Bewertung

Review: #3.16 Der Verwalter (Nr. 78)

Es geht einfach nicht vorwärts. Über jede einzelne Episode könnte man momentan das gleiche sagen oder schreiben, denn "The Blacklist" tritt auf der Stelle. Es schwelt mal wieder ein Konflikt zwischen Raymond Reddington und Elizabeth Keen, da er es einfach nicht fertig bringt, ihr endlich einmal die Wahrheit über ihr Leben und über sein Leben zu sagen. Und sie ist mal wieder genervt, dass er ihr ebendiese Wahrheit vorenthalten will.

"She deserves the truth." "Watch the road, Dembe."

So ist das, wenn man nicht mehr sonderlich viel zu tun hat. Liz Aufgabe als Beraterin in der Task Force limitiert sie weiterhin zur bloßen Staffage, da sie in aktuelle Ermittlungen nicht mehr wirklich eingreifen kann. Angesichts ihrer fortschreitenden Schwangerschaft ist dies jedoch auch nicht unbedingt das schlechteste, da sie mittlerweile wohl sowieso besser hinter verschlossenen Türen aufgehoben ist als an vorderster Front. Dass sie dadurch jedoch auch enorm viel Zeit hat, sich mit ihrem komplizierten Privatleben auseinanderzusetzen, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich.

Ihre erste Baustelle, ihre neu entflammte Liebe zu Tom Keen, ist dabei das am wenigsten interessante Element der Geschichte momentan. Die beiden haben bis auf wenige Szenen, in denen Tom allzu süße Liebesschwüre säuselt, kaum Interaktionen. Dabei täte sie gut, zu hinterfragen, was er eigentlich den ganzen Tag so treibt. Hat Reddington in der letzten Episode noch dafür gesorgt, dass er nicht wegen schweren Raubs hinter Gitter gesteckt wird, so kann Tom einfach nicht anders und taucht erneut in sein altes Leben ein. Erneut sucht er Kontakt zu Gina Zanetakos und versucht sie zu überzeugen, ihm dabei zu helfen, endlich sein altes Leben hinter sich zu lassen. Dass dies schwer werden wird und bestimmt ihm nochmal gehörig einen Strich durch seine "Heile Familienwelt"-Wünsche treiben wird, ist eigentlich absehbar. Das Gespräch hier zwischen ihm und Gina, in dem vor allem letztere andauernd durch irgendwelche sexuellen Anspielungen ihn zu verwirren versucht, ist einfach nur lästig, weil es Gina zu einer nicht gerade sehr interessant agierenden Antagonistin werden lässt und sie einfach nur zu einer sexy, wenn auch ruchlose Frau degradiert. Ich muss hier gestehen, dass es kaum interessant ist, wer eigentlich plant, Tom loszuwerden – natürlich liegt nahe, dass Reddington seine Finger im Spiel haben könnte, aber Tom hat ja bekannterweise noch ein Problem mit seinem einstigen Rekrutierer, dem Major. Doch eigentlich ist es auch egal.

Viel "spannender" als die Frage, ob Tom und Liz ein Happy End bekommen, ist natürlich Liz Suche nach ihrer angeblich verstorbenen Mutter. Reddington weigert sich weiterhin beharrlich, ihr irgendwelche Informationen zu geben, so dass Liz auf eigene Faust weiter ermittelt und schließlich einen Brief in ihren Händen hält, in dem ein ehemaliger Kollege ihrer Mutter ihr gesteht, dass diese noch am Leben ist. Ja, Wahnsinn! Wer hätte das nach den letzten Episoden gedacht. Es wird nicht ganz klar, ob Reddington versuchen will, zu verhindern, dass Liz die Wahrheit erfährt, weil er sie zu schützen versucht, oder aus purem Eigennutz, weil er selbst mit Rostova noch irgendeine Rechnung offen hat. Schließlich wurde in der letzten Episode deutlich impliziert, dass irgendjemand ihn gerne Tod sehen möchte und das könnte ja natürlich auch irgendwie mit Rostova zusammenhängen. Hier geht es aber, wie gesagt, einfach nicht weiter, was schon arg an den Nerven zerrt.

"Some things can never be forgiven."

Da Reddington mal wieder keine Lust dazu hat, alleine zu ermitteln, spannt er erneut das FBI in seine eigenen Pläne ein und schickt sie auf die Spur eines neuen Blacklisters. Dieser entpuppt sich als ein Geheimniswahrer, der für allerhand Leute belastendes Material an sicheren Orten verstaut. Darunter finden sich Politiker, wie auch Kriminelle oder Geschäftsleute wieder. Auch Reddington hat anscheinend das ein oder andere Teil bei ihm sicher eingelagert, doch es ist wohl sehr schwer, einmal dort eingelagerte Dinge wiederzubeschaffen. Warum sonst sollte er ausgerechnet das FBI auf ihn ansetzen. Es kann natürlich auch sein, dass Reddington eine bestimmte Spur verfolgt hat und jemand anderes das Dokument, das er am Ende Dembe ausgraben lässt, eingelagert hat. Da jedoch mal wieder nicht ansatzweise angesprochen wird, was Reddington antreibt oder was er vor hat, bleibt mal wieder nur die Möglichkeit, darüber zu spekulieren. Und genau das ist es, was momentan wirklich zähl ist. Es ist klar, dass es mit Elizabeths Mutter zu tun hat, aber es wird kein Brotkrumen gestreut oder ein kleiner Hinweis gegeben, was genau Red im Schilde führt.

Nach dem vorläufigen Ende des Kabal ermahnte Red einst Liz, dass sie sich nicht zurücklehnen dürfe, weil ihnen allen noch ein großer Krieg bevorstehenen wird, doch irgendwie verläuft diese Ankündigung seit der Eröffnung, dass Liz schwanger ist, im Sande. Es ist auch in Ordnung, wenn man sich auf die privaten Probleme der Protagonisten konzentriert, doch die Tatsache, dass es einfach nicht vorwärts geht und dass Red sich beharrlich weigert, irgendwelche Informationen preis zu geben, macht "The Blacklist" zu einem wahren Geduldsspiel im Moment. Vielleicht wäre es am Ende ja ein schöner kleiner Cliffhanger, wenn nicht Red Liz die Wahrheit sagen würde, sondern Dembe, einfach weil auch er die Geduld mit seinem Freund und Boss verliert.

Nun gut, zurück zu dem mysteriösen Geheimniswahrer. Die Geschichte an sich war nicht einmal uninteressant, da sich dieser nicht als üblicher Krimineller entpuppt, sondern als liebender Vater, der unter dem Verlust seiner Familie leidet. Natürlich gibt ihm dies kein Recht, einfach ein Mädchen zu entführen, das er gerade auf der Straße vor ihrem brutalen Schlägervater gerettet hat, aber es lässt ihn sympathischer wirken als den üblichen Blacklister der Serie. Auch die Tatsache, dass die Entführung der Tochter durch sie selbst fingiert war, weil sie geahnt oder gewusst hatte, dass ihr "Vater" gar nicht ihr Vater war, ist dieses mal durchaus spannend, weil unerwartet.

Zunichte gemacht wird die Geschichte jedoch durch einen lächerlichen Plot rund um einen potentiellen Anschlag von Terroristen, der irgendetwas mit einer deutschen Fluggesellschaft zu tun hatte, bei der die Regierung beziehungsweise der BND nicht rechtzeitig informiert gewesen ist. Reddington rät Harold Cooper noch, sich nicht einzumischen und irgendwelche brisanten Informationen weiterzugeben, doch am Ende hört er mal wieder nicht auf den umsichtigen Verbrecher und verursacht fast einen terroristischen Anschlag, wäre da nicht sein grandioses Team, das dies in letzter Sekunde verhindern kann. Die Geschichte ist an den Haaren herbei gezogen und führt eigentlich nur zu einer nennenswerten Szene, die jedoch so lächerlich ist, dass man ernsthaft fragt, wie das Team überhaupt noch zusammenarbeiten kann.

Dass es seit dem Staffelfinale der zweiten Runde zwischen Donald Ressler und Samar Navabi kriselt, ist offensichtlich und häufig genug angesprochen worden. Und dass Aram dies nicht passt, weil er immer noch in Samar verliebt ist ist auch nichts neues. Dass er bei der Entschärfung einer Bombe jedoch die Dreistigkeit hat, Ressler dazu zwingen zu wollen, sich bei Navabi zu entschuldigen, ist schon arg an der Grenze des erträglichen. Dass Ressler so etwas durchlässt und nicht einmal richtig durchgreift, um endlich Ruhe und Ordnung in sein Team zu bringen, wundert mich doch sehr.

Randnotizen

  • Eigentlich ist das große Thema dieser Episode Vergebung – an allen Ecken und Enden gibt es Vertrauensbrüche, die repariert werden müssen und Lügen, die verziehen werden müssen. Doch so recht will niemand den ersten Schritt machen, weswegen sich alle Konflikte nur weiter intensivieren, bis es am Ende wahrscheinlich zu einem großen Rundumschlag kommen wird und das Team mal wieder auseinander gerissen, Freundschaften gebrochen oder Beziehungen auseinander gehen werden.
  • Am Ende der Episode unternimmt Harold Cooper einen Versuch, sich mit seiner Frau auszusöhnen, doch er bringt es nicht einmal fertig, mit ihr zu sprechen. Aber interessiert dies eigentlich irgendjemanden?
  • Luftreiber Airlines. Ich musste so lachen. Durfte man Lufthansa wohl einfach nicht in den Mund nehmen...

Fazit

Ach, was soll man momentan über "The Blacklist" sagen? Dass die Serie auf der Stelle tritt und es nicht so recht vorwärts gehen mag, habe ich schon in den letzten Reviews geschrieben. Auch dieses Mal ändert sich an der Grundsituation nichts und man wartet als Zuschauer weiterhin darauf, dass es irgendwann mal wieder eine spannende, interessante Geschichte gibt, bei der es sich mitzufiebern lohnt.

Melanie Wolff - myFanbase

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