Interview mit Hayley Atwell

4. Mai 2015 | 2011 tauchte Hayley Atwell erstmals in "Captain America - The First Avenger" als britische Agentin Margaret "Peggy" Carter auf sowie später in der Serie "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.". Als ältere Dame trafen wir sie auch in "Captain America: The Winter Soldier" und seit einigen Tagen ist sie wieder in den Traumsequenzen von "Marvel's Avengers: Age of Ultron" mit dabei. Wir trafen Hayley Atwell zum Start von "Marvel's Agent Carter" zum Interview über Spaß am Set in Los Angeles und was den Zuschauer in den acht Folgen der ersten Staffel erwartet (ab 27. Mai 2015 beim Pay-TV-Sender SyFy).

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Foto: Hayley Atwell, Screening-Event "Marvel's Agent Carter" in München 2015 - Copyright: Hannes Magerstädt für Syfy
Hayley Atwell, Screening-Event "Marvel's Agent Carter" in München 2015
© Hannes Magerstädt für Syfy

Hast du Kindheitserinnerungen, die mit Marvel zu tun haben?

Nein, ich habe [später] ein paar Filme gesehen – ich habe "Iron Man" gesehen, aber ich kann nicht sagen, ein Fan gewesen zu sein. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von den Marvelcomics, bis ich Teil des Franchise wurde.

Vermisst du es, das nicht gehabt zu haben?

Ich hatte Barbies, das war also okay. Ich bereue nichts, weil ich Frisch reinkam, ohne Erwartungen oder Druck. Ich hatte keine Verantwortung, irgendetwas erfüllen zu müssen, weil ich überhaupt nicht mit allem bekannt war und alles sehr neu für mich war.

Wie fühlt es sich an, einen starken, komplexen Charakter wie Peggy Carter seit 2011 zu spielen?

Was großartig ist: dass es wie eine Kollaboration ist. Marvel kam zu mir und sagte: "Möchtest du eine Serie machen?" Und ich stimmte zu – sofort – und sie fragten mich, was ich sehen möchte. Also wollte ich Peggy verletztlich haben, lustig, mit einer stärkeren, menschlicheren Seite. Es war großartig weil ich das Gefühl hatte, als Team zusammen zu arbeiten, als Ensemble, und dadurch habe ich mich noch starker in Peggy verliebt.

Du hast beim Screening erwähnt, dass du deine Ideen mit dem Writer's Room teilen kannst, wie ist das so?

Es ist großartig, weil ich aus dem Theater komme, wo ich es gewohnt bin, Improvisationsideen und gewisse Zeilen zu entwickeln und es war großartig das Gefühl zu haben, als hätte ich kreative Kontrolle über das, was ich tue, anstatt hinzukommen und gesagt zu bekommen, wo ich stehen soll, was ich tragen soll, wie ich mich verhalten soll. Du kommst rein und wirst nach deiner Meinung gefragt und dadurch kam es mir vor, als wäre mein Leben eine Parallele zu Peggys.

Ich liebe es, dass die Serie zwei weibliche Produzentinnen hat - ich denke mir, dass das gut ist für die weibliche Hauptrolle und dadurch authentischer ist, oder?

Ja, mit Tara [Butters] und Michele [Fazekas] – und so vielen mächtigen Frauen im Marveluniversum – fühlt es sich richtig an, dass sie die Serie leiten. Sie schrieben das Finale und haben alle Skripts überblickt und dadurch war es für mich auch einfacher mit meinen Ideen zu ihnen zu kommen und freier zu sein, da es von Frau zu Frau war anstatt zu einer ganzen Gruppe Männer.

Ist Peggys perfekter Look ein Kommentar zum Feminismus in den Vierzigern – sie kann hübsch sein und gleichzeitig super stark?

Ja, denn sie gibt ihre Femininität nicht auf und ist total eine Frau ihrer Zeit, die auf ihr Äußeres achtet, und ich denke, dass das toll ist, denn es zeigt, dass sie nicht Butch sein muss, sie muss nicht aggressiv sein, um stark sein, und ich habe das Gefühl, dass Peggys Kraft aus ihrer Verletzlichkeit als Frau kommt. Es kommt daher, dass sie eine Frau ist, die sich mit den bösen Jungs beschäftigen muss, den Feinden, und gleichzeitig mit den Leuten in ihrem eigenen Büro, die ihr das Leben schwer macht, die von ihr erwarten, dass sie das Telefon bedienen muss, die Sandwiches und den Kaffee machen muss. Das haben die Leute von ihr erwartet und weil sie so feminin ist, kann sie dies nutzen für sich selbst, sie kann so tun, als mache sie Kaffee, aber hört gleichzeitig zu, was die Männer im Büro sagen. Es ist so klug, dass die Autoren sich entschieden haben, den Sexismus in den Vierzigern als eine Art Beschaffung für das, was sie braucht, zu benutzen, das macht aus ihr eine moderne Frau, denke ich.

Wenn wir die Fünfziger, Sechziger, Siebziger mit Peggy erleben – würde sie Aktivistin werden?

Glaube ich schon, sie ist letztlich eine Kraft für das Gute, also wäre sie Menschenrechtlerin. Wir sehen sie in den Vierzigern und wissen durch "Captain America 2", dass sie sehr alt wird, sie erlebt die Fünfziger, Sechziger, Siebziger, Achtziger und die Neunziger, also hat sie große wirtschaftliche Veränderungen erlebt und wäre sehr privilegiert, sie würde der UN beitreten, sie würde vielleicht als Präsidentin kandidierten, sie würde all diese unfassbaren Dinge machen, relevant zu den Problemen der jeweiligen Zeit, und das ist etwas, was die Autoren unglaublich gerne erforschen würden, wenn wir eine zweite oder dritte, vierte Staffel bekommen. Ich wäre sofort dabei!

Du entschuldigst dich immer auf Twitter nach deinen Stunttrainings, wie erlebst du diese?

Ich sage die meiste Zeit über "Es tut mir leid!" - ich war nicht so elegant, ich war etwas ungelenk. Aber ich hatte gute Stuntkoordinatoren, die versucht haben, mir zu helfen, die immer gesagt haben: "Abstand, Abstand! Geh weg, geh weg von ihm!"

Du hast einmal gesagt, du wärst als Kind sehr burschikos gewesen – ist Peggys Art zu kämpfen daher so "brutal"?

Sehr, ich habe meine Zeit in der Schule mit Rugby verbracht und kletterte auf Bäume und ich bin mit zwei Jungs aufgewachsen – wie meine Brüder -, also war ich nicht so mädchenhaft. Ich hatte Barbies, aber ich war rauer. Das machte es einfacher, mich in eine Superheldin zu verwandeln, die so stark ist.

Ich liebe den roten Peggy-Lippenstift! Wen würdest du gerne mit diesen Lippen küssen?

Ich würde mich für Gregory Peck aus "Wen die Nachtigall stört" entscheiden, weil er mein liebster, ultimativer Held ist und er ist natürlich aus derselben Zeit, in der Peggy am Leben gewesen wäre, also denke ich, sie hätten ein tolles Paar gemacht! Ich hätte ihn definitiv gerne geküsst!

Wo wir gerade vom Shippen sprechen – was können wir von Angie Martinelli erwarten?

Ihre Freundschaft wächst über die Zeit und was daran so schön ist, ist, dass es keine Beziehung ist, die darauf basiert, über andere Männer zu reden, oder die auf Wettkampf basiert. Du hast zwei Mädchen, die einander respektieren. Ich denke, das wirklich schwierige daran ist, dass Peggy sich gerne Angie anvertrauen würde, weil Angie so ein guter Mensch ist, aber sie hat Angst, dass sie genauso sterben wird wie Colleen. Daher hat sie immer leicht ein Schutzschild um sich und was dann passiert ist, ist, dass Angie mehr und mehr frustriert ist, weil sie so hart daran arbeitet, ihr Freund zu werden und gleichzeitig sorgt Peggy sich um sie. Es wächst und entwickelt sich und es ist so toll eine weibliche Freundschaft im Fernsehen zu sehen, die, wie ich gesagt habe, nicht im Wettkampf steht, die nicht gemein ist, es ist eine wahrhaftige Freundschaft, was wirklich cool ist.

Foto: Hayley Atwell, Screening-Event "Marvel's Agent Carter" in München 2015 - Copyright: Hannes Magerstädt für Syfy
Hayley Atwell, Screening-Event "Marvel's Agent Carter" in München 2015
© Hannes Magerstädt für Syfy

So nett wie Colleen in der kurzen Zeit, die wir sie sehen, scheint, sagt sie doch nur "Du solltest wieder daten", viel zu kurz nach Steve, also ist es toll, so eine Freundschaft zu haben! Und alle meine amerikanischen Freunde sagten zu mir – da ist diese Spannung, vielleicht ist da mehr …

(lacht) Ja, es ist eine tolle Freundschaft und ich denke, es wird wachsen. Auf jeder Convention, auf der ich war – da waren so große Fans von Peggy und Angie, was wirklich toll ist. Und Lyndsy [Fonseca], die sie spielt, ist einfach ein so fantastisches Mädchen. Wir hatten soviel Spaß und es ist toll, ein Mädchen am Set zu haben, mit der man sich anfreundet, das macht die ganze Erfahrung gleich noch schöner.

Da wir von Conventions sprechen: Beim Screening war ein Mädchen wie Peggy gekleidet, du retweetest Angie, Peggy und Cap Cosplayer. Wie fühlt es sich an, wenn Menschen sich wie "du" verkleiden oder dein Gesicht auf den Arm tätowiert haben?

Es ist eine große Ehre. Was so toll ist an Peggy: Sie ist so ein großartiges Vorbild und wirklich viele Leute mögen sie sehr. Es fühlt sich gut an, dass diese Serie von einem Netzwerk loyaler Fans unterstütz wird. Ich traf ein Mädchen, das sich meinen Namen auf ihr Bein hat tätowieren lassen. Sie war in einem Rollstuhl und konnte ihre Beine nicht benutzen, aber sie hatte meinen Namen tätowiert als eine Art, sich selbst zu stärken, trotz der Tatsache, dass ihr Körper nicht viel mitmachen kann. Und das ist die Art von Kraft, die Peggy ihren Fans gibt, und für mich ist es meine Verantwortung, sie interessiert zu halten und aufgeregt und ich wäre nicht hier, wenn die Fans die Serie nicht gewollt hätten – sie waren es, die sich dafür aussprachen und so große Fans von Peggy waren, sodass die Serie funktionieren konnte. Ich fühle mich sehr emotional, mein Leben hat sich verändert dadurch, dass ich Peggy spiele, und ich hoffe, das geht weiter, denn es war so eine wahrhaft tolle, spezielle Erfahrung, in Los Angeles aufzuwachen mit der scheinenden Sonne jeden Tag, ans Set zu gehen mit diesen tollen, lustigen Menschen, die beste Zeit zu haben, eine wirklich Kraftgebende Geschichte für Männer und Frauen zu erzählen.

Wie ist es, mit Chad Michael Murray zu arbeiten? Sein Charakter ist so Macho und Peggy Carter scheint wirklich keine Lust auf diese Männer dieser Zeit zu haben.

Er nahm seinen Charakter sehr ernst! Er spielt einen so schlimmen Charakter, aber er spielt ihn so gut, er ist so eingebildet und sexistisch und macht Peggy klein und nimmt das Lob, das ihr gebührt, und [Chad] macht das mit einem Sinn für Grazie und akzeptiert, dass er der Böse ist. Aber er ist toll, weißt du, er gab mir einige Ratschläge über das Arbeiten in Los Angeles, weil es das erste Mal war, dass ich dort gearbeitet habe. Er ist wirklich ein Familienmann und brachte seine Hunde ans Set und er hat soviel Erfahrung im Fernsehen und es war nett, jemanden zu haben, der mir wie ein älterer Bruder vorkam, der auf mich aufpasst.

Du bist also sehr eng mit dem Darsteller von Jarvis …

Ich kenne James D'Arcy seit ungefähr zehn Jahren und ich kenne Dominic Cooper seit ungefähr zehn Jahren und dadurch hatten wir unglaublichen Spaß am Set. Wir waren einfach sehr albern und hatten eine Menge Spaß, ungezogen zu sein, und sie waren wie Brüder für mich, was unglaublich war.

Ist das eine Art Balance dafür, vor der Kamera so ernst sein zu müssen?

Ja, es ist eine sehr schöne Balance sogar! Offensichtlich kommt diese Serie mit hohem Druck, weil sie von Marvel ist und es da Erwartungen gibt, aber ich denke, es war sehr wichtig, soviel Spaß wie möglich zu haben. James sagte zu mir: "Egal, was mit der Serie passiert, lass uns einfach die bestmögliche Zeit haben!" und ich habe dem sehr zugestimmt und wir haben es voll ausgenutzt.

Ich habe gelesen, dass du Kurzgeschichten und Essays in deiner Freizeit schreibst, was mich persönlich sehr interessiert. Kann ich fragen, wovon sie handeln?

Sie sind sehr nostalgisch, sie sind meistens über mein Leben in London und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, sehr autobiografisch. Aber auch sehr aufschlussreich – wie Tagebucheinträge über die Dinge, die ich gelernt habe, Lebensweisheiten – etwas, von dem ich hoffe, dass es eines Tages meine Kinder lesen werden. Auch Dinge, die ich über das Business gelernt habe, Anekdoten von Menschen, die ich getroffen habe, und lustige Geschichten, die erzählt wurden. Ich bin so dankbar für das Leben, das ich habe, und möchte es so gut wie möglich dokumentieren, damit ich zurückblicken kann, wenn ich älter bin, und mich lebendig an die Erfahrungen, die ich gemacht habe, erinnern kann.

Da Peggy Carter ein wenig wie Sydney Bristow aus "Alias" ist, wenn sie ihre blonde Perücke benutzt um undercover zu gehen … was ist deine liebste Fernsehserie?

Oh, das ist eine schwierige Frage … ich besitze keinen Fernseher, also gucke ich nicht so viel! Aber ich würde sagen, dass ich immer wieder bei "Arrested Development" reinschaue, der Comedyserie. Ich tendiere dazu, viel Comedy in meiner Freizeit zu gucken, da das so anders ist von allem, was ich tue, vor allem, wenn ich in Theaterstücken spiele, die sehr ernst und dramatisch sind.

Der Soundtrack von "Marvel's Agent Carter" ist natürlich sehr im Stile der 40er Jahre. Was ist dein persönlicher Soundtrack?

Oh mein Gott, soviele verschiedene Sachen … du hast vielleicht von Joni Mitchell gehört und David Bowie – ich war so verrückt nach ihm, als ich jünger war – und viel älteres Zeug. Ich höre Queen, ich bin ein großer Fan von Freddie Mercury und ziemlich flamboyanten, theatralischen Künstlern. Und dann natürlich viele weibliche Songschreiberinnen First Aid Kit und CocoRosie, aber es ändert sich mit meiner Laune. Zum Beispiel, wenn ich im Fitnessstudio bin und etwas Schnelles will wie Rihanna oder Taylor Swift und etwas lustiges, poppiges. Und wenn ich nachdenklich bin mag ich Folkmusik ziemlich und entspannte Singer/Songwriter – melancholisch, poetisch, so etwas, das die Stimmung verstärkt, in der ich bin.

Auf was dürfen wir uns in einer potentiellen zweiten Staffel freuen?

Falls wir eine zweite Staffel bekommen, was noch nicht bestätigt ist, würden wir gerne in Peggys Hintergrundgeschichte blicken und herausfinden, was sie zu der Person gemacht hat, die sie ist. Also würden wir ihre Familie ergründen. Und es würde definitive einen Schwarm geben, da dies zum Ende der ersten Staffel relevant wird. Ich denke, dass sie bereit ist, mit ihrem Leben weiterzumachen und mit jemanden glücklich zu werden.

Vielen Dank für das Interview, Hayley!

Simone Bauer - myFanbase


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