Hypes, Hopes & Letdowns 2012

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Musik ist nicht nur Musik, Musik ist auch eine Branche, in der es um Einschätzungen, Erwartungen, Lobeshymnen, Kritiken, verdienten und unverdienten Erfolg geht. So starten wir unseren Rückblick ins Musikjahr 2012 mit den Hypes, Hopes und Letdowns, das heißt: Welche Bands konnten die an sie gestellten Erwartungen erfüllen, welche scheiterten kläglich? Welche musikalischen Ereignisse und Künstler überraschten uns und welche enttäuschten? Welche Labels und Musikkollaborationen konnten dieses Jahr besonders überzeugen? Unsere Musikredaktion resümiert...

Most Overrated Artist

Foto: Muse - Copyright: Warner Music Group
Muse
© Warner Music Group

Muse
Auch wenn es stets ganze Scharen von Muse-Jüngern gibt, die kreischend loslaufen, wenn die Briten wieder eine neue Platte veröffentlichen – ich für meinen Teil kann ihren Album für Album hymnischer, pathetischer und bombastischer werdenden Songs überhaupt nichts mehr abgewinnen, da scheint mir viel zu viel Berechnung und Größenwahnsinn dahinterzustecken.| Stephanie Stummer

Foto: Lana Del Rey - "Born to Die" - Copyright: Vertigo Berlin
Lana Del Rey - "Born to Die"
© Vertigo Berlin

Lana Del Rey
Sicher, der generelle Ansatz, dass man nur geboren wurde, um zu sterben, kommt schon irgendwie cooler und philosophischer, als Unheiligs "geboren um zu leben". Hilft jetzt aber auch nicht wirklich bei ihren restlichen Lyrics. Die ganze Nostalgie-Schiene, White Trash und Gangster: zu gewollt. Melancholie trifft Blumen im Haar: zu gewollt. Ihre Lippen: zu gewollt. Auf letzterem würde ich übrigens nicht herumtrampeln, wenn die ersten Punkte wirklich gut bei mir ankämen. Aber so ist das alles einfach nur zu viel. Inklusive ihrer Lippen. Und ihre Stimme, ihr Talent? Einfach zu wenig. | Simone Bauer | zur Hörprobe in der Videogalerie

Lana Del Rey
Man möchte der Musikwelt einfach nur sagen: Bitte kommt alle mal wieder runter. Lana Del Rey ist eine völlig gewöhnliche, eigentlich eher unterdurchschnittliche Sängerin (wer das nicht glaubt, möge bitte ihren Live-Auftritt bei "Saturday Night Live" ansehen), deren durch H&M-Kampagnen und Vintage-Look aufgepolstertes Image nur dazu dient, ihre musikalische Mittelmäßigkeit zu übertünchen. Nach ihrem Hit "Video Games" war es das doch schon gewesen – ein toller Song, aber das war's. Lana Del Rey ist völlig überbewertet und hat die Omnipräsenz in der Musikpresse wirklich nicht verdient. | Maria Gruber | zur Hörprobe in der Videogalerie

Alle Finalisten von The Voice of Germany (Staffel 2)
Während im Halbfinale der ersten Staffel noch sechs von acht Sängern absolute Talente waren, sah es in der zweiten Staffel doch schon mau aus – vom Finale ganz zu schweigen. Jenna Hoff, Aisata Blackman, Brigitte Lorenz, Neo, Michael Heinemann und weitere wurden da schwer vermisst. Wenn Zuschauer andere Lieblinge als man selbst haben, ist das schon doof genug. Wenn man dann aber noch den Eindruck bekommt, dass Talente rausfliegen müssen, weil sie einen Vertrag nicht unterschrieben haben, und stattdessen Leute weiterkommen, die viel weniger drauf haben, ist das irgendwie bitter. Und wenn die dann von der Jury weiterhin über den grünen Klee gelobt werden, ist das echt ärgerlich und nervig. | Micha S.


Most Underrated Artist

The Raveonettes
Um mich mal selbst an der Nase zu fassen: Jahr für Jahr veröffentlichen die Raveonettes konstant gute Alben in diesem seltsamen Genre "Shoegaze-Retro-Rock'n'Roll", das sie selbst so sehr mitgeprägt haben; in dem sie aber von den eigenen Zöglingen zumindest in Sachen "Hipness" oft schon übertroffen werden. Jahr für Jahr höre ich ihre Musik unglaublich gern (dieses Jahr: "Observator" und die "Into the Night"-EP), dennoch verfehlen sie jedes Mal wieder einen Platz in den Top 5, weil irgendjemand halt doch wieder origineller oder sensationeller war. Dabei sind Wagner und Foo die einzigen, die diese tollen Pop-Songs schreiben können, bei deren Hören man sich als Teil eines Vintage-Werbespots fühlt, ohne dass alles gleich komplett durchkalkuliert und künstlich wirkt. | Stephanie Stummer


Foto: Yellow Ostrich - Copyright: Josh Goleman/Barsuk Records
Yellow Ostrich
© Josh Goleman/Barsuk Records

Yellow Ostrich
Vergangenes Jahr kürte ich ihren Song "Whale" bereits zum Song des Jahres und nun ist es an der Zeit, dass ich meiner Empörung über die konstante Ignoranz der Musikpresse bezüglich dieses fantastischen Trios einmal Luft mache. Yellow Ostrich sind vielleicht nicht massentauglich, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie einen immer wieder mit neuen Lo-Fi-Sounds zu begeistern wissen. Leider wurde weder dem Debütalbum "The Mistress" aus dem letzten Jahr, noch das diesjährige Follow-Up "Strange Land" viel Beachtung geschenkt und auch der phänomenale Song "Marathon Runner" zog anscheinend komplett am allgemeinen Musikinteresse vorbei. Mein Plädoyer: Gebt dieser tollen Band doch endlich mal eine Chance! | Maria Gruber | zur Hörprobe in der Videogalerie

NewWorldSon
Eine Stimme, die an James Morrison und Jamie Cullum erinnert und ebenso gut ist. Musik, die Funk, Soul, Southern Gospel, Reggae und Poprock auf bestechende Art verbindet. Konzerte, auf denen der Groove den Schweiß zum Laufen bringt. Dieses Jahr das vierte Album. Und bei uns kennt sie keine Sau. Eine Schande. | Micha S. | Zur Hörprobe in der Videogalerie

Royal Republic
Großartiger Voll-auf-die-12-Rock in Skinnyjeans und von Skandinaviern gespielt. Im Vorprogramm der Toten Hosen? Perlen vor die Säue. | Simone Bauer

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