Bewertung
Nikowitz, Rainer

Nachtmahl

"Animationsprogramm. Nun wusste Suchanek immerhin, dass es sehr wohl ein Wort gab, das ihn noch mehr erschreckte als 'Kehlkopfkrebs'."

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Inhalt

Erneut verschlägt es die Wiener Couchkartoffel Suchanek in die niederösterreichische Provinz, aus der er zu seinem Leidwesen selber stammt, diesmal in den Ort Feuchtkirchen. Was schon als ein schlechter Urlaub beginnt, entwickelt sich zu einem Horrorszenario, als ein Landwirt ermordet aufgefunden wird. Dessen Todesumstände weisen einige Parallelen zu einer Geschichte auf, die Suchanek am Abend zuvor zum Besten gegeben hat. Wurde der Täter durch Suchanek inspiriert? Suchanek will mit alledem eigentlich nichts zu tun haben, doch dann wird ihm ein Angebot unterbreitet, das er dummerweise nicht ablehnt.

Kritik

Suchanek is back. Zum zweiten Mal gerät der Berufsarbeitlose mit dem bemerkenswerten Mangel an Talenten und Interessen, vom Hang zum Kiffen einmal abgesehen, in einen dörfischen Kriminalfall. Suchanek und die Provinz, das passt einfach nicht. Oder es passt irgendwie zu gut. Denn während die Polizei im Dunkeln tappt, fallen Suchanek die Hinweise in den Schoss, einfach, weil er ist, wie er ist.

Wie schon Suchaneks erstes Abenteuer "Volksfest" amüsiert auch "Nachtmahl" durch die schonungslos-ironische Offenheit, mit der Suchanek seine Umgebung und die eigene Rolle darin betrachtet. Er macht keinen Hehl daraus, dass er mit sich selbst äußerst wenig anzufangen weiß und ihn so ziemlich alles nervt, was man nicht zufällig zusamendrehen und rauchen kann. Seine Sicht auf die Welt entspricht ungefähr jener eines normalen Menschen, der um 3 Uhr nachts aus dem Bett gezerrt wird und erst wieder zurück darf, wenn er den Sinn des Lebens entschlüsselt hat.

Der Schauplatz der Handung ist diesmal nicht Suchaneks Heimatdorf Wulzendorf, sondern das ebenfalls in Niederösterreich gelegene Kaff Feuchtkirchen, das sich durch ganz eigene Eigenheiten auszeichnet. Die Bevölkerung spaltet sich in zwei Lager auf, die nicht sonderlich gut miteinander harmonieren: die Zugezogenen und die Eingeborenen. Beide Lager sind reich an skrurrilen Figuren, darunter ein Graf mit seltsamen Geschäftspraktiken, ein bewaffneter Weltuntergangsparanoiker und ein Lehrer, der sich nebenbei als Feuchtkirchens einziger Journalist betätigt.

Neben den Exzentrikern der Gattung Mensch spielt auch die Tierwelt von Feuchtkirchen eine große und stellenweise herrlich groteske Rolle in der Handlung. Man findet definitiv nicht viele Krimis, in denen ein egentlich schon längst verstorbener Elch, tausende Stechmücken und gefressige Wildschweine so prominente Rollen innehaben. Rainer Nikowitz zeichnet in seinem zweiten Suchanek-Roman das Bild eines Dorfes, das altmodisch, verschlossen und verschlafen ist und sich doch mit der Moderne, der Außenwelt und fremden Interessen konfrontiert sieht, die ihre Opfer fordern.

Da die Mördersuche bis zum Schluss spannend bleibt und man auf einige falschen Fährten geführt wird, lässt "Nachtmahl" auch in dieser Hinsicht kaum Wünsche offen. Wie schon im ersten Band muss man sich allerdings anstrengen, die Figuren namentlich auseinanderzuhalten, da sie neben ihren eigentlichen Namen auch noch Spitznamen von Suchanek verpasst bekommen und alle diese Namen fröhlich durcheinander geworfen werden.

Fazit

Auch das zweite Abenteuer der Profiniete Suchanek weiß durch Witz, einen spannenden Fall und skurriler Kleinstadtkulisse made in Austria fast durchgehend zu überzeugen.

Zur Rezension von Band 1 "Volksfest"

Maret Hosemann - myFanbase
19.08.2015

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