Die besten Neuerscheinungen 2015, Teil 1

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Nach unserem Rückblick über die besten Neuentdeckungen des Jahres 2015 widmet sich die Literaturredaktion im zweiten Teil den besten Neuerscheinungen, die 2015 auf Deutsch beziehungsweise im Original erschienen sind.

Rückblick: Die besten Neuerscheinungen 2015

Sanny Binder meint:

Colleen Hoover - November 9 (2015, bisher nicht auf Deutsch erschienen)

2015 war für mich das Jahr, in dem ich die Autorin Colleen Hoover für mich entdeckt habe. In den vergangenen Monaten habe ich jedes einzelne ihrer dreizehn veröffentlichten Bücher (von denen bisher nur sieben in deutscher Sprache erschienen sind) gelesen und jedes konnte mich durchweg überzeugen. Die für mich emotionalste Geschichte war allerdings die von Ben und Fallon. Im Alter von achtzehn Jahren begegnen sie sich zufällig in einem kleinen Café, einen Tag bevor Fallon die Stadt verlässt und ans andere Ende der Staaten zieht. Sie beschließen, sich in den nächsten fünf Jahren jeweils am 9. November am Ort ihres Kennenlernens zu treffen und Ben, ein zukünftiger Autor, soll ihre Geschichte niederschreiben und veröffentlichen. Allein die Idee des Buches innerhalb des Buches hat mich restlos von den Socken gehauen. Zwei einzigartige Charaktere, die ein schreckliches Schicksal miteinander verbindet. Mit "November 9" ist es Colleen Hoover gelungen ihre bisherigen Werke alle in den Schatten zu stellen, denn dieses ist mit weitem Abstand das Beste von allen und eines meiner absoluten Jahreshighlights.

Sabaa Tahir - Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken (2015)

Foto: Copyright: Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
© Bastei Lübbe GmbH & Co. KG

Es gab einen riesigen Hype um dieses Buch – wo man auch hinsah, überall wurde es als eines der besten Bücher des Jahres 2015 beworben. Für gewöhnlich sind es gerade diese Romane, von denen man sich viel verspricht und am Ende doch enttäuscht wird. Nicht so bei der Geschichte um Elias und Laia, zwei Menschen aus verschiedenen Gesellschaften, die doch mehr verbindet, als sie zunächst für möglich gehalten hätten. Sabaa Tahir entführt die Leser in ein mittelalterliches und doch dystopisches Setting, in dem die Bevölkerung von den schrecklichen Masken-Kriegern unterdrückt und in die Knie gezwungen wird. Der Spannungsbogen wird durchweg aufrechterhalten und die zahlreichen unerwarteten Wendungen lassen einem den Atem stocken. Endlich ein Buch, bei dem der Hype durchweg gerechtfertigt ist, denn es hat absolut alles, was es für ein absolutes Lesevergnügen braucht. Zwei sympathische Hauptcharaktere, zahlreiche Nebenakteure, die ihren Teil zur Handlung beitragen, eine ideenreiche Geschichte in einem malerischen Setting, Spannung und ein hervorragend flüssiger Schreibstil. Sabaa Tahir hat es geschafft und die Herzen zahlreicher Leser im Sturm erobert, die den zweiten Teil der Reihe nun kaum noch erwarten können.

Victoria Aveyard - Die Farben des Blutes: Die rote Königin (2015)

Dieses Buch habe ich Anfang des Jahres auf Englisch gelesen, ohne auch nur eine geringe Ahnung davon zu haben, worum es eigentlich geht. Es war ein Spontankauf basierend auf dem Cover, denn auf der Originalausgabe befindet sich nichts weiter als eine blutende Krone auf einem silbernen Hintergrund. Es hat förmlich "Kauf mich!" geschrien und deswegen musste ich es unbedingt holen. Anschließend habe ich gelesen und gelesen und dann war es plötzlich schon vorbei, so unerwartet und plötzlich und böse! Die Geschichte war für mich neuartig und innovativ: Die Menschen mit silbernem Blut haben besondere Fähigkeiten, während diejenigen mit rotem Blut gewöhnliche Sterbliche sind und von den Silbernen unterdrückt werden. Doch dann kommt Mare ins Spiel – eine Rote mit einer besonderen Gabe. Sie weiß nicht, was mit ihr geschieht, als sie plötzlich ihre Begabung entdeckt und sich am Königshof widerfindet. Von jetzt auf gleich ändert sich ihr komplettes Leben und sie muss lernen, sich wie eine Hofdame zu verhalten, um den Prinzen zu heiraten. Es gibt zahlreiche Komplotte und Intrigen am Königshof, sodass es niemals langweilig wird und spannend bleibt – bis zum bitteren Ende. Der Cliffhanger am Ende macht das Warten auf die Fortsetzung schier unerträglich und ich kann es kaum erwarten endlich zu erfahren, wie es mit Mare weitergehen wird.

Amy Ewing - Das Juwel - Die Gabe (2014)

Foto: Copyright: S. Fischer Verlag GmbH
© S. Fischer Verlag GmbH

Auch wenn der Auftakt dieser dystopischen Jugendbuch-Trilogie von Amy Ewing nicht durchweg perfekt ist, so handelt es sich nichtsdestotrotz um ein absolut empfehlenswertes Werk, das Jung und Alt begeistern kann. Violet Lasting ist eine sehr willensstarke Protagonistin, mit der man sehr schnell sympathisiert. Die Welt, in der sie aufwächst, ist jedoch schrecklich und grausam. Durch ihre besonderen Fähigkeiten wird Violet an eine Adlige verkauft und muss deren Kind austragen. Sie hatte keine Wahl, sondern wird in dieses Leben gedrängt, wenn man überhaupt von "Leben" sprechen kann. Es ist Violet nicht möglich, für sich selber Entscheidungen zu treffen, sich zu verlieben oder eine Familie zu gründen. All diese Dinge wurden ihr entrissen, als sie ihre Ausbildung zur Surrogat beginnen musste. Ewing hat eine grausame Welt erschaffen, die einem das Mark in den Knochen gefrieren lässt. In "Das Juwel" gibt es sowohl liebenswerte Charaktere, die man schnell lieb gewinnt, als auch kaltherzige, denen man nur die schlechtesten Dinge wünscht. Diese Balance macht das Buch zu etwas Besonderem, einem Schmuckstück, das man gelesen haben sollte, da es trotz plötzlicher Liebesgeschichte doch empfehlenswert ist. Obgleich es kleine Schwächen hat, ist "Das Juwel" eins besten Bücher, das in diesem Jahr erschienen ist.

Rebecca Wild - Winteraugen (2015)

Auf dieses Buch bin ich zufällig gestoßen, als es mir beim Kauf eines anderen Buches vorgeschlagen wurde. Der Klappentext klang nett und auch die Bewertungen schienen durchaus positiv zu sein, sodass ich einen Versuch riskiert habe. Es kommt bei mir wirklich selten vor, dass ich Bücher von deutschsprachigen Autoren lese und noch seltener ist es, dass sie mich so überzeugen können. North und Rae aber wachsen einem beim Lesen sehr schnell ans Herz. Sie ist das schöne Sommermädchen und er der mysteriöse Winterjunge mit den eisblauen Augen. Bekanntermaßen ziehen sich Gegensätze an und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich zwischen den beiden eine Liebesgeschichte entwickelt. Dass diese allerdings so tragisch wird, damit kann man zu Beginn noch nicht rechnen. Rebecca Wild hat viele wundervolle Ideen in ihre Geschichte mit einfließen lassen, so beispielsweise einen Wald, der je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, ein Frühlings- oder Herbst-Setting hat. Man darf sich im Wald auf keinen Fall umdrehen, ansonsten kommt man vom Weg ab und findet vermutlich niemals wieder einen Ausweg. Dieser Wald, der die beiden Höfe miteinander verbindet, birgt viele Mysterien, die es heißt, im zweiten Band noch genauer zu erkunden.

Charleen Winter meint:

Kass Morgen - The 100-Reihe (ab 2013)

Foto: Copyright: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Als großer Fan der Fernsehserie "The 100" stand die Buchreihe von Kass Morgan, auf der die TV-Serie lose basiert, schon länger auf meiner To-Do-Liste. Als durch die deutsche Erstausstrahlung 2015 beim Heyne Verlag die ersten beiden Bände auf Deutsch erschienen, war es dann endlich soweit. Auch wenn die Marketing-Strategie es als "Das Buch zur TV-Serie" zu bewerben einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterließ, bildet "Die 100" einen gelungenen Auftakt der Trilogie. Dystopien im Jugendbuchsektor gibt es derzeit viele, trotzdem gelingt es Morgan, einige neue Aspekte einzubringen und eine spannende Geschichte zu entwerfen, die aus der Sicht von vier sehr unterschiedlichen Jugendlichen erzählt wird. Dadurch bleiben zwar die weiteren Nebencharaktere teilweise etwas blass, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Genau wie bei "Die 100" war ich auch bei "Die 100 - Tag 21" viel zu schnell bei der letzten Seite angelangt und wollte mich kaum aus dieser mit liebevollen Details ausgeschmückten Welt verabschieden. Glücklicherweise erscheint 2016 noch ein weiterer Band, der hoffentlich alle losen Enden zu einem würdigen Abschluss bringt.

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