Bewertung
Feist

Metals

Viel ist passiert, seitdem Leslie Feist 2007 ihr monumentales Album "The Reminder" auf den Markt brachte: Nicht nur erreichte ihre Single "1 2 3 4" dank der Verwendung in einem Werbespot für Apples iPod nano schwindelerregende Verkaufszahlen, ihre Lieder sind mittlerweile fester Bestandteil diverser Film- und Seriensoundtracks (man denke etwa an "(500) Days of Summer") und zudem beliebte Grundlage für Coverversionen (man denke an James Blakes großartiges Cover von "Limit to Your Love"). Nach vier Jahren liefert die Kanadierin nun endlich ihr viertes Studioalbum ab, das vor Lebensfreude und Energie nur so strotzt.

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Ach, Leslie. Wenn ich nur deine Stimme hätte. Es ist diese Stimme, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche Alben zieht, unverkennbar, sanft und gleichzeitig kraftvoll, eine Ausnahmestimme. Es ist diese Stimme, auf die man vier Jahre gewartet hat, damit sie endlich wieder etwas Neues singt. Mit "Metals" haben wir sie nun wieder, diese Stimme. Feist taucht hier ein in Klangwelten, die man aus den Vorgängeralben kennt, die aber auch innovative, rhythmischere Melodien erkennen lassen. Kurzum: eine gelungene Balance zwischen altem Stil und neuen Experimenten.

Dabei scheint es, als ob Feist vor allem die Linie weiterverfolgen würde, die in "The Reminder" mit Liedern wie "Sealion" repräsentiert wurde: sehr rhythmisierte Arrangements mit energiegeladenem Folkpop, bei dem getrommelt, gestampft und geklatscht wird. Auf "Metals" finden sich jedenfalls einige Beispiele für eine Weiterentwicklung dieses Perkussion-lastigen Sounds: Bereits das Eröffnungslied "The Bad in Each Other" entwickelt ein einzigartiges Temperament, das kontinuierlich an Fahrt aufnimmt, erst über E-Gitarre und Schlagzeug, dann mit Bläsern und choralen Gesängen. Noch flotter und energischer ist "A Commotion", wo sich Feist die Unterstützung eines Männerensembles holt, das in regelmäßigen Abständen ein brummendes "a commotion!" ausruft, gefolgt von himmlisch anmutenden Frauenstimmen und imposant klingenden Pauken und Trompeten.

Doch was dominiert sind letztlich die beschaulichen, ruhigen Songs, die teilweise fast zerbrechlich klingen ("Graveyard", "Caught a Long Wind"), teilweise einer unglaublich entspannenden Seelenmassage gleichen ("Bittersweet Melodies", "Comfort Me"). Feist zaubert hier wirklich Folkpop vom Allerfeinsten, wunderschöne Melodien gepaart mit tiefgründigen Songtexten, die Thematiken umspannen, wie man sie von ihr kennt: Natur, Liebe, Leben. Lebhaft-wilde Songs wechseln sich ab mit besinnlichen Popliedern, dazwischen wird ein kleines bisschen Jazz ("Anti-Pioneer") und Acoustic ("Cicadas and Gulls") eingestreut. Eine ideale Ausgewogenheit.

Dabei muss allerdings klar gesagt werden, dass "Metals" trotz seiner Genialität seinem Vorgänger "The Reminder" in einem Punkt nachsteht: Der Hitsong bleibt aus. Es ist kein "1 2 3 4" auf dieser Platte zu finden, kein "Sealion", kein "My Moon My Man". Das bedeutet aber nicht, dass "Metals" musikalisch nicht so hochwertig ist wie "The Reminder", keinesfalls. Vielmehr ist das Album ein majestätisches Gesamtwerk, ein rund 50-minütiges Klangerlebnis, in das man hineingesogen wird. Denn schließlich ist es immernoch diese eine Stimme, die einen durch alle 12 Titel begleitet.

Fazit

"Metals" ist ein faszinierendes Album, dem eine traumhafte Mischung aus Schwerelosigkeit und Lebenskraft gelingt und Leslie Feist endgültig als eine der zweifellos talentiertesten Künstlerinnen der letzten Jahre etabliert. Was Feist hier abliefert ist formvollendete Musik mit inhaltlicher wie klanglicher Poesie.

Anspieltipps

How Come You Never Go There

A Commotion

The Circle Married the Line

Anti-Pioneer

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Tracks

1.The Bad in Each Other
2.Graveyard
3.Caught a Long Wind
4.How Come You Never Go There
5.A Commotion
6.The Circle Married the Line
7.Bittersweet Melodies
8.Anti-Pioneer
9.Undiscovered First
10.Cicadas and Gulls
11.Comfort Me
12.Get It Wrong Get It Right

Maria Gruber - myFanbase
05.10.2011

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