Bewertung
Strand, Jeff

Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Andrew Mayhems zweites Desaster.

Foto: Copyright: 2010 - Otherworld im Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien
© 2010 - Otherworld im Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien

Inhalt

Arbeitslos und pleite wie und je, lässt sich Andrew Mayhem von einer älteren Dame anheuern, sie auf eine Party zu begleiten, auf der ihr angeblich jemand nach dem Leben trachtet. Unglücklicherweise kann Andrew den Tod der Dame nicht verhindern - und den der anderen Partygäste auch nicht. Ein Serienmörder hat zugeschlagen und plant Andrews Frau Helen als sein nächstes Opfer ein. Nachdem es Andrew gelungen ist, den Mörder außer Gefecht zu setzen, beginnt damit erst der eigentliche Horrortrip, denn um sich selbst und weitere Menschen zu retten, muss Andrew die Identität des Serienkillers annehmen und an dessen Stelle Mitglied einer grausamen Psychopathen-Clique werden.

Kritik

Nach "Grabräuber gesucht: Keine besonderen Kenntnisse erforderlich" dürfen wir Jeff Strands Romanfigur Andrew Mayhem nun zum zweiten Mal in Aktion erleben. Während andere Menschen die Karriereleiter entweder hochklettern oder runtersteigen, fällt sie Andrew einfach auf den Kopf. Ihm mangelt es völlig an Ehrgeiz und Talent für einen normalen, harmlosen Job, stattdessen schafft er es fortwährend, sich in unfassbar gefährliche und zutiefst makabare Situationen zu manövrieren, aus denen er sich dann mit Herz und Humor herauskämpfen muss. Wenn man Donald Duck und Wile E. Coyote vermischen und in einen blutigen Thriller setzen würde, hätte das Ergebnis durchaus einige Ähnlichkeit mit dem liebenswerten Pechvogel Andrew Mayhem, dem ironischerweise am Ende oft das berühmte Glück im Unglück hilft, die schrecklichen Situationen, die ihm sein Pech einbrockt, zu überleben. Wie Wile E. Coyote bekommt Andrew sehr viel auf den Deckel, steht aber immer wieder auf und kämpft weiter.

Andrew besitzt im Gegensatz zu den meisten Helden in Thrillern und Krimis weder einen richtigen Beruf, noch irgendwelche besonderen Talente. Er ist kein Genie, kein Kampfsportler und kein Meisterschütze. Er kommt nicht mit irgendwelchen abgefahrenen Plänen daher oder bastelt aus einem Nagelknipser, zwei Haarbändern und einem Korken die rettende Superwaffe, sondern besitzt vor allem Lebenswillen. Was Andrew auszeichnet, kann man wohl am Besten als Mut der Verzweiflung umschreiben. Er gibt nie auf und bewahrt sich immer seinen Galgenhumor. Er ist schlicht und ergreifend eine sympathische Figur. Dies hat er mit seinem besten Freund Roger gemein, aus dessen Sicht auch einige kurze Kapitel geschrieben sind.

Wie schon im ersten Teil legen die Bösewichte auch diesmal wieder eine beeindruckende Perfidität und Grausamkeit an den Tag, diesmal sogar noch ein Tick fieser, origineller und spannender. Andrew landet gewissermaßen in der Frühversion eines Freizeitparks für Serienkiller, im Urlaubsparadis für den geistesgestörten Sadisten von heute. Würde dieser Roman verfilmt werden, könnte er sich locker gegen "Saw", "Hostel" und Co. behaupten.

Fazit

Vielleicht etwas weniger witzig, dafür aber spannender und perfider als der Vorgänger, weiß "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte" gut zu unterhalten.

Maret Hosemann - myFanbase
13.11.2010

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