Bewertung
Panic! At The Disco

A Fever You Can't Sweat Out

Panic! At The Disco hatten es bereits geschafft, bevor ihre Plattenfirma auf sie aufmerksam wurde. Wochenlang waren sie in den Top 10 von PureVolume.com und MySpace.com vertreten, ohne jemals ihr Haus verlassen zu haben. Es brach eine Fieberepidemie aus, die ihresgleichen sucht, denn sobald man einen Song von P!ATD zu hören bekommt, ist man infiziert. Keine Chance zu entkommen.

Foto: Panic! At The Disco - "A Fever You Can't Sweat Out" - Copyright: Atlantic Records
Panic! At The Disco - "A Fever You Can't Sweat Out"
© Atlantic Records

"A Fever You Can’t Sweat Out” ist kein herkömmliches Debüt-Album. Dafür ist es eindeutig zu komplex und vielseitig. "Wir wollten nicht einfach ein Album mit 11 Songs machen", erklärt Ryan (Lyrics, Gitarre, Keyboard, Piano, Akkordeon) und so kam es, dass sie das Album in zwei Teile aufteilten, wobei der erste Teil recht futuristisch gehalten ist, da sie viel mit Synthezisern arbeiteten, und der zweite Teil fast nostalgisch, wenn man dieses Wort in Zusammenhang mit einer Rock-Emo-Alternativ-Band (die vier Jungs in eine Schublade zu stecken, würde ihnen nicht gerecht werden) benutzen darf. In diesem Teil sind nämlich Akkordeon und Vaudeville-Piano zu hören – kein Wunder also, dass die Paniker davon sprechen, die extremsten Einflüsse zusammengebracht zu haben.

Neben diesen musikalischen Gegebenheiten zeigen Panic! At The Disco, dass sie auch texten können. So frotzeln sie, dass ihnen Kritiker egal seien und erzählen Geschichten, die von Fassaden und Lebenslügen der US-amerikanischen Bevölkerung und ihrer Beziehung zu ihren Fans ("The Only Difference Between Martyrdom And Suicide Is Press Coverage" – großartiger Song mit catchy Lyrics, bei dem man sich gleich dem Text fügt und anfängt mit dem Fuß zu wippen und den Fingern zu schnipsen) handeln. Und dabei sind sie keinesfalls zimperlich. Auch ihre Zungenbrecher-Songtitel wie "London Beckoned Songs About Money Written By Machines" und "There’s A Good Reason These Tables Are Numbered Honey, You just haven’t Thought Of It Yet”, die oftmals nach Zitaten von Filmen und Büchern benannt sind, lassen darauf schließen, dass sich hinter den Blutjungen Zyniker und Sarkastiker ersten Grades verstecken.

"London Beckoned Songs About Money Written By Machines" wartet mit unglaublich schnellen Lyrics auf, die direkt ins Blut gehen und Brendon Urie erlauben, uns die Bandbreite seiner genialen Stimme zu präsentieren. Hammer! "Nails For Breakfast, Tacks For Snacks" verliert in der CD-Version im Gegensatz zur Live-Performance einiges, kann aber immer noch mit seinem Chorus überzeugen, wenn auch nicht so sehr wie die anderen. "Camisado" beginnt unglaublich sanft. Zumindest in den ersten Sekunden, denn dann geht es los, mit rockigen Elementen und einer Shotgun, die direkt auf die Füße gerichtet ist und sie zum Tanzen zwingt. "Sit back und relax" ist dabei schlicht unmöglich, genauso wie es aussichtslos ist, nicht auf Panic! aufmerksam zu werden.

"Time To Dance" ist wieder ein gigantischer, extrovertierter, zwingender, abwechslungsreicher, starker, einfach explosiv geiler Song, der zwar einfache Lyrics hat, die dafür aber umso stärker sind. Awesome! "When I say shotgun, you say wedding/ shotgun/ wedding/ shotgun/ wedding." Got you!

"Lying Is The Only Fun A Girls Can Have Withour Taking Her Clothes Off” – Energiegeladen singt Brendon über die schönste Nebensache der Welt und verbreitet Maturität, Lust und großartigen Text! Die folgende Intermission bildet den Übergang zum altmodischen Teil der Platte und man denkt, die CD hätte gewechselt, weil plötzlich Walzerklänge ertönen - aber weit gefehlt.

Es geht weiter mit "But It’s When We Do". Genial. Just Check It Out, if you wanna hear about lapdance! Langsam kommt die Gewissheit, dass nur noch vier Songs folgen, aber der beste Song auf dem Debüt folgt noch: "I Write Sins Not Tragedies” Er beginnt sehr politisch, indem um die Aufmerksamkeit gebeten wird. 30 Sekunden später wird aber nicht mehr gebeten, sondern gefordert. "It’s much better to face these kind of things with a sense of poison and rationality" -So chime in! "I Constantly Thank God For Esteban ” ist nicht der auffälligste Song. Bis es zum Chorus kommt. Denn ab dort ist das Fieber kaum noch zu ertragen. Wachsam und bereits fast geistesabwesend erwartet man die letzten zwei Songs. Ist das Niveau überhaupt noch zu steigern? Zu steigern vielleicht nicht, aber definitiv zu halten. Bei "There’s A Good Reason These Tables Are Numbered Honey, You just haven’t Thought Of It Yet” muss sich Brendon doch die Zunge brechen, aber es scheint ganz einfach neben der gigantischen Stimme, ich kann es gar nicht oft genug sagen, ein weiteres Talent von ihm zu sein. Es ist einfach ein sehr interessanter Song und man wartet darauf, was einem der Song sagen will. Aber findet es selbst heraus…

Der letzte Song rundet "A Fever You Can’t Sweat Out" einfach ab. Und so kann auch "Build God, Then We’ll Talk" mehr als überzeugen. Bleibt nur noch zu sagen, dass es wohl eines der überzeugendsten Debüts der letzten Jahre ist, und ich gehe noch weiter: Der Name Debüt ist geradezu eine Beleidigung für die Mischung aus elegant-schmutzigen Lyrics und cleveren Reimen. Klassisch. Großartig. Mehr davon. Schnell. Falls noch nicht geschehen: Los, kaufen!

Tracks

1.Introduction
2.The Only Difference Between Martyrdom and Suicide Is Press Coverage
3.London Beckoned Songs About Money Written By Machines
4.Nails For Breakfast, Tacks For Snacks
5.Camisado
6.Time To Dance
7.Lying Is The Most Fun A Girl Can Have Without Taking Her Clothes Off
8.Intermission
9.But It's Better When We Do
10.I Write Sins Not Tragedies
11.I Constantly Thank God For Esteban
12.There's A Good Reason These Tables Are Numbered Honey, You Just Haven't Thought Of It Yet
13.Build God, Then We'll Talk

Nicole - myFanbase
20.05.2006

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