Bewertung
Morgan, Kass

Die 100 - Tag 21

"Sie lächelte in der Dunkelheit. Jetzt war vielleicht ihr Leben in Gefahr, aber es war zumindest endlich ein Leben, für das es sich zu kämpfen lohnte."

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Inhalt

21 Tage ist es her, seitdem 100 Jugendliche zur Erde geschickt wurden und sich dort mit allerlei Gefahren konfrontiert sehen. Das große Feuer, das die meisten Vorräte zerstört und erneut einen tiefen Keil zwischen Clarke und Wells durch Thalias Tod getrieben hat, ist nicht das einzige Problem der Jugendlichen. Nach dem plötzlichen Angriff der Erdgeborenen, der einen von ihnen das Leben kostete, hat Wells die Rolle des Anführers übernommen. Dass sie nicht die einzigen Menschen auf der Erde sind, ahnen Bellamy und Clarke nicht, die sich bereits vor dem Angriff auf die Suche nach der verschwundenen Octavia begeben haben. Auf den drei Raumschiffen spitzt sich zudem die Lage durch den immer knapper werden Sauerstoff rasant zu, Glass und Luke müssen schnell eine Entscheidung treffen…

Kritik

Aufgrund der frühen Ausstrahlung der zweiten Staffel der TV-Serie "The 100" verschob sich ebenfalls der Erscheinungstermin des zweiten Bandes nach vorne, auch wenn beide Formate kaum mehr als die Grundidee gemeinsam haben. "Die 100" endete zuvor mit einer für die Jugendlichen großen Offenbarung, dass durchaus Menschen die Stunde Null auf der Erde überlebt haben und ihnen scheinbar feindlich gesinnt sind. Für Wells bedeutet das vor allem, dass er mehr Verantwortung übernehmen muss und auf der Erde quasi in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Diese neue Aufgabe lenkt ihn zumindest ein wenig von Clarke ab, die sich mehr und mehr Bellamy zuwendet. Damit diese Situation nicht in einem Liebesdreieck endet, wurde ein neuer Charakter eingeführt.

Sasha mag zwar durchaus interessant sein, aber ihr fehlt die nötige Komplexität, sodass ich mich als Leser nicht wirklich in sie hineinfühlen und ihre Entscheidungen nachvollziehen konnte. Weitere Charaktere, die recht blass bleiben, sind ebenfalls die neu erwähnten Jugendlichen, darunter Eric, Felix und Kendall, auch wenn sie alle einen bestimmten Zweck innerhalb der Geschichte haben. Vor allem durch Sasha erfahren wir mehr über die Erdgeborenen und die Geheimnisse der veränderten Natur. Kass Morgan bringt dabei wieder interessante Ideen ins Spiel, wie beispielsweise den Maisbaum, könnte aber für meinen Geschmack noch tiefer in diese neue Welt vordringen.

Vordergründig gibt es also vor allem einiges an Liebeleien, die mehr oder weniger gut ausgehen und teilweise langweilen. Es hätte der Geschichte gut getan, nicht jedem Hauptcharakter ein dunkles Geheimnis mit auf dem Weg zu geben, sondern sich mehr auf das Szenario der unbekannten Bedrohungen auf der Erde zu konzentrieren. Dieses rückt leider immer wieder aus dem Fokus, wenn die Charaktere sich wieder nach einer Offenbarung neu bewerten müssen. Wirklich Zeit, diese Konflikte auszutragen, bleibt dabei nicht, verstreichen doch während der zweiten Bandes nur wenige Tage.

Die kurze Zeitspanne zeigt sich auch an der Situation auf den Raumschiffen, die allein Glass trägt und keine innovativen Ideen bietet. 300 Jahren der Vorbereitung hätten ausreichen müssen, um zumindest etwas an der Problematik des Exodus zu arbeiten, davon ist aber nichts zu merken. Wieder war es also dieser Teil der Geschichte, der mir am wenigstens zusagte. Die Gesellschaftskritik am dem Klassensystem auf den drei Raumschiffen hätte sicherlich interessanter gestaltet werden können.

Fazit

Der zweite Band von "Die 100" bietet erneut Spannung, zwischenmenschliche Gefühle und allerlei Geheimnisse. Wieder überzeugt Kass Morgan mit einem flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil, auch wenn sie wie zuvor die Erzählperspektive zwischen den vier Jugendlichen wechselt und es Rückblicke gibt. Leider werden die Möglichkeiten des Settings nicht vollkommen ausgeschöpft. Trotzdem gibt es viele Gründe, sich auf den dritten und finalen Band zu freuen.

Charleen Winter - myFanbase
15.11.2015

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