Interview mit Mila Brenner, Teil 1
Oktober 2015 | Heutzutage kann (fast) jeder ein Autor sein – Self-Publishing ist das Zauberwort. Mila Brenner, die im realen Leben Jennifer Schymanski heißt und im Netz seit 2011 begeistert über Bücher bloggt, hat den Sprung im Februar 2015 gewagt. Über Indie-Plattformen wie "Amazon Kindle Direkt Publishing" (KDP) und "neobooks" veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Boulder Lovestories – Märchenzauber" aktiv in Eigenregie. Daraufhin wurde das Lektorat der Verlagsgruppe Droemer Knaur – genau die hatte neobooks im Jahr 2010 gegründet – auf die Autorin aufmerksam. Nach eingehender Prüfung wurde "Märchenzauber" im April schließlich auf die Shortlist des Verlages gesetzt. Nun stand einer Verlagskooperation nichts mehr im Weg. Am 14. Oktober 2015 erscheint Mila Brenners Erstlingswerk nun in einer Neuauflage bei "Feelings – emotional eBooks", dem neuen eBook-Label der Verlagsgruppe. Für myFanbase beantwortete die Autorin vorab einige Fragen über ihr Debüt und den Start als Self-Publisherin.
myFanbase: In wenigen Tagen wird dein Debütroman "Boulder Lovestories – Märchenzauber" in einer überarbeiteten Neuauflage bei dem neuen eBook-Label der Verlagsgruppe Droemer Knaur veröffentlicht. Du hattest dich vorab für das Self-Publishing entschieden. Wie kam es dazu?
Mila Brenner: Geschrieben habe ich ja schon eine ganze Weile. Als junges Mädchen war ich der typische Bücherwurm. Ich habe in der Welt der Geschichten gelebt und das furchtbar gerne und ohne etwas zu vermissen. Durch meinen Deutschlehrer ermutigt, der meine seitenlangen Aufsätze mochte, fing ich an, meine eigenen Geschichten zu schreiben. Damals zuerst per Hand und auf Papier, später per Schreibmaschine und dann im Alter von 16 mit dem ersten eigenen Computer. Nach dem Abitur wollte ich zuerst in Hamburg an der Fachhochschule Dramaturgie studieren, habe mich dann aber doch für die Mainzer Universität und ein Lehrerstudium in Deutsch und Geschichte entschieden. Beides große Leidenschaften von mir und so ein Studium schien vernünftig und handfest gegenüber der Träumerei "Autor" zu werden.
Trotzdem begleitete mich das Schreiben auch weiterhin. Seit ich 2004 meinen Partner, mit dem ich heute glücklich verheiratet bin, kennenlernte, wurde es sogar noch mehr und immer konkreter, wurden aus Ideen und bloßen Geschichten Buchideen und Romane. Allerdings kam es, wie es im Leben oft so ist: Die Versuche mein damaliges Manuskript an einen Verlag zu bringen – das war im Übrigen eine ganz alte Fassung meines "Talamadre"-Romans –, scheiterte. Es gab nette Worte und dennoch waren es Absagen. Jung, enttäuscht und entmutigt, konzentrierte ich mich auf die Ausbildung, die ich 2008 anfing. 2 Jahre später war ich damit fertig und habe im gleichen Jahr nicht nur meinen Abschluss als Kauffrau für Dialogmarketing gemacht, sondern zwei Wochen nach der mündlichen Prüfung geheiratet und war da bereits im vierten Monat schwanger. Meine Tochter kam noch 2010 am 18. Dezember zur Welt.
Die anschließende Elternzeit ermöglichte es mir in Ruhe und mit viel Zeit über meine Zukunft nachzudenken und ich fing nicht nur an zu Bloggen, sondern auch wieder konkret und mit festen Absichten an, zu schreiben.
Und wie kamst du auf die Idee, deinen Roman selbst zu veröffentlichen?
Mittlerweile gab es Möglichkeiten Bücher zu veröffentlichen, die über das Einsenden von Manuskripten an große Verlage hinausging, das Self-Publishing. Die Idee dahinter, alles allein machen zu dürfen, aber auch zu müssen, reizte mich. Ich wollte mich der Herausforderung stellen und hatte einfach Lust dazu, am Ende ein Buch in der Hand zu halten, dass ganz allein von mir kommt und bei dem ich sagen kann, dass ich es ganz allein geschafft habe. Ohne die Hilfe meines Partners und sein Know-how in Sachen Designgestaltung und Marketing, wäre es wohl nicht gegangen, aber er hat mich von Anfang an motiviert, zu mir gestanden und mir aus jeder mit Zweifeln durchsetzten Krise heraus geholfen.
Die Entscheidung zum Self-Publishing lag also ganz klar im Reiz, ein eigenes Buch Schritt für Schritt zu schaffen, ganz nach den persönlichen Vorstellungen, in der Herausforderung, die das mit sich brachte und dem Wunsch, Erfahrungen in den Bereichen zu sammeln, die über das Schreiben hinausgehen. Natürlich spielte auch das Bedürfnis, das Buch ohne Hürden von Seiten weiterer Absagen und langen Wartezeiten, an die Leser zu bringen. Es war quasi eine Entscheidung aus dem Bauch beziehungsweise aus dem Herz heraus. Ich bin in vielen Dingen absolut nicht spontan, sondern vollkommen geplant, aber in den Momenten, in denen mein Herz mir sagt, der Weg fühlt sich richtig an, höre ich immer auf mein Herz. Bisher habe ich es zum Glück noch nie bereut.
Und warum hast du dich dazu entschlossen, deine Romane unter dem Pseudonym Mila Brenner zu veröffentlichen?
Die Überlegung gab es schon, als ich noch gar nicht so weit war, den Roman "Märchenzauber" zu veröffentlichen. Zu dem Zeitpunkt ging die Überlegung zu einem amerikanischen Pseudonym, um nicht gleich den "Indie-Stempel" aufgrund des deutschen Namens aufgedrückt zu bekommen. Außerdem spielten meine Bücher nicht in Deutschland, sondern in Amerika und da war es irgendwie passend. Bis es dann so weit war, dass die Frage nach dem Pseudonym konkret wurde, hatte sich der Gedanke komplett gewandelt. Ich wollte als deutsche Autorin "erkennbar" sein. Nun ist mein Nachname aber alles andere als leicht zu merken und zu schreiben, noch dazu hat er einen polnischen Einschlag. Irgendwie passte das für mich nicht und ich wollte lieber unter einem Namen veröffentlichen, den man sich gut merken kann, der kurz und prägnant ist. Da ging dann die große Suche los.
Lustigerweise habe ich mich für "Mila" entschieden, weil ich früher unglaublicher Fan der japanischen Volleyballserie "Mila Superstar" war. Mir gefiel immer schon diese Thematik von Hoffnung, Träumen, für seine Träume kämpfen, niemals aufzugeben. Das hat mich unglaublich geprägt und bis heute begleitet, weswegen mir Mila spontan einfiel und gleich gut gefiel. "Brenner" war ein Produkt stundenlanger Suche und entstand durch den gereimten Witz meines Partners: "Mila Brenner, ist der Renner." Es war spät und wir absolut ausgelaugt vom stundenlangen Nachnamen wälzen, dass ich über diesen Spruch so sehr lachen musste, dass ich danach wusste: "Den Namen nehme ich. Mila Brenner."
"Märchenzauber" könnte man als eine moderne "Cinderella"-Erzählung bezeichnen. Was unterscheidet deine Geschichte von anderen Romanen/Filmen mit der beliebten "Aschenputtel"-Thematik?
Zum einen wohl, dass es keine direkte Nacherzählung oder Übertragung des Märchens in die Moderne ist. Es war auch nie meine Absicht das zu versuchen. Ehrlicherweise gab es die erste Berührung zu "Cinderella" dadurch, dass meine Protagonistin Rina selbst Disneyfan ist, Cinderella mag und sich gerne in ihrer Suche nach dem "Traumprinzen" mit dieser Prinzessin vergleicht. So fing der Märchenbezug an. Danach kam Blair dazu, der in vielerlei Hinsicht tatsächlich wie der Traumprinz erscheint, bis man erkennt, dass er ein Prinz mit Gepäck ist, und zwar einem, das man nicht mal eben abschütteln kann.
Ich denke, dass man viele Grundthemen des Märchens in meiner Geschichte wiederfindet, dass die Figuren gewisse Eigenschaften mit sich bringen, die man ebenfalls bei "Cinderella" hat. Rina ist absolut romantisch und glaubt an Happy Ends und all das, was ein gutes, schönes Märchen ausmacht. Natürlich ist das Leben nicht einfach nur ein Märchen, was auch sie bald erkennt und dennoch hält sie an diesem unerschütterlichen Wunsch fest. Ich glaube, das ist die größte Verbindung zu Cinderella, Rinas unerschütterlicher Glaube an die Hoffnung und das Gute in den Menschen und in der Welt. Der größte Unterschied ist, dass Blair kein Märchenprinz ohne Profil und Vergangenheit ist, dass es keinen grandiosen Ball gibt, keine Turmuhr und leider auch keine Kürbiskutsche. (lacht)
Wo wir schon über deine Charaktere sprechen: Welche Eigenschaften machen in deinen Augen einen perfekten beziehungsweise interessanten Buchcharakter aus?
Als Leserin oder als Autorin?
Beides. Fangen wir mit dir als Leserin an…
Für mich als Leserin sind Charaktere in einer Geschichte das Wichtigste. Dabei ist mir nicht so wichtig, ob ich sie gut leiden kann, sie müssen auch nicht sein wie ich oder wie ich vielleicht manchmal gerne wäre. Für mich ist immer schon wichtig gewesen, dass die Figuren emotionale Tiefe besitzen. Sie müssen mich ganz tief in sich hineinsehen lassen, müssen Profil und Leben haben und ja keine oberflächliche Standardisierung. Mir ist außerdem wichtig, dass Buchfiguren sich treu bleiben. Sie dürfen und sollen sich gerne im Verlauf der Geschichte weiterentwickeln, aber wenn ich als Leser den Eindruck habe, die Figur macht etwas nur, weil die Story das jetzt eben "braucht" oder "vorgibt", es aber ganz und gar nicht zum Charakter der handelnden Figur passt, dann ist das sehr schlecht und hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack. Denn so kann mich eine Geschichte nicht überzeugen und die Charaktere mich nicht berühren.
Und als Autorin?
Wenn ich selbst schreibe, lege ich viel Wert auf die Ausarbeitung und Entwicklung der Figuren. Ich gehe immer sehr tief in die Figuren hinein. Man erhält als Leser viele Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt und in manchen meiner Geschichten geht es auch viel mehr um die Figuren und ihre psychologische Entwicklung, statt um irgendetwas Anderes. Ich mag es, in die Seelen meiner Figuren hineinzublicken, ihnen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen. Und ich hoffe, dass meine Figuren durch diese Tiefe, eine gewisse Ehrlichkeit und Authentizität, durch Lebendigkeit und dadurch, dass sie mit ganz viel Liebe erschaffen wurden, interessant sind und vor allem, dass sie den Leser berühren.
Bleiben wir bei Rina. Sie ist die Besitzerin des kleinen Blumengeschäfts "Fiori Flowers". Sie hat ein Gespür dafür, welcher Blumenstrauß am besten zur beschenkten Person passt. Wenn Rina einen Strauß für sich selbst binden würde, wie sehe dieser aus?
Die Frage finde ich toll. Die hat mir auch noch keiner gestellt und wenn ich sie jetzt so höre, klingt sie logisch. Ich habe noch nie darüber nachgedacht und musste jetzt wirklich in mich gehen. Dabei bin ich auf die Frage gestoßen, ob Rina überhaupt wissen würde, welche Blumen sie für sich selbst nehmen würde. Und dann darauf: Wie sieht Rina sich selbst? Das ist ja durchaus eine ganz zentrale Problematik im Buch; dass Rina sich selbst ganz anders wahrnimmt als andere und zum Beispiel überrascht davon ist, was Blair in ihr sieht. Oder auch Annie.
Rina selbst, zu dem Schluss bin ich gekommen, würde sich wohl einen Strauß von Rosen und Schleierkraut binden und den Strauß mit ganz vielen Perlen, Schmetterlingen, Bändern und lauter so kleinen Accessoires verschönern. Ein absoluter Märchenstrauß also. Als Autorin, wie ich sie sehe, würde ich auf jeden Fall noch ein paar weiße Callas mit in den Strauß geben und Lilien. Für mich sind das Blumen die für Reinheit stehen. Für Unschuld und für ein gutes Herz. Beides trifft meiner Meinung nach auf Rina zu und deswegen müssten diese Blumen unbedingt in den Strauß mit rein.
Warum hast du die im US-Bundesstaat Colorado liegende Stadt Boulder als zentralen Schauplatz deiner romantischen Buchreihe auserwählt?
Ich kann nicht behaupten, der größte USA-Fan zu sein. Um ehrlich zu sein schlägt mein Herz eher für Großbritannien, insbesondere Schottland. Allerdings habe ich mich viel mit den USA beschäftigt. Die meisten Filme, TV-Serien und auch viele Bücher spielen in Amerika und als Geschichtsfan hat mich Amerika immer schon interessiert.
Während dieser Auseinandersetzung mit Amerika ist mir aufgefallen, dass ich landschaftlich immer wieder bei Colorado hängen geblieben bin. Mir gefiel der Bundesstaat unglaublich gut und gerade die Kleinstadtthematik kommt dort gut zum Tragen. Es gibt viele Serien und Bücher, die in der Nähe von Denver spielen und die ich sehr mochte. Also habe ich mich näher mit dieser Stadt und der Umgebung beschäftigt, bin dadurch auf Boulder gestoßen und habe mich bei der Recherche direkt in diese Stadt verliebt. Selbstverständlich habe ich ein paar Dinge für meine Geschichte zurechtgebogen, aber vieles entspricht der Wahrheit und manche Schauplätze findet man tatsächlich in Boulder. Und je mehr Geschichten ich dort spielen lasse – aktuell beende ich gerade den dritten Band der Reihe – umso mehr verliebe ich mich in den Ort.
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