Bewertung

Review: #3.02 Sechs Jahre

Foto: Sam Heughan, Outlander - Copyright: 2017 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Sam Heughan, Outlander
© 2017 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Nach einer großartigen Auftaktsepisode von "Outlander" präsentiert man uns mit #3.02 Surrender eine Episode, die sechs Jahre nach der Schlacht von Culloden spielt und erneut unterstreicht, dass weder Claire noch Jamie den Verlust des jeweils anderen überwunden haben. Dieser tragische Schmerz ist es auch, der das Leben der beiden auf sehr unterschiedliche Art verändert...

"You gave me no choice, brother!"

Sechs Jahre nach Culloden ist eine lange Zeit und ein großer Zeitsprung, den man in dieser Episode gemacht hat, da die Zuschauer somit nicht erfahren, wie es Jamie in all den Jahren ergangen ist. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn alleine die Szenen in dieser Episode machen deutlich, wie schwer der Verlust von Claire noch immer auf ihm lastet. Das macht nicht nur sein verwilderndes Aussehen deutlich (wobei ich sagen muss, dass ihm diese Haarpracht durchaus steht), sondern auch sein in sich gekehrtes Verhältnis gegenüber seiner Schwester oder Fergus. Beide versuchen ihn aus der in sich gekehrten Art herauszuholen und den alten Jamie wieder zum Vorschein zu bringen und beide scheitern daran.

Verwunderlich ist das Ganze ganz und gar nicht. Wie ich schon in meiner letzten Review schrieb, dachte Jamie bei seinem Abschied von Claire, dass er die Schlacht unmöglich überleben würde und genau das Gegenteil traf ein. Somit kann man es ihm nicht verdenken, dass er noch immer schwer damit zu kämpfen hat, sie durch die Zeit geschickt zu haben. Zudem hat er sie immer und überall vor Augen, was es natürlich umso schwerer macht, über den Verlust hinwegzukommen. Anders als Jenny weiß Jamie ja, dass seine große Liebe nicht tot ist. Und wenn man bedenkt, wie schwer es wäre, erklären zu müssen, was mit Claire wirklich passiert ist, ist die Variante des Todes wohl am einfachsten bzw. am leichten für ihn. Dabei ist für mich ebenso logisch, dass er von einer Heirat nichts hören will, denn Jamie ist und bleibt ein Ehrenmann, der seine Versprechen immer hält. Aber auch Jenny kann man ihre Versuche, ihren Bruder aus seinem Tief zu holen, nicht übelnehmen. Es ist eben ihre Art, die Dinge anzupacken.

Letztlich ist es aber dennoch Fergus zu verdanken, dass Jamie seinen Kampfgeist wiedergefunden und erkannt hat, dass er eben erneut einen Kampf aufnehmen muss, um seine Familie zu schützen. Der Verlust von Fergus' Hand war sehr drastisch gewesen. Dennoch durch Fergus' Verlust hat sich Jamie wieder an sein Versprechen aus der zweiten Staffel erinnert, nämlich: Immer für Fergus da zu sein und sich um ihn zu kümmern, sollte ihm etwas passieren. Ich fand die Szene im Wald zwischen den beiden sehr schön. Nicht nur weil sie gezeigt hat, wie sehr der Junge ihm ans Herz gewachsen ist, sondern dass auch Claire in diesem Moment präsent war. Durch das von ihr vermittelte medizinisches Können konnte Jamie dem Jungen das Leben retten.

Und so war auch Jamie im Stande zu erkennen, dass er keine andere Wahl hat, als sich den Soldaten zu stellen, um so verhindern zu können, dass seiner Familie etwas zustößt. Schließlich haben sie bei ihrem letzten 'Besuch' bereits Eigentum der Familie zerstört, wie unwahrscheinlich ist es da, dass nicht beim nächsten Mal einem Bewohner von Lallybroch angetan wird? Dass es Jenny natürlich schwerfallen würde ihren eigenen Bruder zu 'verraten', ist für mich logisch. Doch wie sie ja selbst am Ende sagte, gab Jamie ihr keine andere Wahl als die, einen gemeinsamen Plan zu schmieden, der darauf abzielt, dass er ins Gefängnis zu wandern.

Loss of the heart

Sehr schön fand ich Ians Aussage über den Verlust von Fergus' Hand, seinem Bein und natürlich Jamies Verlust von Claire. Den bekannten Phantomschmerz kennt wohl jeder, der ein Körperteil verloren hat. Obwohl der Teil weg ist, nimmt man den Schmerz manchmal deutlicher denn je wahr. Mir gefiel es sehr gut, dass Ian Claire mit Jamies Herz verglichen hat. Treffender hätte man es nicht beschreiben können, denn für ihn ist sie ja nun mal die Liebe seines Lebens. Durch Claire hat er verstanden, was Liebe, Leidenschaft, Sex und Zärtlichkeit bedeutet. Also ja, sie hat ihm zum Leben erweckt und somit ist Ians Vergleich mit dem Verlust seines Herzens durchaus nachvollziehbar. Und wahrscheinlich konnte er mit Mary schlafen, eben weil es nicht sein Herz berührt, es ihm aber dennoch bewies, dass er am Leben ist.

Ähnlich erging es meiner Ansicht nach auch Claire. Denn auch sie hat durch Jamie ihr Herz verloren. Ich bin mir zwar sehr sicher, dass sie Frank liebt(e), aber es ist eben nicht die Liebe, die sie für Jamie empfindet. Deswegen nutzt sie den Sex mit Frank gewissermaßen, um sich besser vorstellen zu können, mit Jamie zu schlafen. Doch genau das ging beim zweiten Mal eben nicht mehr, weil auch Frank das gemerkt hat. Ein bisschen tut er mir ja doch leid, denn er liebt Claire. Doch insgeheim ist ihm auch klar, dass er niemals gegen Jamie gewinnen kann und so hat er auch mit seiner Behauptung recht, dass sie die Augen geschlossen hat, um sich Jamie besser vorstellen zu können. Ich denke aber auch, dass es auch etwas mit der unglaublichen Ähnlichkeit zwischen Frank und Jack Randall zu tun hat, dass sie nicht wirklich bei ihm sein kann. Dass sie am Ende sogar in getrennten Betten schlafen, unterstreicht meiner Meinung nach nur noch mehr, dass es letztlich nur noch Brianna ist, die sie verbindet.

She will be an doctor

Auch Claire versucht ihr neues Leben in Boston und ohne Jamie zu gestalten und das Beste daraus zu machen, und hat damit deutlich besseren Erfolg. Aber das liegt wahrscheinlich auch mit daran, weil sie durch die Geburt von Brianna eine große Verantwortung trägt. Dennoch spürt man doch immer wieder, dass Claire eben nicht die Frau ist, die sich mit einem Leben als Mutter und Hausfrau zufrieden gibt. Gerade jetzt, nachdem sich Claire und Frank noch ein Stück weiter voneinander entfernt haben, muss sie wieder eine Lücke füllen.

Und wenn wir uns mal an Staffel 1 zurückerinnern, so wissen wir doch, dass Claire schon damals eine Frau war, die ihre eigenen Wege geht und sich von nichts und niemand sagen lässt, was sie zu tun und zu lassen hat bzw. was sie soll oder nicht soll. Ich denke, seit sie Jamie kennengelernt hat, ist ihr Wille zur Selbstständigkeit und dazu Dinge zu schaffen, die für andere unmöglich erscheinen, noch viel stärker geworden ist.

Dass ihr Wunsch, Ärztin zu werden, kein leichter Weg sein wird, konnte man sich schon denken. Doch Claire ist stark und wird ihren Weg sicherlich meistern und so ganz alleine ist sie auch nicht. Mit Joe Abernathy hat Claire einen Verbündeten gefunden, der ein ähnliches Schicksal teilt. Dadurch, dass er eine andere Hautfarbe besitzt, ist er ebenso ein Außenseiter. Schon bei der ersten Begegnung der beiden hat man bemerkt, dass sich daraus eine wunderbare Freundschaft entwickeln könnte. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Episoden mit den beiden. Denn ich glaube, diese Freundschaft macht für beide das Leben im Beruf leichter, und ich könnte mir vorstellen, dass beide es auf Grund der Diskriminierungen in dieser Zeitperiode nicht leicht haben werden.

Dinge, die noch Erwähnung finden müssen:

  • Ich fand es sehr süß, wie Jamie den kleinen Ian auf dem Arm hatte. So konnte man sich auch vorstellen, wie er als Vater von Brianna agiert hätte, wäre Claire mit ihr bei ihm geblieben.
  • Gut gefallen hat mir auch, dass Murtagh durch Fergus nochmals Erwähnung fand und es nochmals unterstrichen hat, wie gut er als Lehrer gewesen ist.
  • Mir tat es ehrlich gesagt schon beim Hinsehen weh, als man Fergus die Hand abgehackt hat. Dadurch, dass man die Schreie des Jungen nicht gehört hat, wurde die Szene noch viel emotionaler.
  • Als ich vom Casting für die Rolle von Joe Abernathy gelesen habe, hatte ich erst meine Zweifel, ob der Darsteller alleine vom Bild her passend für diesen Part ist. Doch ich muss sagen, dass man auch diesmal sehr gute Arbeit geleistet hat und Wil Johnson mir in der Rolle durchaus sympathisch ist.

Fazit

Zwar ist #3.02 Surrender nicht ganz so stark wie die erste Episode dieser Staffel, aber dennoch wusste man mit Emotionen und Fingerspitzengefühl zu überzeugen. Zudem hat man die Geschichte von Jamie und Claire weitergesponnen, so dass man darauf gespannt sein kann, was Jamie im Gefängnis und Claire als Ärztin erleben wird.

Daniela S. - myFanbase

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