"Banshee"-Interview mit Tom Pelphrey

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Tom Pelphrey

26. März 2015 | Tom Pelphrey ist es gelungen, in Staffel 3 des Action-Dramas "Banshee" als Neuzugang die Herzen der Fanshees zu erobern und das, obwohl seine Figur Kurt Bunker über und über mit Neonazi-Tätowierungen bedeckt ist. Was Bunkers Stärken und Schwächen sind und wie er ihn im Gesamtbild der Figurenkonstellation in "Banshee" einordnet, erzählt uns Tom Pelphrey sehr ausführlich in diesem Interview. Zudem beantwortet er auch unsere Fragen zur Machart einer der besonders herausstechenden Episoden der dritten Staffel, #3.05 Tribal. Obwohl Pelphrey noch relativ neu ist in der "Banshee"-Welt, merkt man gleich, dass auch er mit Herzblut bei der Sache und selbst ein Fanshee ist.

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Bunker ist schnell und ein wenig überraschend zu einem der neuen "Banshee"-Fanlieblinge geworden. Was war seine Schlüsselszene und was macht diesen Charakter so interessant?

Wir haben Bunker auf jeden Fall in der fünften Folge besser kennengelernt ...besonders in der Szene im Keller. Ich finde, was den Charakter so interessant macht, ist das, was alle Charaktere in Banshee so interessant macht: ihre Dualität. Die meisten der Hauptcharaktere in Banshee sind zwischen ihren zwei Gesichtern hin- und hergerissen. Proctor will, dass seine Eltern ihn lieben, und strebt nach Vergebung und Akzeptanz; gleichzeitig führt er seine Geschäfte rücksichtslos, tötet Menschen und sehnt sich nach Macht. Hood zieht es auf der einen Seite zu seinem alten Ich, dem Dieb und rebellischen Banditen, der immer auf der Suche nach dem großen Coup ist; auf der anderen Seite fühlt er sich auch von der Verantwortung angezogen, der Sheriff einer Kleinstadt zu sein, wo er das Gesetz vollstreckt und versucht, die Standfestigkeit aufzubringen, die es ihm erlaubt, für seine Tochter da zu sein. Dieb / Sheriff: sehr große Gegensätze. Und Bunker: Na, ich bin mir nicht sicher, ob man einen noch stärkeren Gegensatz schaffen kann als einen Ex-Neonazi, der im wahrsten Sinne des Wortes von Hakenkreuzen und Hass-Bildern bedeckt ist, der eine gewalttätige, kriminelle Vergangenheit hat und der nun Deputy werden, seinen Dienst leisten und das Gesetz aufrecht erhalten will. Ich denke, die Tatsache, dass die Charaktere ständig zwischen ihren zwei Seiten stehen, ist das, was die Dynamik der Serie und die Charaktere an sich so interessant macht. Am Ende, so scheint es, suchen sie alle auf eine gewisse Art und Weise nach Erlösung. Ich denke, die Leute können sich damit identifizieren. Ich für meinen Teil kann es zumindest.

Ein ehemaliger Neo-Nazi, der versucht sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, indem er Teil des Sheriff Departments von Banshee wird. Wie hast du dich auf eine so komplexe Rolle vorbereitet?

Auf unterschiedliche Art und Weise. Mir ist es am wichtigsten herauszufinden, was im tiefsten Inneren eines solchen Menschen vorgeht. Um es sehr allgemein zu formulieren: Ich denke, Bunker "fühlt große Scham und sucht nach Vergebung". Es gibt eine Million verschiedene Wege, nach Vergebung zu streben, und wenn ich die Drehbücher lese und an den Szenen arbeite, versuche ich, diese verschiedenen Wege zu finden. Außerdem denke ich, dass Bunker sich im Klaren darüber ist, wie er auf andere Menschen wirkt und weiß, wie er jemanden einschüchtern kann. Die Tattoos sind ein offensichtliches Zeichen dafür ...darüber hinaus dachte ich aber, es wäre angebracht, körperlich so kräftig wie möglich zu werden. Also fing ich an, so oft es ging, Gewichte zu stemmen und soviel an Körpermasse zuzulegen wie ich konnte. :) Bevor ich mich auf die Rolle vorbereitet habe, wusste ich nicht allzu viel über die Neonazi Bewegung in Amerika... also habe ich ein paar Bücher, die mir ein befreundeter Schriftsteller empfohlen hatte, gelesen. Er hatte sie in der Vergangenheit ebenfalls zur Recherche gelesen. Im Grunde genommen versucht man immer nur Körper und Geist dem des Charakters anzugleichen und sich so weit wie möglich von seinem eigenen, natürlichen Rhythmus zu entfernen... besonders wenn der Charakter so anders ist, wie in diesem Fall.

Glaubst du, dass Bunker das Sheriff Department als eine neue Familie und gleichzeitig als eine Art Schutz benutzt? Bei seiner Mission, die Bruderschaft zu zerstören wird er sicherlich Hilfe benötigen. Ist das vielleicht der Grund, weshalb er sich um den Job beworben hat?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube auf jeden Fall, dass er das Department als seine neue Familie sieht. Ich denke aber nicht, dass er sie als Schutz benutzt.... Bunker ist auf eine gewisse Art von sich selber angewiedert und es ist ihm egal, ob er morgen stirbt. Ich stimme aber zu, dass er, wenn er die Bruderschaft zerstören will, Hilfe braucht... und ich denke, dass dies sicher einer der Gründe dafür war, sich für diesen Job zu bewerben.

In Bunkers allererster Szene sagt er, dass die Entfernung seiner Tattoos länger dauere, als er erwartet hatte. Allerdings sollten die Tattoos in seinem Gesicht schnell zu entfernen sein. Behält er diese vielleicht bewusst?

Das ist eine Frage, über die ich mir selber schon öfter Gedanken gemacht habe. Ich glaube, es ist eine Art Selbstgeißelung. Es ist der scharlachrote Buchstabe. Ich glaube, ihm ist es sehr unangenehm, wie die Leute ihn deswegen anschauen. Er schämt sich jedesmal dafür, wenn er in den Spiegel schaut. Ich glaube aber auch, dass Bunker diese Bestrafung erfahren will... Er hat für sich beschlossen, dass er seine Erlösung durch Schmerz und Leid verdienen muss.

In ein paar Szenen haben wir schon kleine Einblicke in Bunkers Vergangenheit bekommen. Gewalt, Hass, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Was denkst du treibt Bunker jetzt am meisten an?

Der Wunsch nach Vergebung. Erlösung. Das überwältigende Bedürfnis danach, mit sich im reinen zu sein. Wenn du ein Mensch bist, der soweit geht wie er, seinen Körper mit all diesen Hass-Bildern zu bedecken, dann tust du das, weil du auf einem gewissen Level großen Schmerz verspürst. Auch wenn diese Person sich dazu entschließt, dass sie ihr Leben umkrempeln und sich ändern will, so gehen all diese überwältigenden Emotionen nicht einfach weg. Ich denke, Bunker gibt sein Bestes, um all diese Emotionen in etwas Gutes umzusetzen... indem er ein Polizist wird. Indem er der Bruderschaft den Garaus macht. Indem er seine Fehler wieder gut macht... soweit es ihm zumindest möglich ist.

"Du bist eingestellt!" sagte Hood und allen fiel die Kinnlade runter! Die Art, wie diese beiden ihre Schuld mit sich herumtragen, lässt sie sehr ähnlich wirken. Glaubst du es gibt noch andere Gemeinsamkeiten und auch auffällige Unterschiede zwischen diesen beiden Charakteren?

Hahaha, ich habe diese Frage ohne es zu wissen eigentlich schon beantwortet! Es gibt SO VIELE Gemeinsamkeiten. Ich glaube, dass ist auch der Grund, weshalb Hood Bunker eine Chance gegeben hat. Hood hat in Bunker jemanden gesehen, der wie er das figurative Büßerhemd trägt.

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Tom Pelphrey

Bunker war ein wichtiger Teil von #3.05 Tribal, der Bottle-Episode, in der alles in und um das Cadi herum stattfindet. Kannst du ein wenig darüber berichten, wie es war, an dieser Folge zu arbeiten? Was für Herausforderungen musstet ihr euch stellen, um dieses Level an Intensität zu schaffen?

Ich denke, ich liege richtig, wenn ich behaupte, dass das Filmen der fünften Folge länger gedauert hat als bei jeder anderen, die sie bis dahin gefilmt hatten. Es gab WAHNSINIG viele Schusswechsel, was uns natürlich vor einige Herausforderungen gestellt hat. Ich weiß, dass das FX-Team den Dreh im Cadi fast zwei Wochen vorher vorbereitet hat, um alle Sprengsätze für die Anfangsszene aufzubauen, in der die Redbones das Cadi unter Beschuss nehmen. Diese Szene mussten wir in einem Take über die Bühne bringen!! Glaub mir, wenn um dich herum so viele Mini-Explosionen stattfinden... Funken sprühen, Glas zerbricht und dir die Decke wortwörtlich auf den Kopf fällt, dann brauchst du nicht zu schauspielern!! Wir haben diese Szenen wieder und wieder geprobt und darüber bin ich sehr froh. Sobald alles in die Luft flog, fing mein Herz an zu rasen und das Adrenalin schoss hoch. Ich finde wirklich, dass "Banshee" gerade Szenen wie diese besser hinbekommt als jede andere Serie im TV... und man braucht ein ganzes TEAM an Leuten, die sehr hart und lange dafür arbeiten, damit es am Ende so gut aussieht. Gegen Ende der Folge fühlten sich alle etwas klaustrophobisch... besonders als wir im Flur des Kellers gedreht haben, wo Bunker mit Medding spricht. Das ganze wurde unglaublich gut von O.C. Madsen, dem Regisseur der Folge, inszeniert. Er war ein großartiger Kapitän auf diesem Schiff und er musste EINIGE Bälle in der Luft halten. Am Ende, denke ich, hat das fertige Produkt für sich selber gesprochen.

Die Schlägerei mit der Grillgabel, die Bunker nicht zum Einsatz bringt, der Moment des Geständnisses gegenüber Brock, der jüngere Bruder und der Flammenwerfer – du hattest wirklich unfassbar gutes Material in dieser Staffel. Auf welche dieser Szenen hast du dich besonders gefreut?

Ich hatte wirklich tolles Material in dieser Staffel, und ich bin den Drehbuchschreibern sehr dankbar dafür. Wie wir alle wissen, ist das nicht immer der Fall. :) Die Szene, auf deren Entwicklung ich mich am meisten gefreut habe, war die Szene mit Brock. Sie war eine meiner Szenen beim Vorsprechen,daher spukte sie schon seit einiger Zeit in meinem Kopf herum, bevor wir sie dann letzendlich gedreht haben. Einen solchen Wirbel und Konflikt dürfen nicht viele Charaktere zum Ausdruck bringen... bei Bunker passt es aufgrund der sich zuspitzenden Umstände. Außerdem ist Matt Servitto die Definition eines professionellen Schauspielers. Einer der wohl entgegenkommendsten Schauspielpartner, die ich je hatte, dass steht fest. Ich LIEBE die Art und Weise, wie er es gespielt hat. Es war ein sehr guter Kontrast zu dem, was in Bunker vorgeht. Wer, wenn nicht Matt, findet einen Weg, noch ein wenig glaubhaften Witz in diese Szene einzubauen?? Und wieder einmal, PERFEKTES Banshee. Hoher Einsatz und krasse Dualität.

Die Fanshees sind eine unheimlich leidenschaftliche Fangemeinde und wir wissen es sehr zu schätzen, dass ihr jede Woche bei den Folgen auf Twitter dabei seid. Wie erlebst du die Interaktion zwischen dem Cast und den Fans in den sozialen Netzwerken?

Es ist wirklich toll, ein Teil davon zu sein! Ich bin noch neu bei Twitter, also bin ich noch dabei herauszufinden, wie es funktioniert. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wofür genau man einen Hashtag benutzt, aber ich weiß es gibt einen. :) Als Schauspieler möchte man andere an der Geschichte, die man zu erzählen versucht, TEILHABEN lassen, ansonsten würde jeder für sich selber unter der Dusche schauspielern!! Wenn du auf der Bühne stehst, dann lässt du jeden Abend das Publikum an der Geschichte teilhaben. Beim Fernsehn und beim Film hat man oft nicht den Luxus des Feedbacks oder des "gemeinsamen Erlebnisses". Das Live-Tweeting ist also eine Möglichkeit, die Story gemeinsam zu erleben und die Wertschätzung auf beiden Seiten zum Ausdruck zu bringen. Ohne die Fans hätte keiner von uns einen Job! Zunächst war ich etwas skeptisch und hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde.. und dann habe ich mich jedes Mal darauf gefreut. Mit wie viel Leidenschaft und Engagement die Leute bei der Serie dabei sind, ist ganz schön beeindruckend. Es ist wirklich toll, ein Teil davon zu sein.

Du arbeitest viel im Theater und hast zwei Daytime Emmys gewonnen. Welcher der Charaktere, die du bisher gespielt hast, hat dir am meisten abverlangt? Und welcher hatte den meisten Einfluss auf dich?

Der Charakter, der mir am meisten abverlangt hat, war "Woyzeck", den ich an der Uni in Rutgers gespielt habe. Die Anforderungen gingen durch die Decke, denn der Charakter wird im Laufe des Stücks verrückt. Das Theaterstück ist unbarmherzig und es ist alles stilisiert. Hahaha. Ich denke, ich war noch zu jung dafür... Ich würde mich gerne noch einmal an der Rolle versuchen. Bunker war eine sehr spannende Herausforderung für mich, denn er ist ganz anders, als ich es bin. Es ist sehr interessant, denn jede Rolle hat sehr viel Einfluss auf dich, während du sie spielst. Ich rede nicht vom "Method Acting" oder sowas... Ich denke nur, dass Schauspieler im Allgemeinen, wenn sie gut sind, sehr empfängliche Menschen sind. Also bleibt ein Teil der Energie und der Dynamik des Charakters an dir hängen. Auf eine gewisse Art und Weise ist es etwas Schönes, denn so wird das Leben nie langweilig! Hahaha

Da myFanbase sich als Online Magazin TV Serien widmet, wüssten wir noch gerne, was deine Lieblingsserien sind?

Ich habe "Breaking Bad" geliebt. Außerdem schaue ich unheimlich gerne "Mad Men", "House of Cards" und "Game of Thrones". Und ich liebe es, "Banshee" zu gucken :) Wie mein Bruder immer zu mir sagt: "Ich würde diese Serie gucken und lieben, selbst wenn du nicht dort mitspielen würdest". Noch eine tolle TV Serie, die ich jedem empfehlen kann, ist "Rectify" auf Sundance. Langsame und unglaublich überraschende und menschliche Erzählweise.

Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Tom, wir wünschen dir alles Gute für deine Zukfunft!

Vielen Dank!! Ich weiß euer Interesse sehr zu schätzen!

Nicola Porschen & Nicole Oebel - myFanbase


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