Vampirromane – Ein Trend mit Biss

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Auf der Kinoleinwand gab es bereits 1994 ein "Interview mit einem Vampir", basierend auf einem Roman aus dem Jahr 1976 von Anne Rice. Es ist mir persönlich zwar nicht gelungen, so kurzfristig einen Vampir aufzutreiben, aber ich könnte mir gut vorstellen, wie ein solches Interview heute ablaufen würde.

Interview mit einem Vampir 2009

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Ich: Guten Tag, Herr Vampir. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen, Sie sehen so blass aus?

Vampir: Ha ha, sehr witzig, selten so gelacht!

Ich: Sie scheinen nicht die beste Laune zu haben.

Vampir: Wundert Sie das? Wie würden Sie es finden, wenn man über Sie plötzlich unzählige Bücher veröffentlichen würde, obwohl Sie die letzten Jahrhunderte in dem Bewusstsein existiert haben, einer geheimen Rasse anzugehören?

Ich: Sie mögen Vampirromane also nicht?

Vampir: Ganz und gar nicht. Sie können sich gar nicht vorstellen, was diese Romane uns antun! All die falschen Erwartungen, die geweckt werden. Früher hatten die Menschen Angst vor uns und haben sich einzureden versucht, dass es uns gar nicht gibt. Heute finden die Mädchen uns süss, sie wollen mit uns ausgehen, weil wir so düster und geheimnisvoll sind. Ich kann keine dunkle Gasse mehr betreten, ohne auf eine Verrückte zu stoßen, die sich für Bella und mich für Edward hält.

Ich: Ah, "Twilight"!

Vampir: Ja, wer kann mit solchen Idealen schon mithalten? Vampirromane sind für uns, was Klatschmagazine für euch Menschen sind. Wir werden in Schubladen gesteckt, immer wieder verschieden und meistens völlig falsch dargestellt und zu allem Überfluss werden auch noch Anleitungen dazu gegeben, wie man uns umbringen kann. Alle Welt liest diese Romane, aber bekommen wir was von den Buch – und Filmeinnahmen ab? Natürlich nicht! Früher hatten die Menschen nur Fackeln und Heugabeln. Ich vermisse diese Zeit wirklich.

Der Vampirroman ist mittlerweile ein eigenes Genre, das seinem früheren Dasein als eine Nische der Horrorliteratur entwachsen ist und zahlreiche Bestseller hervorgebracht hat, die nach und nach verfilmt werden.

Wie alles begann

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Die Entstehung des Vampirmythos begann bereits im mittelalterlichen Europa, als die Menschen nach den Schuldigen für Katastrophen wie Krankheiten, Missernten und Verlust von Vieh suchten. In der einfachen Bevölkerung entwickelten sich hysterische Anstvorstellungen von Toten, die ihre Gräber verlassen und die Lebenden heimsuchen, oder im Grab aufrecht sitzend an ihrem Leichentuch oder den eigenen Extremitäten nagen, um so ihren Hinterbliebenen die Lebensenergie auszusaugen. Die Gräber, die den abergläubischen Menschen verdächtig vorkamen, beispielsweise wegen eines schiefen Kreuzes, wurden dahingehend untersucht, ob der Leichnam verwest war. Traf dies nicht zu, wurde die Leiche nochmals "getötet", beispielsweise gepfählt oder erhängt, und anschließend verbrannt.

Das Blut als Saft des Lebens war eine weit verbreitete Vorstellung. Das Trinken von Blut galt als unheilige Methode, den Alterungsprozess aufzuhalten und Unsterblichkeit zu erlangen. Diversen Herrschern, die den Menschen als grausam in Erinnerung geblieben waren, wurde das Praktizieren des Bluttrinkens nachgesagt.

Mit der Zeit vermischten sich die verschiedenen Mythen. So lange sich die Menschen viele Naturphänomene und Todesfälle nicht erklären konnten, blieb auch der Vampirglaube bestehen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts brach in Europa eine regelrechte Vampir-Hysterie aus. In Serbien wurden die Leichen zweiter Männer, des Bauern Peter Plogojowitz und des Verbrechers Arnold Paole, exhumiert, nachdem mehrere Menschen, die zuvor behauptet hatten, die beiden Männer noch nach deren Tod gesehen zu haben, plötzlich gestorben sind. Angeblich sollen Peter Plogojowitz und Arnold Paole unverwest und mit frischem Blut in den Mundwinkeln in ihren Gräbern gefunden worden sein. Beide Leichname wurden daraufhin gepfählt und verbrannt.

So begann sich auch die Literatur mit diesem Thema zu beschäftigen. Die erste bedeutende Vampirerzählung war eine Kurzgeschichte von 1816, die unter dem Titel "The Vampyr" erschien. Der Autor John Polidori erzählt darin die Geschichte von Lord Ruthven, der scheinbar vor den Augen seines Reisegefährten Aubrey stirbt, jedoch wenig später zurückkehrt und Aubreys Schwester verführt, die er in der Hochzeitsnacht schließlich aussaugt. Der Vampir feierte damit zugleich seinen Durchbruch als nicht nur bösartiges, sondern auch charmantes Wesen, das die Menschen zu täuschen vermag.

Die erste erfolgreiche Vampirserie entstand von 1845 bis 1847 in der Groschenheftreihe "Penny Dreadfuls" und hieß "Varney the Vampire". Varney verabscheut seine Existenz als Blutsauger, ist ihr jedoch hilflos ausgeliefert. Er besitzt hypnotische Fähigkeiten und übermenschliche Stärke. "Varney the Vampire" wurde eine der Grundlagen für den Roman, der das heutige Vampirbild maßgeblich prägte und sich zum berühmtesten Vampirroman aller Zeiten entwickelte: "Dracula" von Bram Stoker. Der 1897 erschienene Roman führte auch erstmals einen ebenbürtigen Gegner der Vampire ein, den Wissenschaftler Abraham van Helsing. Für die Figur des Dracula bediente sich Stoker auch aus der Geschichte und ließ sich von dem Leben des rumänischen Fürsten Vlad III. Drăculea aus dem 15. Jahrhundert inspirieren, der für seine Gräueltaten bekannt war. Dracula wurde zum Prototyp eines Vampirs.

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