Interview mit Joseph Gatt

Mai, 2013 | Der charismatische Brite Joseph Gatt ist derzeit in "Star Trek Into Darkness" zu sehen, viele kennen ihn aber schon als Eisriesen Grundroth aus "Thor". In der Cinemax Actionserie "Banshee" wiederum hauchte er dem beängstigenden Albino auf eine Art und Weise Leben ein, die die Zuschauer nicht so schnell vergessen werden. In unserem Interview gibt Joseph Gatt sehr schöne und detaillierte Einblicke in seine Arbeit an diesen drei Projekten.

Foto: Joseph Gatt - Copyright: Photo by Diana Ragland
Joseph Gatt
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Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

1. Du spielst den cybernetic-humanoiden Offizier der Sternenflotte namens 0718 auf der Brücke der Enterprise im neuen "Star Trek Into Darkness". Was können wir von dieser Figur erwarten?

0718 ist einer der neuen Offiziere, der zur ursprünglichen Enterprise-Besatzung auf der Brücke dazukommt. Ich bin ein erweiterter Mensch mit verstärkter Intelligenz und reduzierten Emotionen, ähnlich wie ein künstlicher Vulkanier. Ich arbeite am Steuersystem in einer Position, die im Zusammenhang mit Spock steht.

2. J.J. Abrams sagte in einem Interview, er wollte durch sein Reboot des "Star Trek"-Franchises erreichen, dass wieder optimistische Science-Fiction-Filme gemacht werden. Würdest du sagen, das ist auch die Prämisse bei "Into Darkness"?

Ich stimme J.J. absolut zu, und er hat dies mit "Into Darkness" definitiv erreicht. Ich selbst und viele Leute, die ich kenne, sind komplett gelangweilt von düsteren, deprimierenden Filmen, die mit Elend und Tod enden und keine Hoffnung für den Helden oder die Menschheit zulassen. In diesen Filmen ist die Erde ein dunkler, öder und bedrückender Ort voll von sehr bösen Menschen, die niemals über den Tellerrand hinausschauen und willkürlich hassen und töten. Mit "Into Darkness" ist J.J. wieder dazu zurückgekehrt, was das urspüngliche "Star Trek" überhaupt so verlockend gemacht hat. Es geht um Hoffnung, Erforschung und den Versuch, das Richtige zu tun, für Freundschaft, Liebe und schließlich Menschlichkeit. Der Film beinhaltet eine starke politische und humanitäre Moral, und nach 132 Minuten voller Tränen, Lachen, Spannung und Überraschung verlässt man das Kino mit Freude und Stolz auf die Menschheit und unsere Zukunft. Das ist selten für moderne Filme oder Fernsehserien.

3. Abrams sagte auch, man muss kein "Star Trek"-Fan sein, um den Film gut zu finden. Würdest du dem zustimmen und was heißt das genau? Ist der Film eher Action und Drama?

Es ist ein Film, den man sowohl als "Star Trek"-Neuling als auch als echter Trekkie lieben wird! Es gibt sehr viele Momente, die eine Verbindung zu den bisherigen Filmen herstellen, speziell zur Originalserie, die nur Trekkies und Fans verstehen und zu schätzen wissen können, man muss aber den Ursprung dieser Anspielungen nicht kennen, um Humor, Spannung, Trauer etc. hier verstehen zu können. Es ist ein sehr gut gemachtes Drehbuch.

Foto: Copyright: Paramount Pictures
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4. Was war das Beste an der Arbeit an "Star Trek Into Darkness"?

Es ist schwierig, eine einzene Sache herauszupicken, da das gesamte Erlebnis wundervoll war. Ich ging knapp sechs Wochen lang jeden Tag auf die Brücke der Enterprise, und es war nie langweilig. Ich hatte immer einen Kloß im Hals, wenn ich dieses blaue Shirt anzog und das Mädel von der Requisite mir das Abzeichen der Sternenflotte mit Klebeband an der Brust befestigte. Das großartige Team kennenzulernen, Chris, Zach, John, Anton, J.J., etc., und mit diesen Leuten Witze zu reißen und Spaß zu haben, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Wahrscheinlich war der stolzeste Moment für mich aber, den Film das erste Mal zu sehen. Ich kam aus der Vorführung bei Paramount heraus mit hoch erhobenem Kopf vor lauter Stolz, soviel Glück gehabt zu haben, Teil dieses unglaublichen Filmes sein zu düfen!

5. Du bist du auch ein wenig ein SciFi-Geek? Ein Fan von "Star Trek", "Star Wars" oder auch anderen SciFi-Serien? Falls ja, wer ist dein Lieblingscaptain und warum?

Ich bin ein massiver Geek. Schon immer seit ich ein Kind war. Ich habe meinen ersten Millennium Falken zum achten Geburtstag bekommen und habe ihn immernoch in ungebrauchtem Zustand. Ich habe eine gewaltige "Star Wars"-Sammlung von Actionfiguren und Vehikel (Originalfiguren). Auch habe ich einen Tribble, ein Entprise-Modell von 2009, sowie verschiedene Blaster, Phaser etc., die Liste geht immer so weiter. Ich habe auch gerne Comics gelesen, "Thor" war einer meiner Favoriten! Im Moment bin ich völlig verrückt nach "Battlestar Galactica". Ich habe Aaron Douglas bei einer Convention in El Paso, Texas, getroffen und er hab mich davon überzeugt, dass es mir gefallen würde. So hab ich seinen Ratschlag befolgt und die Miniserie angeschaut, und jetzt bin ich am Haken. EJO ist phantastisch als "Adama"!

Was Captains (der Enterprise) angeht, so ist dies vielleicht eine kontroverse Antwort. Ich habe Bill immer als "Kirk" gemocht, aber ich liebte Sir Patrick als "Jean Luc Picard". Er war glatzköpfig, Brite und immer besonnen, selbst unter Beschuss, beinahe wie ein "James Bond" im All. Aber seit ich Chris bei "Into Darkness" bei der Arbeit sehen konnte, er ist ein verblüffender Schauspieler und verkörpert wirklich alles, was "James T Kirk" ausmacht. Er hat den Humor und scherzhafte Neckereien richtig drauf, weiß aber auch mit dem harten Stoff fertigzuwerden. Also, #1 Picard und #2 Kirk (Pine).

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6. Die Rolle des Eisriesen Grundroth in "Thor" war ein wichtiger Schritt in deiner Karriere. Wie war die Arbeit mit Kenneth Branagh und Anthony Hopkins?

Ken war sehr angenehm. Er war sehr charmant, aber auch sehr professionell und sachlich. Er ist ein Schauspieler, der Regisseur wurde und weiß wirklich gut mit den Schauspielern in ihrer Sprache zu kommunizieren, so dass er bekommt, was er von ihnen braucht. Ähnlich wie O.C. Madsen,
der Regie bei meinen "Banshee"-Episoden geführt hat. Ich hatte großes Glück, mit diesen Leuten zu arbeiten. Genau wie J.J. sind such sie sehr inspirierende Menschen! Sir Anthony Hopkins, oder Tony, ist mehr als bezaubernde Gesellschaft. Er verströmt die wundervolle Aura von jemandem, der weiß, wer er ist und worum es ihm geht. Er kam jeden Tag ans Set und begrüßte mich mit den Worten: "Joseph, lieber Kamerad, wie geht's dir heute? Ist das nicht wunderbar? Es ist so wundervoll, hier zu sein." Dann ging er in die Maske und wurde als Odin zurechtgemacht, und wir tranken eine Tasse englischen Tee und unterhielten uns darüber, wie sehr wie es mögen, in America zu leben. Beeindruckender Mann.

7. Um Grundroth zu spielen, verbrachtest du wahrscheinlich viel ruhige Zeit in der Maske? Auf der anderen Seite gab es aber auch viel Action mit den Stunts?

Grundroths Tage begannen in der Regel sechs Stunden bevor man vor der Kamera stand, was bedeutete, um 2 oder 3 Uhr aufzustehen, wenn um 9 Uhr gedreht wurde. Es war ein ordentlicher Prozess mit einem maßgeschneiderten Vollkörperanzug aus Schaumlatex. Dann wurde die Gesichtsprothetik an meinem Kopf angebracht. Das dauerte zusammen mit Anmalen und Ansprühen ca. vier Stunden. Während zwei großartige Effekt-Maskenbildner arbeiteten, versuchte ich zu schlafen. Danach wurde die letzte Hand angelegt. Rüstung, Füße, Stiefel, Eis und Schee. Große Kontaktlinsen, die übers ganze Auge gingen wurden von einem Linsenexperten erst kurz vor dem Dreh eingesetzt, da die unheimlich unangenehm zu tragen waren. Es war ein langer und ungemütlicher Prozess, aber am Ende hatte man eine überwältigende Kreatur. Es war witzig, manchmal verbrachten wir so viele Stunden im Makeup, dass wir vergaßen, wie wir aussahen, bis wir in einen Spiegel schauten.

Als ich bei der Premiere auf dem roten Teppich stand, wollte ich Tony (Hopkins) begrüßen, mit dem ich während der dreimonatigen Dreharbeiten fast jeden Tag gesprochen hatte, aber dann fiel mir ein, dass er mich nur als "Grundroth" kannte. Er hatte mich NIE ohne Makeup gesehen, daher wusste ich nicht, ob er mich erkennt. Glücklicherweise lag ich falsch. Er kam zu mir, nahm meine Hände und sagte: "Joseph, mein lieber Freund, wie geht's dir? Es ist so lange her. Ist das nicht wunderbar?", und er stellte mich seiner Entourage vor.

Als Eisriesen haben wir drei Monate vor Beginn der Dreharbeiten geprobt, um die komplizierten Kampfsequenzen zu lernen und sich an die Bewegung als Eisriese zu gewöhnen. Meistens haben wir mit dem Stuntteam geprobt, aber in den letzten paar Wochen haben wir mit den anderen Schauspielern geübt. Mein großer Kampf als "Grundroth" war mit "Hogun", Tadanobu Asano. Es war großartig, mit zu arbeiten, er ist ein toller Typ. Wir hatten alle Stuntdoubles, falls wir sie für die schwierigen Sachen brauchten, aber am Ende haben die meisten von uns fast ihre gesamte Kampfchoreografie selbst gemacht und die Doubles kaum gebraucht. Das war ein Beweis für unsere Kondition und harte Arbeit während der dieser Proben. Nicht jeder Schauspieler verdreht sich in dem Moment, wo er versucht zu gehen und dabei zu sprechen, sofort ein Fußgelenk (Augenzwinkern).

Foto: Copyright: 2013 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
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8. Antony Starr aus "Banshee" sagte kürzlich in unserem Interview, dass der Albino sein Lieblingsschurke in Staffel 1 ist und er war auch ein großer Fanfavorit! Warst du überrascht, dass die Figur einen solche Wirkung hatte? Im Grunde war er ja ein echt beängstigender Verbrecher.

Das war sehr nett und liebenswürdig von Ant, das zu sagen. Er ist großartig und es war eine wirklich große Freude mit ihm zu arbeiten. Im Hinblick auf die Reaktion der Fans auf den Albino, ja, ich war extrem überrascht. Ich wusste, er würde eine Wirkung haben, aber ich dachte so eher in der Art, dass die Leute mich auf der Straße anspucken und verhöhnen würden. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass die Leute diesen Kerl LIEBEN würden. Ich meine, er ist ein echt gemeines, fieses, verkorkstes Ar***loch, aber die Fans haben ihn wirklich ins Herz geschlossen, und auch jetzt twittern und facebooken die Leuten noch, dass sie ihn (mich) unbedingt wieder in der Serie sehen wollen und dass mein Handlungsbogen viel zu kurz war. Erstaunlich.

9. Die leisen Töne des Albinos, die überlegene Sprechweise, sein Ehrenkodex, die Berührung mit der Nase, all diese Aspekte machen einen außergewöhnlichen, aber auch bösartigen Verbrecher aus, den wir hassen zu lieben. Wie geht man an die Darstellung einer solchen Rolle heran?

Nach meinem anfänglichen Entsetzen über das Skript und das Landen der Rolle, habe ich mir wirklich etwas Zeit genommen, mich mit dem Albino hinzusetzen und mir zu überlegen, was ich mit ihm anfangen wollte. Ich hätte den einfachen Ausweg wählen können und ihn als wütenden, zweidimensionalen, eintönigen Bösen spielen können, den man schon Millionen Mal vorher von gelangweilten und unfähigen Schauspielern dargestellt gesehen hat. Aber was ich wirklich erreichen wollte, war Empathie. Ich wollte, dass dieser Mensch wahre Gründe dafür hat, was er tut und wie er sich verhält, und letzten Endes sind das schlimme Gründe, die ihn in eine mach-oder-stirb Überlebenssituation zwingen. Er muss sich so verhalten, und er erschafft sich dabei angenehme Lebensumstände, in denen er sich wie ein wertvoller Mensch fühlen kann, was er außerhalb der Gefängnismauern wahrscheinlich nie erlebt hat. Ich hab mir als Ziel gesetzt, wenn ich es schaffe, dass auch nur ein Mensch mitfühlen und Sympathie mit diesem komplett bösen Charakter empfinden kann, dann hab ich meinen Job gemacht... und ich glaube, das ist mir gelungen!

10. Welche Charakterfacetten würdest du deinem Repertoire gerne noch hinzufügen?

Ich würde gerne mal versuchen, eine schwache, unsichere Person zu spielen. Das wäre etwas, was man mir nur schwer abkaufen würde aufgrund meines Aussehens, Körperbaus und Auftretens, insofern würde ich das gerne eines Tages mal ausprobieren.

11. myFanbase ist ein Onlinemagazine, das sich mit US-Serien beschäftigt. Hast du eine oder mehrere Lieblingsserie(n)?

Wie ich oben erwähnte, schaue ich mir gerade "Battlestar Galactica" an und bin durch und durch begeistert. Ich habe auch Spaß an "Game of Thrones" und LIEBE "Strikeback" total! Andere Favoriten, die ich gerne mit meiner Freundin (Mercy Malick) zusammen ansehe, sind "Grimm", "Homeland", "Episodes", "Castle", "Elementary" & "Modern Family". Oh, und "BANSHEE" nicht zu vergessen!

Vielen Dank, Joseph, wir wünschen dir alles Gute für deine zukünftigen Projekte!

Nicole Oebel - myFanbase


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