Bewertung
Pratt, T. A.

Hexenzorn

"Spannt eure Sehnen, ruft das Blut herbei." – William Shakespeare

Foto: Copyright: Verlagsgruppe Random House GmbH
© Verlagsgruppe Random House GmbH

Inhalt

Die Hexenmeisterin Marla Mason ist das magische Oberhaupt der Stadt Felport, doch eine Rivalin macht ihr den Posten streitig und bereitet einen mächtigen Fluch vor. Um sich vor diesem zu schützen, benötigt Marla ein Artefakt, das sich in San Francisco befindet. Gemeinsam mit ihrem engsten Vertrauten Rondeau reist sie in die kalifornische Stadt – und findet sich plötzlich mitten in einem Zauberkrieg wieder. Um ihre eigenen Interessen zu wahren, bleibt Marla nichts anderes übrig, als sich einem Feind entgegenzustellen, mit dem die Magier in San Francisco überfordert sind. Unerwartete Unterstützung finden Marla und Rondeau in dem ehemaligen Hollywoodstar Bradley "B." Bowman, der über seherische Fähigkeiten verfügt.

Kritik

T. A. Pratts Roman "Hexenzorn", der den Auftakt zu einer neuen Serie bildet, erschien in den USA im Jahr 2007 und in Deutschland erstmals Ende 2009. Ich erwähne das deshalb, weil zu dieser Zeit die Vampire und, etwas weniger, die Werwölfe den Magiern längst den Rang abgelaufen hatten, wie Blicke in die Kinoprogramme, die Fernsehzeitungen und die Bücherregale eindeutig enthüllen. Blutdurst und Metamorphose stehen inzwischen deutlich über dem Hokuspokus. Dass dies aber gar nicht so sein muss, vermag Pratts "Hexenzorn" durchaus zu beweisen.

Dem Leser wird mit Marla Mason eine Magierin vorgestellt, die sich nicht am Anfang ihrer Entwicklung befindet, sondern auf dem Höhepunkt. Sie ist eine starke Anführerin, die in ihrer Stadt Felport ein komplexes Netz aus Loyalität, Angst und Verbindlichkeiten geschaffen hat – und dies im kleineren Rahmen nun auch in San Francisco tut, um ihre Ziele zu erreichen, die zufällig mit der Rettung der Welt konvergieren. Marla ist mehr eine faire Gangsterpatin mit magischen Kräften als eine "Zauberhafte Hexe". Sie will keine Unschuldigen töten und besitzt Moral, doch sie setzt auch Gewalt ein, wenn es ihren Plänen dient, und denkt nicht erst an andere und dann an sich. Mit Marla Mason hat der Autor eine Figur geschaffen, die vielschichtig und aufregend ist. Sie verkörpert genau das, was man gerne als Grauzone bezeichnet. Sie ist weder grundgut noch böse. Sie handelt nach ihren eigenen Regeln, die durchaus positive Werte in sich tragen, aber eben ihre Regeln sind, in die sie sich nicht hineinreden lässt.

Die Welt der Magie, wie wir sie in diesem Roman erleben, ist dementsprechend auch nicht einfach schwarz und weiß. Die meisten Magier spezialisieren sich und beziehen ihre Kraft aus bestimmten Elementen, z.B. aus Feuer, aus Pflanzen, aus Technik oder auch aus Sex. Wir lernen einen dieser Sex-Magier, die Marla sarkastisch als "Pornomanten" bezeichnet, kennen und bekommen recht anschauliche Einblicke in dessen Welt. "Hexenzorn" ist also durchaus ein provokativer, unzimperlicher Roman, der aber zu keiner Zeit seine Linie verliert und daher nie ins Abstoßende rutscht.

T. A. Pratt bietet eine Menge gelungener Ideen, allein schon der Abschnitt über die "mögliche Hexe", ein durch alle Parallelwelten treibendes Geschöpft, liest sich fantastisch und hat genau die richtige Länge, damit man sich nach mehr sehnt, aber nicht überfüttert wird. Dies gilt letztlich für den Roman als Ganzes.

Fazit

Der amerikanische Autor T. A. Pratt belebt das Hexengenre mit einer komplexen Heldin und interessanten, durchaus mutigen Ideen zu neuem Leben.

Maret Hosemann - myFanbase
01.05.2010

Diskussion zu diesem Buch