Bewertung
Wells, Benedict

Becks letzter Sommer

"Wir sind hier ja nicht bei scheiß Power Rangers Dino Thunder!"

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Inhalt

Beck ist ein verbitterter, mittelalter Lehrer, der nach seiner gescheiterten Musikkarriere ein stinklangweiliges Leben begonnen hat und immer noch führt. Ohne Freundin, ohne Freunde. Naja okay, da ist vielleicht sein einziger und deswegen auch bester Kumpel Charlie, ein Deutschafrikaner, aber der ist mehr oder weniger verrückt. Als Beck in seinem Musikunterricht entdeckt, dass sein Schüler Rauli Kantas ein Genie an der Gitarre ist, hofft er, als dessen Manager zurück ins Musikgeschäft und die Welt des Glamours zu gelangen.

Weitere Akteure: die junge Kellnerin Lara, die ebenfalls dabei ist, die Welt zu erobern, und dagegen ankämpft, sich in Beck zu verlieben. Eine litauische Familie mit undurchsichtiger Vergangenheit. Anna Lind – der "fleischgewordene" Traum eines jeden Lehrers und Schülers. Und ein alternder Rockstar als Schutzengel. Alle Figuren sind auf einem langen Weg zu sich selbst und sie werden ankommen – wenn auch nicht immer da, wo man es erwartet.

Kritik

Wie soll man schon Roadmovies einschätzen? Die meisten Roadmovies handeln schließlich auch nur von Sex und Drogen und dann noch ein bisschen Rock’n’Roll! Bei dieser Formulierung fällt einem sogar auf, dass dieser Roman genauso ist. Aber in der anderen Reihenfolge. Viel Rock’n’Roll, genügend Drogen und ein bisschen Sex. Aber ganz anders! Der Debütroman von Benedict Wells ist nur eines: Real! Ein absolut echtes Buch, dessen Charaktere so gar nichts von den normalen Helden der Bücher haben. Jede Person hat unzählige Macken, aber trotzdem sind sie alle so liebenswert.

Die Welt, in die man beim Lesen dieses Buches gerät, hat man nicht zuletzt deswegen so klar vor Augen, weil sie größtenteils in München und um München herum spielt, Bayerns Hauptstadt. Und auch unsere Protagonisten sind so genial charakterisiert, dass man denkt, man kenne sie schon persönlich. Und das macht die Handlung des Buches noch interessanter. Der Plot ist so einfach gestrickt und doch so komplex. Jeder Figur hat ihr eigenes Schicksal, aber alle verfolgen es gemeinsam, ob sie sich leiden können oder nicht. Obwohl sie den ein oder anderen Rückschlag erleiden müssen, hören sie nicht auf, an ihr Ziel und an ihr persönliches Happy End zu glauben. Und das Ende ist dann schon wieder ganz anders, als man sich vorstellen könnte.

Das Buch ist aufgeteilt wie eine Schallplatte. Es gibt die A-Seite, den noch etwas lustigeren Teil, der vor allem die Gesellschaft kritisiert und den Grundstein legt, und die B-Seite, die sehr ernst wird und philosophisch und das eigentliche Roadmovie darstellt. Aber auch die ernste Seite zeigt ihre genialen Aspekte. So liest es sich nicht wie ein Werk von Marx, sondern ist immer noch ein Roman, der neben seiner Philosophie von Ehrlichkeit nur so glänzt.

Fazit

"Becks letzter Sommer" ist ein großartiger Debütroman, bei dem man nach Schließen des Buches zwar vielleicht eine Träne im Auge hat, sich aber bestimmt auch einfach nur gut fühlt.

Tom Hauser - myFanbase
26.01.2009

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