Bewertung

Review: #3.11 Zeit zu leben

Foto: Hayden Panettiere, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Hayden Panettiere, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Im Winterfinale gab es ja einige schockierende (Deacons Krebskrankheit, Gunnars

Vaterschaftstest, Sadies

brutale Auseinandersetzung mit ihrem Ex, Laylas

Überdosis) oder zumindest überraschende (Juliettes

und Averys

Hochzeit) oder dann wenigstens zufriedenstellende Ereignisse (Raynas

Absage ihrer Hochzeit), die mich wirklich sehr erwartungsvoll auf die neuen Folgen haben blicken lassen. #3.11 Zeit zu leben enttäuscht dann eigentlich auch nicht, auch wenn nicht alles wahnsinnig originell oder spannend war.

"So much for taking the high road..."

Ich denke, dass Luke nicht einen auf braves Reh macht, das alles einfach so hinnimmt und dann auch noch lieb in die Kamera lächelt, war klar. Wie Rayna schon sehr treffend bemerkt, ist Luke ein guter Geschäftsmann und als solcher natürlich besorgt, sein Image nicht zu verlieren. Trotz allem haben wir ihn in den letzten Wochen immer wieder als einen höchst aggressiven, kleinlichen und arroganten Mann kennen gelernt, was sich auch in dieser Episode fortsetzt. Erst taucht er bei Deacon auf und will dort eine Szene machen, dann verliert er als letzte Unterstützer auch noch seine eigenen Kinder und scheint das wohlgemerkt nicht einmal realisiert zu haben. Denn er gibt ja das Konzert, ohne sich zu erkundigen, wo sie sind. Immerhin sind die beiden einfach abgehauen, ohne etwas zu sagen... Allerdings muss man dazu sagen, dass bei aller Liebe für Rayna und meiner höchsten Freude darüber, dass diese Hochzeit nie zustande kam, auf rein menschlicher Ebene Lukes Reaktion natürlich teilweise durchaus verständlich ist. Im Gegensatz zu Rayna, war er sehr committed und hatte die ganze Zeit über ernsthafte Gefühle für sie und hat die gemeinsame Zukunft geplant. Seine Wut ist verständlich. Wie er diese jedoch auslässt, lässt leider nur wieder seinen mehr als unsympathischen Charakter hervorstechen. Wie Rayna sich in so jemanden verlieben konnte, ist mir weiterhin schleierhaft. Denn irgendwas muss ja auch mal da gewesen sein am Anfang. Auch wenn ich nach wie vor dabei bleibe, dass die beiden von Beginn an keine Chemie hatten. Ich war ehrlich gesagt recht überrascht, als man so nach und nach durchscheinen ließ, dass man aus den beiden tatsächlich ein richtiges Paar machen wollte.

Dass Luke am Ende seiner Kränkung auf solch eine abartige Art und Weise Ausdruck verleihen muss, wie er es ja auch schon bei den CMA's getan hat, indem er die Lorbeeren für Raynas kompletten Errungenschaften einheimsen will, ist wirklich das Allerletzte. Ein Fünkchen Wahrheit steckt sicher darin, da Rayna durch die gemeinsame Beziehung viel Publicity und Aufmerksamkeit erhalten hat. Aber dann gleich die Verantwortung für die Erfolge und Werke eines anderen übernehmen zu wollen, der selbst bereits genau so viel Erfolg und Ruhm eingeheimst hat wie man selbst, ist echt unter aller Würde. Nichts für ungut, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass sowas von einer Frau im selben Maße kommen würde. Es ist ein Macht-Ding, über das sich Luke seine Männlichkeit und Stärke erhalten will. Und es bestätigt nur meine ohnehin sehr geringschätzige Meinung über ihn.

"I've loved you since the first time I ever laid eyes on you..."

Da muss ich doch echt sagen, dass mich die Serie gegen Ende tatsächlich mal überrascht hat. Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so schnell gehen würde, dass Rayna sich die wahren Gründe für die Hochzeit mit Luke eingesteht und dann direkt zu Deacon läuft und ihm erneut ihre Gefühle gesteht. Dass sie ein wenig Zeit braucht, finde ich auch eigentlich auch ganz gut. Es war eine sehr emotionale Szene, die mich wirklich bewegt und mein Herz angerührt hat. Die beiden gefallen mir einfach nach wie vor und ich fände es schade, wenn die Serie dieses Paar kaputt macht, da sie wenigstens etwas haben, was bisher kaum andere Kombinationen der beiden einzeln hatten: wahnsinnig viel Chemie! Natürlich muss aber ausgerechnet jetzt etwas dazwischen kommen. Wer wird wohl am Ende die Lebertransplantation übernehmen? Ich vermutete ja direkt einmal Maddie, da die Übereinstimmung zwischen den beiden ja recht hoch sein sollte oder zumindest könnte. Das wird sicher noch eine emotionale Storyline werden, da ich mir auch vorstellen könnte, dass Rayna nicht möchte, dass ihre Tochter solch eine krasse Operation durchmacht. An Scarletts Mutter und Deacons Schwester hatte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr gedacht. Vielleicht wird sie auch diejenige sein, allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich mich überhaupt nicht auf eine Rückkehr von ihr freue. Ich habe ehrlich gesagt keine wirkliche Lust auf die Forgiveness-Storyline, die daraus wohl unvermeidlich erwachsen würde. One big happy family...

Deacon macht natürlich das Serientypische. Er steht seiner großen Liebe gegenüber, die ihm endlich auch wieder sagt, dass sie ihn liebt, und er bringt es nicht über sich, ihr die Wahrheit zu sagen. Als er sich dann hinterher Scarlett erklärt hat, war ich aber wieder versöhnt damit, denn ich finde es schon sehr nachvollziehbar in seiner Rolle, dass er nicht weiter von Rayna versorgt werden will, nachdem sie sich jahrelang nur um ihn kümmern musste. Er will aus dieser Co-Abhängigkeit heraus, was eigentlich auch absolut gesund ist. Er will eine gleichberechtigte Beziehung mit ihr und das kann man ihm nun wirklich ebenfalls nicht verdenken. Die Storyline gefällt mir insgesamt wirklich gut, vor allem da sie für mich so unerwartet kam. Ich gehe mal davon aus, dass Maddie und somit vermutlich dann auch Rayna bald davon erfahren werden und dann wird es erst richtig interessant werden.

Randnotizen

  • Tandy ist zurück und spielt den typischen Nebencharakter. Sie ist einfach nur Katalysator innerhalb einer von Raynas Storys. Das stimmt aber auch irgendwie traurig, denn es offenbart noch einmal, dass Rayna eigentlich überhaupt keine Freundinnen hat. Leider geht man den Weg mit ihr und Juliette ja nur, wenn es gerade passt. Generell sind die meisten anderen Frauen in der Serie auch einfach zu jung. Da kann Rayna mit ihren Grown-Up-Problems eigentlich auch nur die Schwester helfen. Ansonsten sind eigentlich nur Männer in ihrem Leben, mit denen sie mal etwas hatte. Ich finde das irgendwie sehr schade und denke, dass man das durchaus ändern oder zumindest innerhalb der Serie auch thematisieren könnte.
  • Erst dachte ich schon, Maddie und Colt seien old news, aber am Ende taucht er doch noch bei ihr auf. Mal sehen, was sich bei den beiden noch entwickelt und was es für Konsequenzen haben wird.
  • Die Story um Layla war auch nur schmuckes Beiwerk dieser Episode. Immerhin hat sie Will etwas aufrütteln können und er entlässt sie zumindest aus seiner Lügerei. Sie scheint sich auch sowohl gegenüber ihm als auch Jeff erkenntlich zu zeigen. Auch hier werden die nächsten Wochen zeigen, ob es noch Nachwirkungen geben wird.
  • Besonders leid tat mir Gunnar, der Micah beichten musste, dass er doch nicht sein Vater ist. Die beiden zusammen singen zu sehen, war wirklich sehr niedlich. Da hat die "love child"-Story doch eine andere Wende genommen, als ich zunächst angenommen hatte. Ich hoffe aber mal, dass dies zumindest weiterhin thematisiert wird, denn sonst könnte es auch fast wie ein "cop out" wirken. Dass die Autoren gemerkt haben, dass die Story irgendwie gerade nicht passt und sie dann schnell husch-husch gekillt haben. Wir werden es erleben.
  • Juliette und Avery wirken endlich wieder glücklich und haben typische Sitcom-Paar-Probleme. Juliette spielt dabei die typische "Ich will, dass du einziehst, aber dabei die Wohnung weiterhin exakt so bleibt, wie ich es will"-Frau und Avery regt sich schon auch zu recht auf meiner Ansicht nach. Auch wenn ich es gut von ihm finde, dass er dann selbst merkt, dass das alles eigentlich unwichtig ist. Immerhin gab es dann ein süßes Ende mit dem Stuhl im Babyzimmer. Die Story war deutlich zu sehen mehr für das Amüsement da als alles andere. Aber ich bin einfach nur froh, dass die beiden wieder zueinander gefunden haben und dass es nicht ewig dauern musste.
  • Vor kurzer Zeit habe ich mich noch über Sadie beschwert gehabt und ganz plötzlich wird sie interessanter. Und dann singt sie auch endlich mal einen schönen Song, der – passender ging es wohl nicht – "Sad Song" heißt. Das war das erste Mal, dass sie mir als Sängerin auch positiv aufgefallen ist. Auch diesen Storyteil fand ich recht spannend, weil ich sehr interessant finde, was sie für Wege gegangen ist, und ich mir vorstellen könnte, dass es sehr explosiv werden könnte mit ihr. Allerdings bin ich mir unsicher, wie weit die Serie bereit ist zu gehen. Sie tut mir auch leid, dass auch sie damit allein zu sein scheint. Dabei muss man rekapitulieren, dass sich die Serie generell nicht sehr gut mit Frauen-Freundschaften tut. Die einzige, die wir wirklich miterlebt haben, war zwischen Zoey und Scarlett... und naja, man hat ja gesehen, was daraus wird. Abgesehen davon sind es meistens Männer-Frauen-Freundschaften, die dann aber auch immer wieder denselben Weg gehen... ab ins Bettchen. Wäre schön, wenn die Serie da mal etwas origineller und vielleicht auch realistischer werden könnte. Sicher gibt es auch Frauen-Freundschaften in der Countrymusikszene.

Fazit

Die Folge hat mir endlich mal wieder gut gefallen. Selbst die Storylines, die nicht viel hergaben für diese Folge, machen neugierig auf das, was da kommt. Es gab viel Anrührendes, aber auch Nerviges. So lange Luke noch dabei sein wird, wird für mich immer ein bitterer Beigeschmack bleiben. Das waren für mich aber schon einmal gute acht Punkte.

Nadine Watz – myFanbase

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