Bewertung
Kirschner, Marc W. & John C. Gerhart

Die Lösung von Darwins Dilemma

Wie kann es sein, dass sich jeder individuelle Organismus durch neue Kombinationen seines eigenen Genpools Möglichkeiten schaffen kann, um sich in den unterschiedlichsten Umweltszenarien zu behaupten?

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Inhalt

Trotz seiner tollen Forschungsergebnisse blieb Darwin den Kritikern seiner "Theorie über den Ursprung der Arten durch Mutation und Selektion" eine Erklärung schuldig. Zwar konnte er seine These anhand fossiler Funde und Beobachtungen belegen, eine stichhaltige Beweisführung gelang ihm jedoch nicht. Wie war es der Natur also möglich, durch zufällige Mutationen höchst komplexe und der Umwelt angepasste Formen, wie zum Beispiel Augen oder Flügel, hervorzubringen?

Mithilfe neuer Erkenntnisse aus der Genforschung und der Molekularbiologie versuchen Kirschner und Gerhart eine plausible Antwort auf Darwins Dilemma zu geben. Diese beinhaltet unter anderem, dass jedem Organismus jahrmillionen-alte Bausteine und Mechanismen zur Verfügung stehen, auf die er in der Not zurückgreifen kann.

Kritik

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, denn die Evolutionsbiologie dürfte nicht gerade jedermann geläufig sein. Auch die Sprache ist auf den ersten Blick eher trocken und anspruchsvoll, so dass manchmal das Gefühl aufkommt, man halte ein Fachbuch über Molekulargenetik in den Händen. Das könnte einige Leser wohl schon zu Beginn des Buches abschrecken.

Wer aber dennoch durchhält, bekommt von den beiden Autoren interessante Einblicke in die neuesten Erkenntnisse auf die Frage, wie die großartige Artenvielfalt auf der Erde eigentlich bis jetzt überleben konnte. Dabei werden vor allem Kernprozesse vorgestellt, die sich vor Jahrmillionen gebildet haben und auf die jeder einzelne Organismus zurückgreifen könnte, wenn er es bräuchte, um das eigene Überleben zu sichern. Man könnte diese Idee schon fast als "Baukastenprinzip" bezeichnen, mit denen die Natur nach Lust und Laune neue Variationen der schon vorhandenen Tiere und Pflanzen hervorbringen kann.

Klingt für den Laien nun vielleicht nicht gerade sehr spannend, doch wer neugierig ist, zu erfahren, wie es der Natur möglich ist, eine derartige Vielfalt an Lebewesen hervorzubringen und deren Erhalt schließlich zu sichern, der wird sicherlich nicht enttäuscht. Dazu ist ein wenig Hintergrundwissen sicherlich von Vorteil, wenn man den manchmal komplexen Erklärungen folgen möchte.

Um den fachfremden, aber interessierten Leser den Einstieg etwas zu erleichtern, gibt es immer wieder hilfreiche Zeichnungen und ein gut ausgearbeitetes Glossar, das die wichtigsten Begriffe noch einmal anschaulich erklärt.

Fazit

Das Buch ist definitiv nichts für zwischendurch. Man sollte sich Zeit nehmen und sich intensiv mit den darin beschriebenen Themen auseinander setzen wollen. Wer sich dazu durchringen kann, erfährt revolutionäre Erkenntnisse aus den Bereichen Evolutionsbiologie und Artenvielfalt. In der heutigen Diskussion um den Klimawandel wohl nicht ganz uninteressant.

Melanie Brandt - myFanbase
11.12.2007

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