Half Moon Run
Wäre es sehr weit hergeholt zu behaupten, dass Half Moon Run zu den nächsten großen Bands im Indie-Folk-Pop zählen werden? Wahrscheinlich nicht. Das wird einem eigentlich sofort bewusst, nachdem man das im März 2012 erschienene Debütalbum der Kanadier, "Dark Eyes", einmal durchgehört hat. Darauf lässt sich nicht nur eine erstaunliche musikalische Vielfalt und Tiefe heraushören, sondern auch die wunderschönsten Melodien und Textzeilen. "We got lost in the travels in the spiritual book / Missed the beaches from nirvana and the way that they look / And the crooks they're on the island they're killin' to keep runnin' / They're running severance on the plastic and it seems to be working". Das ist nur ein Vorgeschmack aus dem großartigen Opener der Platte, "Full Circle", in dem sich die poetische Kraft, die sich in den Liedern von Half Moon Run verbirgt, bereits andeutet.
Devon Portielje, Conner Molander und Dylan Phillips stammen eigentlich aus Ottawa und Comox, haben sich aber in Montreals Künstlerviertel, dem Mile End, zusammengefunden, um Musik zu machen. 2011, bei einem von Montreals unzähligen Musikfestivals, "M Pour Montreal", war es schließlich, dass Half Moon Run erstmals größere Aufmerksamkeit auf sich zog. Branchenmagazine wie NME und Brooklyn Vegan zeigten sich begeistert, zogen gar Vergleiche zu Radiohead. Half Moon Run entfaltet aber bei weitem nicht deren oft trostlos-düstere Atmosphäre, sondern lässt bei aller Melancholie auch immer ein wenig Hoffnung aufblitzen. Ihre Musik ist verträumt, zeitlos, bittersüß. Der Plattenvertrag beim Montrealer Label Indica Records war da jedenfalls nur noch Formsache.
"Dark Eyes", das Debüt des Trios, ist ein wunderbarer Mix aus verspielten Klängen, die mal fröhlich, mal nachdenklich, mal traurig sind, teilweise sogar innerhalb von Sekunden die Stimmung ändern. Manchmal klingen ihre Songs progressiv ("21 Gun Salute"), manchmal fast schon klassisch ("Full Circle"), manchmal sind ihre Lieder schnell ("Give Up"), manchmal bedächtig ("Need It", "No More Losing War"). Die faszinierende Vielschichtigkeit der Songtexte ist da nur noch wie das Tüpfelchen auf dem i. So verwundert es einen kaum, dass sie nach ihrem Albumrelease im Frühjahr 2012 gleich diverse Auftritte in Europa absolvierten, bevor sie wieder zurück nach Kanada reisten, um dort Konzerte zu spielen. Denn wie gesagt: Half Moon Run haben Potential. Zuhauf. Und könnten in den nächsten Jahren ganz groß raus kommen.
Maria Gruber - myFanbase
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