Bewertung
Jaud, Tommy

Resturlaub

Des kannst net machen, weil des geht echt net.

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Inhalt

Mit seinen 37 Jahren hat Peter "Pitschi" Greulich aus Bamberg vermeintlich alles, was man sich wünschen kann: sein Geld verdient er als Brauerei-Manager, er hat eine tolle Freundin und seine Kumpels wollen zum elften Mal mit ihm nach Mallorca.

Vermeintlich. Denn Pitschi geht sein Job beim "Seppelpeter's" gehörig auf die Nerven, nicht zuletzt, weil ihn der Apostroph im Namen stört und keiner auf seinen Vorschlag eingeht, alkoholfreies Bier herzustellen. Seine Freundin macht ihm zudem langsam Druck, was Haus und Kind angeht, schließlich ist Pitschi nun der Einzige in seinem Freundeskreis, der noch nicht das Ja-Wort gegeben hat. Und als wäre das alles nicht genug, hat er eigentlich auch überhaupt keinen Bock auf Mallorca.

Pitschi beschließt daher, sein Leben radikal zu ändern, oder besser gesagt, komplett neu anzufangen: raus aus Bamberg, ab ins Ausland. Und so landet Pitschi schließlich in Buenos Aires und muss feststellen, dass er das, was er sucht, eigentlich schon längst daheim in Bamberg hatte...

Kritik

Wenn der Spiegel in seiner Kritik zu "Resturlaub" überschwänglich behauptet, dass Tommy Jaud es geschafft hätte, das brachliegende Genre des deutschen Männerromans neu zu beleben, dann horcht man natürlich auf. Deutscher Männerroman? Neu belebt? Was ist das denn überhaupt, ein "Männerroman" und noch dazu ein deutscher?

Sieht man sich "Resturlaub" an, dann ist ein deutscher Männerroman wohl ein Roman, in dem ein deutscher Mann der Protagonist der Geschichte ist. In diesem Fall ist es Pitschi Greulich, ein Brauerei-Manager aus dem tiefsten Frankenland, der irgendwie nicht so ganz zufrieden ist mit seinem Leben. Alles kommt ihm öde vor, monoton, und der Druck seitens der Freundin, den Freunden und der Eltern, endlich zu heiraten und fünf Kinder in die Welt zu setzen, hilft ihm auch nicht wirklich. Egal ob als Mann oder Frau, man kann sich sehr schnell und ohne Schwierigkeiten hineinversetzen in diesen Charakter, der sein Leben lang am selben Fleck verbracht hat und nun das Gefühl hat, ausreißen zu müssen. Pitschi verkörpert die Generation der Enddreißiger, die noch nicht ganz dazu bereit sind, wirklich erwachsen zu werden, noch nicht bereit dazu, eine Familie zu gründen und sich für immer zu binden. Wahrscheinlich deswegen, weil sie selbst noch nicht so genau wissen, was sie eigentlich wollen.

Dank einer gehörigen Portion Sarkasmus und Humor ist Pitschis kleine Midlifecrisis äußerst interessant zu verfolgen. Nach einer katastrophalen Blamage bei der Hochzeit seines letzten unverheirateten Freundes Arne und einer lustigen Aktion am Flughafen, um nicht nach Mallorca mitfliegen zu müssen, fasst Pitschi den Entschluss, im Ausland ein neues Leben anzufangen. Spontan, ohne Gepäck und mit einem lausigen Abschiedsbrief an seine gerade in den Urlaub gefahrene Freundin geht es auf nach Buenos Aires und da geht der Spaß erst richtig los. Pitschi ist herrlich verplant, sodass er in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt und der Leser dabei stets vergnüglich lachen muss. Jaud schafft es, Pitschi in die unglaublichsten Situationen schlittern zu lassen, ohne dass man dabei das Gefühl hat, dass der Autor hier völlig übertreibt. Stattdessen lacht man sich stellenweise kaputt.

Neu erfunden hat Tommy Jaud den Männerroman allerdings nicht. Männer, die sich in einer psychologischen Lebenskrise befinden, sind literaturtechnisch nichts Neues und sicherlich keine Seltenheit. Aber Jaud kann eine solide Story liefern, eine sympathische, wenn auch manchmal idiotische Ich-Figur und viel Humor. So ist "Resturlaub" ein unterhaltsamer Roman, den man schnell fertig liest und sich dabei köstlich amüsieren kann.

Fazit

Ob Tommy Jaud den deutschen Männerroman neu belebt hat, wird jeder für sich selbst entscheiden müssen. Lesenswert ist "Resturlaub" aber vor allem wegen seines Unterhaltungswertes auf jeden Fall.

Maria Gruber - myFanbase
14.09.2008

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