Bewertung
Bateman, Colin

Ein Mordsgeschäft

Mord, Anarchie und verdammt heiße Hosen.

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Inhalt

Als Malcolm Carlyle, einer der wenigen Privatdetektive im nordirischen Belfast, spurlos verschwindet, wenden sich seine Klienten an einen Krimibuchhändler, der seinen Laden zufällig direkt neben der Detektei hat. Da die Fälle zunächst harmlos sind, übernimmt der neurotische Krimiexperte diese mit beachtlichem Erfolg, doch als er gebeten wird, das Rätsel um die verschwundene Frau eines Verlegers zu lösen, stolpert er unfreiwillig in ein mörderisches Abenteuer. Wenigstens ist er dabei nicht allein: auch die Schmuckverkäuferin Allison, die er heimlich liebt, wird in den Fall verwickelt.

Kritik

Ein Mensch, der sich beruflich und privat mit Kriminalliteratur beschäftigt und praktisch jeden Krimi kennt, der jemals veröffentlicht wurde, muss doch ein hervorragender Rätsellöser sein, oder etwa nicht? Gegenfrage: würdet ihr euch von einem leidenschaftlichen Krankenhausserien-Fan und Arztroman-Leser operieren lassen? Oder euch bei einem Gerichtsfall vertrauensvoll an eine Person wenden, die alle Folgen der nachmittäglichen Fernseh-Gerichtsshows auswendig kennt? Natürlich nicht. In Wahrheit ist es doch vielmehr so, dass Menschen gerade solche Geschichten mit Begeisterung lesen oder anschauen, die sie selbst nicht am eigenen Leib erleben wollen und keineswegs meistern könnten.

So ist die Hauptfigur dieses satirischen Krimiromans ein Krimibuchhändler, der dem Bild eines brillanten, unverwüstlichen Ermittlers vollkommen widerspricht. Er neigt zur Paranoia, ist starker Hypochonder, besitzt so gut wie gar kein Selbstwertgefühl, ist ohne Antidepressiva dem Nervenzusammenbruch nahe und hat gegen so ziemlich alles, was auf der Welt existiert, eine Aversion. Ihm ist nicht daran gelegen, ein Held zu werden. Genauer gesagt würde er nicht einmal seinen kleinen Fingernagel opfern, um das Leben eines anderen Menschen zu retten, denn erstens würde der Verlust eines Nagels Schmerzen bereiten, zweitens wäre der Buchhändler davon überzeugt, sich eine Infektion einzufangen, die ihm den ganzen Arm abfaulen lässt, und drittens müsste er womöglich noch eine Unterhaltung mit der geretteten Person führen.

Wie es sich für einen paranoiden Charakter gehört, wird der Name des Buchhändlers nicht verraten. Stattdessen gibt sich der Nordire immer wieder Pseudonyme aus der Welt der Kriminalliteratur. Während er uns als Ich-Erzähler durch die Handlung führt, enthüllt er uns nach und nach seine diversen Macken, Marotten, Ticks und Ängste, was wirklich unterhaltsam ist und zu einigen witzigen Running-Gags führt. So sehr wir strahlende Helden und Genies mögen, ist es doch erfrischend, eine Figur zu erleben, die durch und durch unvollkommen ist und uns Lesern dadurch in vielerlei Hinsicht mehr ähnelt, als es die großen Superdetektive tun. Andererseits bleibt uns der Buchhändler aber auch bis zum Schluss unheimlich, weil er eben nicht dem entspricht, was wir als normal und gut ansehen. Er ist unberechenbar.

"Ein Mordsgeschäft" persifliert das Krimigenre auf überzeugende Weise. Dabei werden auch reale Krimiautoren, wie zum Beispiel John Grisham und Henning Mankell, sowie berühmte Figuren à la Sherlock Holmes auf die Schippe genommen. Überdies spart der Autor Colin Bateman nicht mit Seitenhieben auf die Geschichte Nordirlands.

Fazit

Mit einem eigenwilligen, unterhaltsamen Ich-Erzähler präsentiert sich "Ein Mordsgeschäft" als gelungene Krimisatire.

Zur Rezension von Band 2 "Vollnarkose"

Maret Hosemann - myFanbase
13.12.2010

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