Bewertung
Fall Out Boy

Mania

Eigentlich hätte es schon Mitte letzten Jahres soweit sein sollen: Die sehnsüchtig erwartete Rückkehr von Fall Out Boy. Nun liegt endlich "Mania" vor.

Foto: Fall Out Boy - "Mania" - Copyright: Island-Great Jones
Fall Out Boy - "Mania"
© Island-Great Jones

Das siebte Album beginnt gleich hektisch mit "Stay Frosty Royal Milk Tea", das sogar ein bisschen wie Industrial anmutet. Das darauffolgende "The Last of the Real Ones" ist dafür etwas sortierter, textlich ein herausragendes Liebeslied mit kosmischen Metaphern. Hierbei hatte Butch Walker, wie bei einigen anderen auch, seine Produzentenfinger im Spiel.

Die Zusammenarbeit mit Walker ist immer eine wertvolle, siehe auch das fulminante Album "Save Rock'n'Roll". "Hold Me Tight or Don't" beginnt pfeifend und mit Fingerschnipsen und geht in eine Art Neunziger-Jahre-Sommersong über. Der Text findet leicht obsessive Metaphern für eine nicht ganz unkomplizierte Beziehung.

Während "Church" mit sakralen Themen, Chor und Mitsingfaktor arbeitet, ist das vorhergehende "Wilson (Expensive Mistakes)" vielschichtig. Alkohol spielt, wie in einigen anderen Songs auch, eine große Rolle. Stump spittet die Lyrics und lässt seine großartige Stimme dann im Refrain toben, inklusive ironischer Anleihe – "I stop wearing black when they invent a darker colour". In "Heaven's Gate" versucht sich Stump als R'n'B-Gott. Wären Fall Out Boy eine Band des Genres, so wäre der Song vermutlich purer Durchschnitt. Für das Quintett ist es allerdings doch außergewöhnlich und speziell der Höhepunkt des Songs, in dem sich Schlagzeug, Piano und Stimme duellieren, gefällt.

Die zweite Single "Champion" startet mit einer Ansage aus der Zukunft und klingt auch ein bisschen so. Bedrohliche Gitarren von Joe Trohman halten die Stimmung, bis sich Stump zum Refrain hin freikämpfen kann. Der Song ist von der Band komplett selbst produziert und ist ein Aufruf, nicht nur herumzusitzen und in der falschen Welt der VR-Brillen die Zeit rumzubringen. Darum zerstört Jaden Smith, der auch den Support für die Nordamerikatour gab, eben genau diese im dazugehörigen Musikvideo. Beim Songwriting unterstützte "Chandelier"-Sängerin Sia.

Das komplette Gegenteil ist da "Sunshine Raptide" – letztlich ist es schon erstaunlich, dass von derselben Band auch eine Punk-EP wie "PAX AM Day" stammt. "Sunshine Raptide" beinhaltet das einzige Feature dieser Platte, nämlich Burna Boy, der seinen bislang bei uns eher unbekannteren Dancehallsound miteinbringt.

Die Vorabsingle "Young and Menace" ist zu Beginn spärlich instrumentiert und extrem eindringlich gesungen. Ein Tempowechsel bringt einen starken Schlagzeugrhythmus von Andy Hurley und dann ... ja, wird gequietscht. So gesehen mag "Bishops Knife Trick" der konventionellste FOB-Song auf "Mania" sein, denn hier geht es um den "glow of the city", die Töne sind episch, die Gefühle des Zuhörers wie in alten Zeiten.

Fazit

Bassist Pete Wentz beschrieb "Mania" als eine Festplattenreinigung. Und da kann man ihm nur zustimmen – das siebte ist das bisher wohl vielfältigste FOB-Album. Was allerdings nicht heißt, dass jeder Extraeffekt so seinen Sinn ergibt. Ein bisschen weniger wäre hier vielleicht sogar mehr gewesen.

Anspieltipps

The Last of the Real Ones

Church

Champion

Bishops Knife Trick

Artistpage

FallOutBoy.de

Tracks

1.Young and Menace
2.Champion
3.Stay Frosty Royal Milk Tea
4.Hold Me Tight or Don't
5.The Last of the Real Ones
6.Wilson (Expensive Mistakes)
7.Church
8.Heaven's Gate
9.Sunshine Riptidefeaturing Burna Boy
10.Bishops Knife Trick

Simone Bauer - myFanbase
11.02.2018

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