Interview mit Kyle Gallner

21. Februar 2014 | Am Valentinswochenende hatten wir im Rahmen der "The Walking Dead"-Convention InfeCtiON die Gelegenheit, ein Interview mit Kyle Gallner zu führen, der in "Veronica Mars" die Rolle des Cassidy 'Beaver' Casablancas spielte und in der Staffel-4-Premiere von "The Walking Dead" einen Gastauftritt hatte. Obwohl der junge Schauspieler erst am Morgen in Düsseldorf gelandet war, war er ein so angenehmer Interview-Partner, wie man ihn sich nur wünschen kann. Aufgeschlossen, gesprächig, fröhlich und natürlich gab er äußerst interessante Einblicke in seine Arbeit an Serien und Filmen, verriet ein paar lustige Details und sprach über die Art und Weise, wie er mit dem Spielen seiner oftmals düsteren Charaktere umgeht.

Foto: Kyle Gallner, InfeCtiON - Copyright: Luc von Ferkel
Kyle Gallner, InfeCtiON
© Luc von Ferkel

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Wonach schaust am meisten du bei der Auswahl neuer Projekte, herausfordernde Rollen, mit bestimmten Schauspielern zu arbeiten oder...?

Das kommt wirklich drauf an. Es gibt bestimmte Dinge, die dich für jedes Projekt gewinnen können wie etablierte Regisseure oder tolle Schauspieler, mit denen du gern die Möglichkeit hättest zu arbeiten. Also das zählt in jedem Fall. Manchmal trifft man aber auch einen wirklich coolen Regisseur, der eine großartige Vision für sein Erstlingswerk hat. Das Allerwichtigste ist das Skript, die Geschichte. Wenn es eine Geschichte ist, die du erzählen oder von der du ein Teil sein willst, dann denke ich, kommt an erster Stelle, ob das Skript wirklich wirklich gut ist.

Du hast schon so einige düstere Charaktere gespielt.

Ja, hab ich.

Ist das dein Lieblingspart beim Schauspielern, diese Abgründe zu erforschen?

Ich denke, es ist ein Part, der Spaß macht. Du musst sie irgendwie menschlich machen, herausfinden, wie sie ticken, und auseinandernehmen, warum diese Leute tun, was sie tun. Insofern denke ich, es ist ein interessanter Blick auf Leute generell und es hilft dir ein wenig, dich selbst kennenzulernen und vielleicht auch die andere Seite etwas besser zu verstehen. Es ist aber nicht so, dass ich düstere Charaktere den guten vorziehe. Ich finde nur, düstere Charaktere können manchmal etwas interessanter sein. Gute Charaktere, weißt du, da spielt man manchmal einfach den gradlinigen Typen, während alle anderen um dich herum etwas interessanter sind, damit die Geschichte erzählt wird. Es gibt aber auch großartige Charaktere, die nicht düster sind, insfofern hängt es wirklich davon ab, wie Skript und Charakter geschrieben sind. Aber ja, ich hab Spaß damit, düstere Rollen zu spielen.

Erinnerst du dich an deine Rolle in "Criminal Minds"?

Oh ja.

Wie tief tauchst du in so einen Charakter beim Drehen ein und wie gut kannst du ihn hinterher abschütteln?

Kommt drauf an. Ich hatte da eine recht harte Lehrstunde bei einer Sache, die ich vor vielen Jahren gemacht habe. Es kann schwer sein, aber man muss seine Arbeit wirklich hinter sich lassen und darf sie nicht mit nach hause nehmen. Bei diesen Gastrollen hat man ja keine so lange Dauer, aber bei Projekten, wo du so einen Charakter einen oder zwei Monate lang spielst, bleibt schon etwas davon hängen und man verliert sich ein wenig darin. Manchmal fällt es mir schwerer, sowas loszulassen, besonders bei wirklich harter Kost. Plötzlich schaut man dann zufällig eine Werbung, wo Mutter und Kind sich umarmen und man ist so "Warum nimmt mich das jetzt so mit, warum heule ich denn bei dieser Werbung?" Bei "Criminal Minds" war es so, ich bin mit Matt, Matthew Grey Gubler, dem Typ in der Serie, befreundet. Er hat bei der Folge auch Regie geführt und so konnten er und ich vorher recht viel darüber sprechen. Man versucht also, so tief wie möglich einzutauchen, aber man muss immer dran denken, die Arbeit am Ende des Tages hinter sich zu lassen. Wenn man das kann.

Foto: Kyle Gallner, InfeCtiON - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Kyle Gallner, InfeCtiON
© myFanbase/Nicole Oebel

Welcher Charakter hatte denn den größten Einfluss auf dich?

Das war, als ich jünger war. Da fiel es mir schwerer loszulassen. Manchmal ist es egal, wie lange man eine Rolle spielt, wie in der "Cold Case"-Episode, die ich gemacht habe. Das war richtig brutal und der Regisseur ließ mich ganz schön düsteren Stoff lesen und schickte mir einiges an Material, das wirklich böse war. Das war die Sache, die mir eine Lehre war, wirklich zu versuchen, die Arbeit hinter mir zu lassen, denn wenn man sie mit nach hause bringt, wirkt sie sich auf dein Privatleben aus. Was Einfluss angeht, so bringt jeder Job was Neues mit sich, auch Jobs, die schwierig sind. Beispielsweise wenn man mit einem Regisseur nicht klarkommt oder man mit Produzenten zu tun hat, bei denen du das Gefühl hast, sie mischen sich zuviel ein und beeinflussen Dinge, bei denen du dir wünschen würdest, die künstlerische Seite wäre eher dir und dem Regisseur überlassen. Man lernt aus all diesen Dingen sowas wie, an einem schwierigen Set genauso klarzukommen wie an einem einfachen. Man lernt an jedem Set etwas und es ist nicht immer nur eine Lehrstunde im Schauspielern, sondern vielmehr darin, sich in der Industrie zurecht zu finden. Und manchmal arbeitet man mit einem Schauspieler, der dir zu einem super Durchbruch verhilft, oder du beobachtest sie einfach nur dabei, wie sie etwas Großartiges machen und es verändert dich, es verändert deine Herangehensweise an gewisse Dinge.

Man lernt also im Grunde was fürs Leben.

Ja, die ganze Zeit [lacht]. Ich meine, du versetzt dich in den Kopf von Personen, die nicht du selbst sind. Es ist wie eine seltsame Therapieform, in der du all diese Leute erforschen kannst, deren Standpunkt du vielleicht niemals sonst wahrgenommen hättest. Oder du erkennst "Oh wow, ich habe mit dieser Person etwas gemeinsam, was ich nie gedacht hätte." Ja, es ist wirklich so, man lernt tatsächlich viel fürs Leben.

Dies ist dein erster Besuch in Deutschland und deine erste Convention abgesehen von Comic Con, oder?

Ich war noch nie bei der Comic Con.

Also deine erste Convention überhaupt?

Genau. Die erste Convention überhaupt.

Und wie läuft's bisher?

Alle sind wirklich entgegenkommend. Man spürt, dass alle die Serie wirklich lieben und echt begeistert sind, hier zu sein. Es ist einfach schön, von Leuten umgeben zu sein, die ihr Herz an etwas hängen. Die gleichgesinnt sind. Alle sind aus demselben Grund hier, das ist cool.

"The Walking Dead" ist die erfolgreichste Kabelserie aller Zeiten. Was denkst du, was die wichtigsten Zutaten im Erfolgsrezept der Serie sind? Wirklich die Zombies?

Ich glaube, die Leute lieben Zombies wirklich. Das hilft ganz sicher, aber ich denke, es hat auch mit der Qualität zu tun. Es sind gute Drehbücher, gute Bilder, gut gespielt. Ich denke, es steckt auch eine echt gute Fangemeinde dahinter. Die Fangemeinde der Comics ist wirklich stark, die Horror- und Fantasy-Fangemeinde ist riesig. Ich denke, es war schon eine Überraschung, dass es im Fernsehen so gut ankommt, aber es ist definitiv eine Fangemeinde, die man nicht unterschätzen darf, denn sie sind eingefleischt und was sie lieben, das lieben sie. Es gab hierfür auf jeden Fall ein Publikum und ich finde es cool, dass der Erfolg auch in den Mainstream übergeschwappt ist, viele Leute wurden in die Comic-Buchwelt geführt und dazu gebracht, auch andere Sachen als "The Walking Dead" zu lesen. Es hat sich in eine Art Phänomen ausgedehnt, was ziemlich klasse ist.

Gibt es eine Sache über "The Walking Dead", die niemand weiß?

Oh wei, etwas, was niemand weiß... Das ist echt schwer. Ich weiß nicht... [lacht] Tut mir leid, ich war einfach nicht lang genug dabei.

Du wurdest in "The Walking Dead" von einem Zombie gefressen.

Ich wurde wirklich von einem Zombie gefressen.

Wie wird das gedreht? Warst das wirklich du in dem Blutbad?

Nein, das war nicht ich. Ich war das nach dem Blutbad. Sie haben eine Prothese angefertigt. Sie haben einen lebensechten Abguss von mir gemacht, von Schultern und Kopf, und haben mein Gesicht nachgebaut und am Hals eine Stelle gemacht, wo man reinbeißen konnte, du weißt schon, wo mein Hals aufgerissen wird und das Blut rausspritzt. Also nein, das war nicht ich, aber ich konnte zusehen, wie ich getötet wurde.

Foto: Kyle Gallner, InfeCtiON - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Kyle Gallner, InfeCtiON
© myFanbase/Nicole Oebel

Also der Zombie obendrauf...

Das war echt. Das war ein Typ.

Der mit dem Beißen in die Prothese beschäftigt war...

...und mit dem Aufreißen des...

...des was auch immer Fleisches...

...jajaja [lacht].

Zum zweiten Teil des Interviews mit Kyle Gallner, in dem wir über "Veronica Mars" sprechen, seinen Film "Dear White People", seine Lieblingsserien und mehr ...


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