Interview mit Mila Brenner, Teil 2

Foto: "Boulder Lovestories - Amazing Grace" von Mila Brenner
"Boulder Lovestories - Amazing Grace" von Mila Brenner

Zurück zum Self-Publishing. Als Indie-Autorin hast du dich bisher selbst um Dinge wie Cover, Lektorat, Preisgestaltung usw. gekümmert. In wie weit unterscheidet sich nun die Zusammenarbeit mit einem Verlag? Beides hat doch bestimmt seine Vor- und Nachteile?

Auf jeden Fall. Beide Seiten haben Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil des Self-Publishings ist die angesprochene Freiheit in allen Entscheidungen. Das fängt bei der Geschichte selbst an, dem Plot, der Länge des Buchs und geht über zur Titelfindung, zur Covergestaltung, Preisgestaltung und so weiter. Man ist einfach vollkommen frei und nur von sich selbst "abhängig". Es gibt keine Wartezeiten und nagende Ungeduld, weil man ja an jedem Schritt bis das Buch auf den Markt kommt, selbst beteiligt ist und ihn meistens sogar selbst ausübt.

In der Zusammenarbeit mit dem Verlag ist das natürlich anders. Allerdings hat meine Erfahrung mit dem "Feelings Verlag" bisher gezeigt, dass ich dennoch als Autor ganz nah an der Sache dran war und stark mit einbezogen wurde. Die Titelwahl und Covergestaltung liegt zwar nicht mehr in meiner Hand, aber bei beiden wurde ich natürlich nach meiner Meinung gefragt und bei den Titeln hatte ich bisher immer das Glück, das meine Arbeitstitel übernommen wurden. Ein weiterer großer Unterschied ist der Druck beim Schreiben. Es ist ein anderes Gefühl zu schreiben und zu wissen, dass man in zwei oder drei Monaten einen festen Abgabetermin hat. Es fühlt sich anders an, zu wissen, dass die Geschichte an einen Lektor geht und man nicht weiß, ob der sich genauso in den Roman verliebt wie man selbst oder ob er Änderungswünsche hat.

Allerdings bringt die Zusammenarbeit mit einem Verlag auch viele Vorteile mit sich. Nicht nur die professionelle und oftmals unvoreingenommene Sichtweise und Arbeit am Text, der Aufmachung des Buches, sondern vor allem die große Erfahrung und die vielen Möglichkeiten in Sachen Marketing und Vertrieb sind ein absolutes Plus. Hier sind dem Verlag Möglichkeiten gegeben, die man allein nicht hat. Zum Beispiel die Breite des Publikums, die er durch Aktionen und Werbung anspricht. Vielleicht gibt es auch bei manchen Lesern immer noch eine gewisse Hemmschwelle, "Indie-Bücher" zu lesen. Lange Zeit hielt sich der Trugschluss, "Indie-Bücher" seien weniger gut und auch da profitiert man von der Professionalität eines Verlags, dessen Label das Cover des eigenen Buches ziert. Am wichtigsten war die Erfahrung, die ich durch die Zusammenarbeit mit einem Verlag gewinne, der ich mit viel Freude und Engagement und unvoreingenommen begegne, sowie die Möglichkeit, mehr Leser auf meine Bücher aufmerksam zu machen und es den Büchern zu ermöglichen, von mehr Menschen gelesen zu werden, denn das ist es doch, was sich jeder Autor wünscht.

Gibt es Tipps, die du angehenden Indie-Autoren mit auf den Weg geben kannst? Hast du selbst Hilfe durch andere Self-Publisher erhalten oder bist du deinen Weg konsequent alleine gegangen?

Mir hat vor allem geholfen, jemanden zu haben, der an einen glaubt und der einen unterstützt, Betaleser zum Beispiel, und da ist es egal, ob Vielleser, Genrefremder, oder professioneller Lektor. Der Blick von außen auf die Geschichte hilft unheimlich gut, um zu erkennen, ob die Geschichte verständlich ist und es keine "Plotlücken" gibt, die man als Autor manchmal nicht erkennt, weil man so viel mehr als die Geschichte kennt. Es ist auch sehr hilfreich jemanden an der Seite zu haben, der einen in Designfragen oder Marketingaktionen unterstützt. Man möchte oft alles allein machen, aber das ist fast unmöglich zu schaffen. Was das Schreiben selbst angeht, gibt es drei Tipps, an die ich mich halte und die ich gerne teile.

1. An sich glauben und auf die Stimme in einem vertrauen und sich selbst treu bleiben.
2. Ganz viel schreiben und lesen.
3. Sich als Self-Publisher und Autoren gegenseitig unterstützen, statt an Neid oder Vergleichen festzuhalten. Neid macht grün und nicht glücklich. Schaut euch "Once Upon a Time" an, dann wisst ihr, was ich meine.

Auf Facebook und deinem Autorenblog kann man sehen, dass du fleißig an weiteren Schreibprojekten arbeitest. Nebenbei bist du noch Literaturbloggerin. Wie bringst du das alles (neben dem Familienalltag) unter einen Hut?

Ich muss schon zugeben, dass es manches Mal sehr stressig ist und der Tag definitiv nicht genug Stunden hat. Mir kommt es vor, als hätte ich gerade gestern den Vertrag bei "Feelings" unterschrieben. Die Zeit rast und das tut sie nur noch mehr, je mehr man zu tun hat.

Von Vorteil ist es sicher, dass ich ein sehr strukturiert arbeitender Mensch bin und mir meinen Tag fest einplane. So habe ich feste Schreibzeiten, Überarbeitungszeiten, Lesezeiten, Zeiten zum Bloggen und Rezensieren und natürlich für den Haushalt. Die Einzigen, die immer an erster Stelle stehen und mit mir rechnen können, wann immer sie mich brauchen, ist meine Familie. Seitdem ich so aktiv schreibe und mit festen Abgabefristen arbeite, merke ich jedoch, dass die Zeit zum Lesen weniger geworden ist und ich nicht mehr ganz so viele Bücher im Monat lesen kann wie früher. Das Bloggen möchte ich dennoch nicht aufgeben, da mir das Beschäftigen mit Büchern und der Kontakt zu anderen Lesern sehr wichtig sind.

Inwieweit beeinflusst diese Leidenschaft, das Bloggen über Bücher, deine Schreibarbeit? Was war zuerst da? Das Geschichtenschreiben oder das Bloggen?

Zuerst kam das Schreiben. Wie gesagt habe ich das schon sehr früh gemacht, wenn auch da noch nicht mit dem Gedanken, später mal Bücher zu veröffentlichen. Dann kamen das Bloggen und danach die erste Romanveröffentlichung.

Das Bloggen beeinflusst mich nicht direkt, aber es hilft mir sehr. Durch die Arbeit mit meinem Blog gewinnt man einen ganz anderen Blick auf die Leser, auf Bücher, was einem wichtig ist und man lernt auch, Rezensionen und Buchkritiken anders wahrzunehmen, weil man selbst sich mit dem Thema Buchrezensionen eingehend aus Lesersicht beschäftigt. Das ist schon sehr hilfreich. Außerdem finde ich Lesen im Allgemeinen genauso wichtig, wie den Rat, immer und immer zu schreiben, wenn man schreiben möchte. Lesen bereichert die Fantasie, öffnet die Herzen und Seelen und du lernst dich selbst besser kennen. Mir ist es immer so gegangen, geht es heute noch und deswegen nehme ich mir auch neben meiner Schreibzeit die Zeit zu lesen.

Wie steht es denn mit Kritik? Als Bloggerin besprichst du selbst Romane. Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Buch unter die Lupe genommen und vielleicht kritisch beäugt wird?

Ehrlich? Ganz, ganz seltsam. Wenn die Bewertung ganz toll und positiv ausfällt, mag ich es nicht so recht glauben und fühle mich so, als lese ich die Rezension zu einem anderen Buch. Wenn sie sehr kritisch ist, muss man lernen Abstand zu den Worten zu gewinnen. Das ist gar nicht so leicht. Je mehr Herzblut in einem Buch steckt, umso mehr fühlt man sich damit verbunden. Natürlich möchte man dann auch, dass jedem Leser das Buch gefällt. Da vergisst man schnell, dass das natürlich nicht geht. Man kann es nicht jedem recht machen.

Kritische Bewertungen lese ich, weil mich jede Meinung interessiert und ich es faszinierend finde, was denjenigen gestört oder gefehlt hat, aber nicht unbedingt, um was zu ändern. Ich denke, das Wichtigste beim Schreiben ist, dass man sich selbst treu bleibt und nicht versucht, etwas zu schreiben, um anderen zu gefallen oder zu überzeugen. Die guten Meinungen lese ich vor allem dann, wenn ich gerade wieder mal Zweifel an mir und meinem Geschriebenen habe, wenn ich super nervös auf die Rückmeldung des Lektorats warte oder wenn ich einfach mal Aufmunterung gebrauchen kann. (lacht)

Foto: Mila Brenner - Copyright: privat
Mila Brenner
© privat

Als Buchbloggerin wirst du auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein. Wird man dich dort auch als Autorin wahrnehmen? Sind Lesungen mit dir geplant?

Ich werde das komplette Wochenende auf der Buchmesse sein. Am Samstag vorwiegend privat und mehr als Blogger. Wie viele andere gibt es auch für mich tolle Termine, zu denen ich unbedingt möchte und viele liebe Menschen, mit denen ich mich treffen will. Wer mich trifft, darf mich jedoch gerne ansprechen, ich habe eine Goodie-Tasche dabei mit Lesezeichen und Buttons zur "Boulder Lovestories"-Reihe und zur "Talamadre"-Reihe.

Am Sonntag werde ich vorwiegend am Droemer-Knaur-Stand verweilen. Dort darf ich an meiner allerersten Lesung teilnehmen. Ich lese zum Event: "Die längste Liebesgeschichte der Messe" 10 Minuten aus meinem Roman: "Märchenzauber". Wer also gerne eine romantische Szene aus "Märchenzauber" lauschen möchte, ist herzlich eingeladen, um 12:15 Uhr vorbeizukommen. Ich werde auch am Stand Bücher signieren und würde mich natürlich freuen, wenn ganz viele liebe Leser vorbeikämen.

Im Januar 2016 wird bei "Feelings" auch der zweite Band "Boulder Lovestories – Amazing Grace" erscheinen. Der dritte Band soll folgen. Sind noch weitere Folgebände in Planung und worauf darf man sich in den neuen Geschichten freuen?

Also im Augenblick sind ja erst einmal drei Bände geplant, die alle in Boulder spielen und hier und da natürlich Berührungspunkte haben, aber prinzipiell sind die Teile in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Der zweite Band "Amazing Grace" widmet sich einer ganz neuen Figur. Man lernt eine neue Familie kennen und anstatt um Blumen geht es um Polizeisirenen. Grace Valmont ist nämlich Polizistin. Zudem ist sie nicht auf der Suche nach ihrem Traumprinzen, sondern bereits glücklich verheiratet und zudem Mutter zweier Kinder. Allerdings wirbelt eine Beförderung ihren Alltag gerade unglaublich auf und führt zu vielen Problemen zwischen ihr und ihrem Mann Alec. Es geht also nicht so sehr um die Suche nach der Liebe, sondern eher darum, wie schnell man diese im Alltag verlieren kann. Außerdem spielt die Frage nach Träumen, danach den Mut zu haben, zu tun, was man wirklich will und Vertrauen eine ganz große Rolle. Wer jetzt neugierig ist, kann schon mal auf der Verlagsseite oder meiner Website gucken. Es gibt schon ein Cover und einen Klappentext.

Und im dritten Band?

Der dritte Band führt uns ein bisschen zurück zu Rina und Blair. Im dritten Band lernen wir Rinas Schwester Rubye besser kennen. Sie studiert Musik und Philosophie, ist eine komplizierte, junge Frau von 20 Jahren und steht mit vielen Dingen im Leben auf Kriegsfuß – mit der Liebe, ihrer Mutter und überhaupt. Allerdings versteckt sich hinter der harten Schale ein sehr weicher Kern. Im dritten Buch erleben wir die Liebe, wie sie ganz langsam wächst, welche Kraft sie entwickeln kann und dass Liebe sich in vielen Dingen zeigt, zwischen Geschwistern, Fremden, die zu Freunden werden, und Menschen, die dich dein Leben lang kennen. Es geht viel um Musik, um Freundschaft und natürlich spinnt sich auch Rinas und Blairs Märchen weiter und welche Folgen die Beziehung der beiden für den Rest ihrer Familien hat. Der dritte Band scheint momentan der Längste zu werden und ich kann schon mal verraten, dass er mich beim Schreiben tatsächlich Taschentücher gekostet hat.

Wie bereits erwähnt, entsteht Boulder so richtig vor meinem geistigen Autorenauge und ich habe noch einige Ideen und Geschichten von Figuren, die sich während des Schreibens ergeben haben. Konkret liegen bereits drei Exposés parat und ich weiß, dass der Verlag an weiteren Bänden interessiert ist. Jedoch wird rein aus wirtschaftlichen Gründen zuerst geguckt werden, wie die Reihe bei den Lesern ankommt und dann wird entschieden, ob ich weiter schreiben kann. Ich hoffe also, dass sich ganz viele Leser da draußen in die "Boulder Lovestories" verlieben und ich noch lange in Boulder bleiben darf.

Und wie sieht die Zukunft deines aktuell selbstverlegten Urban-Fantasy-Projektes "Talamadre: Gefährliches Spiel" aus? Ist eine weitere Verlagskooperation in Sicht? Und ist schon absehbar wann "Order of the Talamadre" in die zweite Runde gehen wird?

Eine Verlagskooperation steht bisher nicht in Aussicht. Allerdings strebe ich dies auch nicht an. "Talamadre" ist ein Herzensprojekt von mir. Es erzählt die Geschichte von Figuren, die mich schon seit mehr als zehn Jahren begleiten und die ich einfach schreiben wollte und schreiben möchte. "Talamadre" ist eine anspruchsvolle Geschichte, sehr komplex und in sich ruhend. Sie konzentriert sich sehr auf die Figuren und ihre Gefühlswelt. Es geht um psychologische Dinge, um Fehler, Ängste, Selbstzweifel, ein Stück weit Selbstfindung und natürlich auch ein wenig um Magie und Übersinnliches.

Die Fortsetzung des ersten Teils ist momentan für das Frühjahr 2016 geplant. Ich habe bereits erste Szenen daraus geschrieben und widme mich dem Projekt, sobald der dritte "Boulder"-Band zu Ende geschrieben ist. Und ich freue mich schon sehr darauf.

Wo wir schon bei Märchen waren; in "Märchenzauber" gibt es einen kleinen Hinweis auf die US-Serie "Once Upon a Time". Bist du selbst ein Fan der Serie und gibt es noch andere TV-Serien, die dich aktuell begeistern oder gar inspirieren?

Ja, ich habe die Serie für mich entdeckt, während ich "Märchenzauber" geschrieben habe und ich bin ihr absolut verfallen. Ich liebe die moderne Übertragung, die Weiterentwicklung und finde gerade die schauspielerische Leistung bemerkenswert. Ansonsten gucke ich eigentlich ganz wenige Serien. Was mich an den Fernseher locken kann ist: "Pretty Little Liars", "Agents of S.H.I.E.L.D", "Grey's Anatomy" und ganz besonders liebe ich die Serie "Outlander". Diese endlich im englischen Ton und in einem Rutsch zu gucken, da freue ich mich unglaublich drauf!

Herzlichen Dank für die ausführliche und bezaubernde Beantwortung der Fragen!

Die Fragen stellte Doreen B.

Zur Rezension von "Boulder Lovestories – Märchenzauber"

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