Bewertung
Vaughn, Carrie

Die Stunde der Vampire: Midnight Hour 2

Eine Werwölfin in Washington.

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Inhalt

Kitty Norville, Werwölfin und Radiomoderatorin, wird nach Washington D.C. beordert, um vor einem Senatsausschuss über die Existenz von paranormalen Wesen auszusagen. Kaum in der amerikanischen Hauptstadt angekommen, macht Kitty Bekanntschaft mit der Vampirkönigin Alette, die der jungen Werwölfin Schutz anbietet. Doch kann Kitty ihr wirklich vertrauen?

Rund um den Senatsausschuss trifft Kitty einige alte Bekannte wieder: den Wissenschaftler Dr. Flemming, der seit Jahren heimlich Werwölfe und Vampire untersucht, den Senator Joseph Duke, der eine Hexenjagd auf alle paranormalen Wesen anstrebt, und den unheimlichen Sektenführer Elijah Smith, der behauptet, Vampire und Werwölfe heilen zu können.

Verfolgt von einem lästigen Reporter und unterstützt von ihrem Anwalt Ben, versucht Kitty herauszufinden, was die verschiedenen Parteien in diesem undurchsichtigen Spiel planen.

Kritik

Im absoluten Idealfall übertrifft der zweite Band einer Buchreihe den ersten Teil. Das zweitbeste Szenario ist eine Fortsetzung, die dem Vorgänger zumindest ebenbürtig ist. Letzteres trifft auf "Die Stunde der Vampire", dem zweiten Band der "Midnight Hour"-Serie, zu. Wie schon der Auftakt "Die Stunde der Wölfe" ist auch "Die Stunde der Vampire" interessante, gut durchdachte Urban Fantasy mit einer sympathischen, glaubwürdigen Heldin.

Der deutsche Titel trifft freilich nicht ganz den Kern der Handlung. Zwar spielen die Vampire eine größere Rolle als im ersten Band, doch sie bilden insgesamt nur einen Teilaspekt. Sie sind eine Partei in diesem politischen Spiel, in das Kitty verwickelt wird. Schon im ersten Band ist die Werwölfin mit ihrer Radiosendung in die verschiedenen Sphären der Gesellschaft vorgedrungen und kam in Kontakt mit Vertretern von Gesetz, Religion und Wissenschaft. Dies vertieft sich nun.

Die Menschheit steht vor der Frage, ob sie die Existenz von paranormalen Wesen anerkennen soll und in welcher Form dies geschehen muss. Die wissenschaftliche Seite betrachtet den Vampirismus und die Lykanthropie (Verwandlung in einen Werwolf) als Krankheiten, die erforscht werden müssen. Die religiöse Partei beruft sich dagegen auf die Bibel und betrachtet das Paranormale als dämonische Plage, die mit Gewalt ausgerottet werden sollte. Hinzukommen die Interessen von Militär, Medien und anderen Institutionen, die das Meinungsbild der Bevölkerung massgeblich beeinflussen. Natürlich spiegelt sich in diesen fantastischen Ereignissen auch der Umgang unserer realen Welt mit Minderheiten und fremden Kulturen wieder.

Die Autorin Carrie Vaughn meistert es, sich auf vielschichtige Weise mit der Frage nach dem Status von Vampiren und Werwölfen in der Gesellschaft auseinanderzusetzen, ohne dabei zu vergessen, dass es vor allem um Unterhaltung und Spannung geht. Das Gelingen dieses Konzepts hängt auch massgeblich mit dem Charakter Kitty zusammen. Sie wird zu einem Aushängeschild der paranormalen Welt, ohne besonders machtvoll oder ehrgeizig zu sein. Sie ist ist noch relativ jung und erst seit wenigen Jahren ein Werwolf. Körperlich mag sie den meisten Menschen zwar überlegen sein, doch im direkten Vergleich mit ihren Artgenossen und anderen übernatürlichen Wesen mangelt es ihr oft an Stärke, Erfahrung und Gewaltbereitschaft. Sie ist in gewisser Weise eine Durchschnittbürgerin unter den Paranormalen, die jedoch durch ihr gutes Herz, ihre Neugier, ihre Redegewandheit, aber zum Teil auch durch Fehleinschätzungen, in eine Vorreiterposition gelangt. Im Grunde verfolgen wir, wie eine junge Frau nicht ganz frewillig zu dem wird, was zukünftige Generationen eine historische Persönlichkeit nennen werden. Doch wie sich die Zukunft genau gestaltet, enthüllen uns erst die nächsten Bände.

Fazit

"Die Stunde der Vampire" setzt überzeugend fort, was der Vorgänger "Die Stunde der Wölfe" begonnen hat.

Maret Hosemann - myFanbase
07.12.2010

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