Bewertung
O'Farrell, Maggie

Seit du fort bist

Alice Raikes besteigt an der King's Cross Station in London einen Zug,
um ihre Familie in Schottland zu besuchen...

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Inhalt

Stunden später liegt sie im tiefen Koma in einem Londoner Krankenhaus. Es hat sich ein Unfall ereignet, der vielleicht ein Selbstmordversuch gewesen ist.

Ihre Eltern sitzen an ihrer Seite, bangen um ihre Tochter, deren Leben an einem seidenen Faden hängt. Während sie warten, sich erinnern und hoffen, steigen längst begrabene Spannungen und Streitereien an die Oberfläche. Je mehr sie reden, desto mehr, so scheint es, verbergen sie voreinander.

Alice, deren Bewusstsein zwischen Traum, Wachheit und Selbstvergessenheit schwebt, gleitet in ihre Vergangenheit zurück, in ihre Kindheit und vor allem zu John, ihrem über alles geliebten Mann.

Kritik

Bereits zu Beginn des Buches stellt sich schnell heraus, dass die Spannung und das Mysteriöse um den Selbstmordversuch von Alice Raikes den Reiz des Buches ausmacht. Durch den besonderen Schreibstil der Autorin, an den man sich zunächst erst gewöhnen muss, erfährt man jedoch nur in Bruchstücken und sehr schleichend die Hintergründe um das Leben der Protagonistin, und was sie schließlich in die gegenwärtige Lage gebracht hat.

Bei der Schreibweise handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Szenen aus dem Leben dreier unterschiedlicher Frauen. Es wird dabei zwischen verschiedenen Epochen ihres Lebens beinahe wahllos hin und her gesprungen, so dass es am Anfang eher verwirrend als logisch erscheint. Im Verlauf des Buches macht aber gerade das die Spannung und den Reiz des Buches aus. Es scheint wie eine Art Puzzle zu sein, bei dem einige Teile der Vergangenheit erst eingefügt werden müssen, um das Gesamtbild erfassen zu

können.

Sehr gefühlvoll schildert Maggie O´Farrell die Lebensgeschichte dreier Frauen unterschiedlicher Generationen, erzählt über die Liebe, das Leben und auch über Kindheitserfahrungen. Besonders herausragend werden die Entscheidungen geschildert, die jede von ihnen in ihrem Leben getroffen hat, die die Menschen in ihrer Umgebung beeinflusst hat, insbesondere ihrer eigenen Kinder.

Die Hauptperson stellt Alice dar, obwohl sie in der Gegenwart des Buches im Koma liegt, dreht sich doch alles um ihre mitreißende Geschichte. Es wird die intensive Beziehung zwischen Alice und ihrem Mann John geschildert, die jedoch durch religiöse Unterschiede der beiden zu einem Problem wird. John scheint dabei im Widerspruch zwischen seinen starken Gefühlen zu Alice zu stehen und andererseits dem Druck seines Vaters, den er nicht enttäuschen möchte.

Weiterhin dreht sich die Geschichte um Anna, Alices Mutter, die ein Geheimnis verbirgt, das nur sehr langsam deutlich wird, danach jedoch um so klarer in die ganze Situation zu passen scheint. Schließlich ist da noch Elsbeth, eine starke und unglaublich bewundernswerte Persönlichkeit, und zudem Alices Großmutter. Ihre Geschichte, ihre Kindheit und ihre Liebe zu Schottland wird liebevoll eingebaut und bereitet dem Leser ein wahres Vergnügen.

Zusammengefasst ist Maggie O´Farrells Debüt ein Roman über das Leben, über

Liebe, Sehnsucht, Vertrauen, familiärem Rückhalt, aber auch Trauer, Verlust und Schmerz stehen in dessen Mittelpunkt. Man kommt zu der Erkenntnis, dass Geheimnisse, je länger sie verschwiegen immer größere Schäden anrichten können.

Fazit

Das Buch hat mich persönlich tief bewegt und ich denke, dass man sein Leben aus einem anderen Blickwinkel sieht, wenn man seine Gedanken über die Geschehnisse des Buches schweifen lässt...

Nicole Brandt - myFanbase
11.10.2005

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