Bewertung
Hogan, Chuck

Endspiel

Sie planen den Coup ihres Lebens.

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Inhalt

Seit Jahren überfällt Doug McRay mit seinen Kumpels Jem, Dez und Gloansy erfolgreich Banken, doch er spürt mehr und mehr, wie er sich von den drei Komplizen entfremdet. Diese Entwicklung setzt sich fort, als Doug Gefühle für Claire Keesey, die von der Bande nach einem Bankraub für kurze Zeit als Geisel genommen worden war, entwickelt. Doch auch der FBI-Agent Adam Frawley hat ein Auge auf Claire geworfen – und ist Doug dicht auf den Fersen.

Kritik

Chuck Hogans Roman spielt im Jahr 1996, an der Schwelle vom altmodischen Bankraub zum Internetbetrug. Der FBI-Agent Adam Frawley betrachtet sich daher auch als einer der letzten mit Diktiergerät hantierenden und an Tatorten herumschnüffelnden Bankraubexperten, ehe in absehbarer Zeit vor allem Computerspezialisten dem gestohlenen Geld nachjagen werden.

Auch die eigentliche Hauptfigur des Romans, Doug McRay, befindet sich in einer komplizierten Zwischenphase. Er hat sein gesamtes bisheriges Leben in Charlestown, einem Bostoner Stadtteil, der sich durch eine kriminelle Subkultur auszeichnet, verbracht. Bankräuber haben hier schon fast Tradition und sind so etwas wie Helden, doch Doug kann dieser Welt immer weniger abgewinnen. Er hat das Trinken aufgegeben, versucht Gewalt zu vermeiden und entwickelt zunehmende Antipathie gegen seine alten Weggefährten. Sein wohl riskantester Schritt in Richtung Abnabelung ist jedoch seine Romanze mit der Filialleiterin Claire, deren Bank er mit seinen Komplizen ausgeraubt hat und die für kurze Zeit die Geisel der Bande war.

Wenngleich der Roman mit vielen Details zum Thema Bankraub aufwarten kann und auch die Ortschaft Charlestown sehr ausführlich beschrieben wird, konnte ich nie so richtig in die Handlung hinein finden oder mich für diese begeistern. Dies hängt massgeblich mit den Charakteren zusammen. Man versteht sehr gut, warum sich Doug von seinem alten Leben emanzipieren will, jedoch fällt es zunehmend schwerer nachzuvollziehen, warum er dies so langsam und inkonsequent angeht. Beinahe alle Menschen aus Charlestown, von denen Doug solche Schwierigkeiten hat wegzukommen, sind extrem unsympathisch, ja beinahe schon abstoßend. Sie werden teilweise so beschrieben, dass sie den Leser einfach nur nerven und anwidern, was letztlich kein gutes Licht auf Doug wirft, der zwar ähnlich empfindet, aber dennoch zögert und zaudert, Charlestown zu verlassen.

Dass auch der FBI-Agent Frawley nicht wirklich als Sympathieträger punkten kann, hängt sicher damit zusammen, dass er sehr schnell und ziemlich einfach herausfindet, wer die Bankräuber sind, und dann nur noch als Sieger hervorgehen will, so dass man ihn nicht als unermüdlichen Ermittler erlebt, sondern eher als zornigen und eifersüchtigen Gegenspieler.

Fazit

Für alle, die Interesse an dem Thema Bankraub haben und gerne Storys über ein erdrückendes Gangstermilieu lesen, dürfte Chuck Hogans "Endspiel" sicher eine zufriedenstellende Buchwahl sein, doch andere Leser, auf die dies nicht zutrifft, könnten sich an den teilweise unangenehmen, frustrierenden Charakteren stören.

Maret Hosemann - myFanbase
10.06.2010

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