© 2008 Frank Ockenfels/AMC

Die Serie "Mad Men" habe ich anfangs stets als typische hochgepriesene und hochgelobte Serie angesehen, bei welcher ich mir nie ganz sicher war, ob an den Lobgesängen auch wirklich etwas dran ist und die TV-Show tatsächlich etwas zu bieten hat. Schlussendlich habe ich "Mad Men" vor einiger Zeit eine Chance gegeben und mir einige Episoden der ersten Staffel angeschaut. Zwar empfand ich die Handlung rund um die Erfolgsmänner der Werbeagentur Sterling Cooper nicht uninteressant und die Charaktere, insbesondere Don Draper, schienen durchdachte und tiefgründige Storys zu haben, doch irgendwie hörte ich nach einigen Folgen auch wieder auf, mich tiefer in die Welt von Sterling Cooper zu begeben. Nachdem die Serie dieses Jahr ein Ende fand und dadurch noch einmal besonders präsent in der Serienlandschaft erschien, wurde ich quasi wieder an sie erinnert und nahm mir vor, der Serie, deren Handlungssträngen und Figuren noch einmal eine Chance zu geben. So war es bei "Mad Men" für mich keine Liebe auf den ersten, sondern vielmehr auf den zweiten, genaueren und interessierteren Blick, der mich von der Serie begeistern und mitreißen konnte. Sowohl die Atmosphäre und die sehr unterschiedlichen Charaktere in der Werbeagentur selbst, als auch das Privatleben der Figuren wird immer wieder aufs Neue erschüttert und neu gemischt, dass ich nun ebenso mit gutem Gewissen sagen kann, dass ich jedem Serienfan "Mad Men" nur wärmstens empfehlen kann, da es sich hierbei tatsächlich um eine tolle Serie handelt, welche ich gerne und mit Begeisterung nach wie vor verfolge.

"Parenthood"

Foto: Copyright: 2012 NBC Universal. All rights reserved.
© 2012 NBC Universal. All rights reserved.

Auch "Parenthood" fand in diesem Jahr zu einem Ende und ebenso wie bei "Mad Men" wurde ich durch das bevorstehende Serienfinale auf die Familie Braverman und all ihren Familienmitgliedern aufmerksam. "Parenthood" ist genau das, was man sich von einer guten Serie über eine Großfamilie erwartet: Figuren, bei welchen zwar dasselbe Blut in den Adern fließt, die aber unterschiedlicher erst gar nicht sein können, Familienzusammenhalt, Streit, Drama, Versöhnungen und Humor. So gesehen, ist "Parenthood" eine Gute-Laune-Serie, die den Zuschauer sowohl zum Lachen als auch zum Weinen bringen kann und die Familie Braverman obendrein sehr realistisch und liebenswert darstellt. Ob durch Tiefen oder Höhen, eines ist bei den Bravermans sicher: sie halten stets zusammen und so kann man als Zuschauer gar nicht anders, als die gesamte Familie schnell ins Herz zu schließen und bei "Parenthood" immer wieder gerne einzuschalten.

"Castle"

Foto: Nathan Fillion & Stana Katic, Castle - Copyright: 2013 ABC Studios; ABC/Richard Cartwright
Nathan Fillion & Stana Katic, Castle
© 2013 ABC Studios; ABC/Richard Cartwright

Wenn mich Leute fragen, was für Genres an Serien ich wöchentlich verfolge, stehen auf meiner Liste so gut wie keine Crime-Serien, weil ich mich bisher noch nie richtig für eine solche TV-Show interessieren konnte. In den Sommerferien zappte ich eines Abends mit meiner Schwester durch die Fernsehprogramme und plötzlich erschien eine Serie über einen Schriftsteller, welcher sich an die Fersen einer Polizeidetektivin heftete und fortan mit ihr gemeinsam Woche um Woche Kriminal- und Mordfälle löst. Da meine Schwester die Serie bereits seit längerer Zeit verfolgt hatte, erhob ich keinen Einspruch und so waren, erstmals bei einer Crime-Serie, 45 Minuten viel zu schnell um. So fing ich an, mich über die Serie zu informieren, diverse Reviews und Kritiken zu lesen und beschloss, "Castle", trotz dem Genre Crime, eine Chance zu geben. Seither freue ich mich jedes Mal, wenn ich eine neue "Castle"-Folge mitverfolgen darf und bin eigentlich jedes Mal erneut gespannt, wer nun der Mörder der Woche ist. Zwar sind nicht alle Fälle mit Spannung und Action geladen, doch durch die Atmosphäre am Polizeirevier und insbesondere durch die tollen Interaktionen von Esposito und Ryan und die Chemie zwischen Castle und Beckett ist jede Folge ein Highlight für sich. So gesehen, kann ich Dank "Castle" nun auch eine Crime-Serie auf die Liste meiner TV-Shows setzen und diese noch abwechslungsreicher gestalten.

Serienentdeckungen von Cindy

Wir sind in einem TV-Zeitalter angekommen, in dem allein im letzten Kalenderjahr und nur im US-Fernsehen über 400 Serien ausgestrahlt wurden, es ist also mittlerweile vollkommen unmöglich, überall am Ball zu bleiben. Dazu kommt, dass man aufgrund der schieren Menge an neuem Material eigentlich auch kaum noch Zeit hat, alte Schätze aufzuholen und oftmals wird man durch die Fülle der Auswahl schon geradezu paralysiert, weil man sich einfach nicht entscheiden kann. Aber glücklicherweise ist es mir im letzten Jahr doch gelungen, drei Serienperlen aus den vergangenen Jahren für mich neu zu entdecken.

"BoJack Horseman"

Warum ich die erste Staffel der Netflix-Animationsserie "BoJack Horseman" 2014 nicht gleich sofort geschaut habe, weiß ich nicht mehr. Im Zweifelsfall lag dies sicher wieder an mangelnder Zeit. Aber in dieser Season hat mich dann doch die Neugier gepackt und ich hab die herrliche schräge, aber dennoch auch tief bewegende Comedyserie mit dem beachtlichen Cast aus Will Arnett, Aaron Paul, Alison Brie und Paul F. Tompkins für mich entdeckt. Dabei war ich vor allem beeindruckt von der emotionalen Tiefe dieser kleinen aber feinen Serie, die sich einerseits der Hollywood-Satire, aber auch der Betrachtung von Depressionen und Traurigkeit verschrieben hat. Das mich dabei ein egoistisches, sprechendes Pferd einmal derart bewegen kann, wie es BoJack Horseman gelungen ist, hätte ich vorher nie für möglich gehalten.

Besonders das Ende der ersten Staffel, aber auch die gesamte zweite Season haben es mir dabei angetan. Der Serie gelang es dabei zahlreiche außergewöhnliche Episoden zu präsentieren, die manchmal nah am Wahnsinn lagen, aber immer einen tiefen emotionalen Kern aufweisen konnten. So verlässt man die Serie nach jeder einzelnen Folge mit einen gewissen Grundgefühl der Traurigkeit, aber auch einem beschwingten Ohrwurm der seinesgleichen sucht: "Back in the nineties, I as in a very famous tv show…."

"Die Legende von Korra"

Vor zwei Jahren habe ich als Neuentdeckung die wunderbare Animationsserie "Avatar – Der Herr der Elemente" vorgestellt und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich meine Familie und ich natürlich auch das ebenso renommierte Spin-Off "Die Legende von Korra" als gemeinsames Serienprojekt vornehmen würden. Da in diesem Jahr endlich alle vier Staffel von "Die Legende von Korra" auf DVD erhältlich waren, ist es nun glücklicherweise soweit und die Serie hat es geschafft, die in sie gesetzten hohen Erwartungen auch zu erfüllen. "Die Legende von Korra" ist von der Zielgruppe her deutlich an ältere Kindern, Jugendliche und Erwachsene gerichtet, schließlich sind auch die tragenden Figuren rund um den neuen Avatar Korra etwas älter, als es damals Ahn, Katara, Sokka und Toph waren. Aber dennoch hat man den kindlichen Charme und Humor der Originalserie nicht eingebüßt. Aber die Themen sind vor allem durch die vergangenen vielen Jahre und die damit einhergehende Industrialisierung der fiktiven Welt der Avatare, sowie der immer weiter steigenden Bedeutung von Krieg und Machtkämpfen in einer solchen Gesellschaft um einiges düsterer geworden. Dabei geht es aber nicht nur darum, ein älteres Publikum anzusprechen, sondern viel mehr, die philosophischen Grundlagen aus "Avatar – Der Herr der Elemente" weiterzuentwickeln und zu hinterfragen.

Überhaupt ist es wunderbar, dass dieses Spin-Off kein reiner Abklatsch der Originalserie ist, sondern eine inhaltliche und thematische Weiterführung. In den ersten beiden Staffeln der "Legende von Korra" kämpft man zwar noch etwas damit, den richtigen Ton für diese ernsteren Themen zu treffen, was auch viel mit einem Wechsel des Animationsstudios besonders in der zweiten Staffel zu tun hat. Aber nachdem man diese anfänglichen Schwierigkeiten ausräumen konnte und "Die Legende von Korra" spätestens in der zweiten Hälfte der zweiten Staffel seine volle Stärken finden konnte, bietet diese epische Geschichte großartige Unterhaltung mit viel Humor, Tiefe und Stoff zum Nachdenken.

"Veep – Die Vizepräsidentin"

Foto: Copyright: 2013 Warner Bros. Ent.
© 2013 Warner Bros. Ent.

Und manchmal braucht man einfach nur etwas zum Lachen und dabei kann man mit "Veep" nichts falsch machen. Angetrieben von den bitterbösen aber urkomischen Dialogen aus der Feder von Serienmacher Armando Iannucci und dem hochklassigen Cast rund um Julia Louis-Dreyfus bietet diese Politiksatire köstliche Unterhaltung zum Kaputtlachen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die denken, dass Politiker alle inkompetent und korrupt sind, von daher empfinde ich "Veep" nicht als Bestätigung meiner insgeheim gehegten Vorurteile über die Mechanismen der Politik. Nichtsdestotrotz bietet "Veep" aufgrund des verheerenden Chaos', was die aktuelle politische Weltlage zu oft abgibt doch einen nötigen Katalysator, um die Frustration darüber wenigstens weglachen zu können.

Melanie E. & Cindy Scholz - myFanbase

Vorherige Seite | Übersicht | Nächste Seite
Weitere Themen von "Was uns bewegt"

Kommentare