Die besten Beziehungen 2008/2009
Platz 3: Raylan & Boyd (Justified)

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Eigentlich unglaublich, dass anfangs geplant war, Boyd nur als Gastdarsteller für die Pilotfolge von "Justified" zu engagieren. Dabei hätte man doch eigentlich wissen müssen, zu was Boyd-Darsteller Walton Goggins alles fähig ist, verkörperte dieser doch sieben Staffeln lang eine der interessantesten Serienfiguren, die Rolle des korrupten Polizisten Shane Vendrell in "Shield, The". Wie sich aber glücklicherweise herausstellte, waren die Verantwortlichen von "Justified" empfänglich für die Wünsche von Fans und Kritikern gleichermaßen und sorgten nicht nur dafür, dass Boyd nahezu die gesamte erste Staffel über zu sehen war, sondern beförderten ihn auch zum Hauptdarsteller für die noch folgende zweite Staffel.

"Well Raylan, seems that we are destined to be locked in an antagonistic relationship."

Foto: Copyright: Sony Pictures Television
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Diese Chance ließen sich Graham Yost und Co. nicht entgehen, denn wie sich herausstellte, war neben der interessanten Charakterzeichnung Raylans vor allem die besondere Beziehung zwischen ihm und Boyd die treibende Kraft der Serie. Wie Goggins in Interviews, in denen er über diese Beziehung gefragt wurde, immer wieder anmerkte, gibt es zwei Möglichkeiten, wie alte Freunde, die mittlerweile auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen, miteinander umgehen können: Entweder sie behandeln sich so, als ob sie nie befreundet gewesen wären oder sie berücksichtigen die gemeinsame Vergangenheit und offenbaren gegenseitig eine gewisse Form von Respekt. Wäre "Justified" den ersten Weg gegangen, hätte sich wohl nie diese Dynamik entwickeln können, die die erste Staffel schließlich so prägte, auch weil die daraus resultierende Schwarz-Weiß-Malerei aller Voraussicht nach mit der Zeit langweilig geworden wäre.

Indem man aber sowohl Raylan als auch Boyd eine gehörige Portion Respekt gegenüber einander mitgab, hat man bewusst auf jegliche Wertung und damit Manipulation des Zuschauers verzichtet. Denn wenn die eine Seite sich tatsächlich auch mal die andere anhört und nicht in wilde Anschuldigungen und Beschimpfungen übergeht, besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass sich diese rechtfertigen kann. So verschwinden die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, womit natürlich auch Raylans teils unorthodoxe Auslegung seiner Arbeit als Deputy U.S. Marshall zu tun hat. Die Guten sind nicht zwangsläufig durchgängig gut, die Bösen nicht andauernd böse. Man lässt lieber die Taten sprechen als die Seite, auf der sie stehen.

Dabei könnten die Vorzeichen nicht schlechter stehen, nachdem Raylan Boyd in Avas Haus mit einer Ladung Schrot in dessen Bauch beschenkt. Zwar war Boyd selbst in der kurzen Zeit, die bis zu dieser Auseinandersetzung verstrich, durchaus charismatisch und bot zumindest ein wenig Identifikationspotential, doch erst die Entscheidung, ihn doch nicht sterben zu lassen, machte gleichwohl die Figur von Boyd als auch die Dynamik zwischen ihm und Raylan so interessant. Denn seinen Gefängnisaufenthalt nutzt Boyd unter anderem dazu, Gott in einem Versuch, sich seiner unzähligen Sünden zu entledigen, für sich zu entdecken. Natürlich nimmt ihm seine Läuterung niemand ab, allen voran Raylan. Wie sich jedoch herausstellt, meint es Boyd tatsächlich ernst, auch wenn er Gottes Willen recht eigenhändig interpretiert und deswegen trotzdem nicht davor zurückschreckt, Menschen dafür zu töten. Dennoch umgibt Boyd nun eine gewisse Aura von Seelenruhe, die Goggins gekonnt nach außen hin zeigt. Boyd ist sogar der festen Überzeugung, dass Raylan sein Retter ist, denn ohne den Gefängnisaufenthalt hätte Boyd nie zu Gott gefunden.

Durch Raylans Beziehung mit Ava, der Witwe des von ihr getöteten Bruders von Boyd, sorgt dieser unfreiwillig dafür, dass Boyd auf freien Fuß gesetzt wird. Damit sieht sich Raylan dem Dilemma ausgesetzt, indirekt für all das Unheil, das Boyd seitdem angerichtet hat, verantwortlich zu sein. Raylan sieht es als seine Pflicht an, Boyd das Handwerk zu legen, zeigt aber weiterhin eine Form von Wertschätzung dafür, was Boyd tut, der im Grunde nur dem eigenen moralischen Code folgt. Deswegen wird Boyd von Raylan selbstverständlich nicht hofiert. Bei dem ersten Fehler, den sich Boyd erlauben würde, wäre Raylan der Erste, der Boyd wieder ins Gefängnis bringen würde. Doch Boyd ist zu geschickt, um sich schnappen zu lassen. Und auch hier wieder: der einfache Weg wäre es gewesen, Boyd auf eine persönliche Rachemission gegen Raylan zu schicken. Doch "Justified" schlägt den weitaus schwierigeren Pfad ein. Diese Entwicklung kulminiert schließlich in einem Finale, bei dem Boyd nicht nur Raylan dabei hilft, Ava zu befreien, sondern sich auch noch gegen seinen eigenen Vater und dessen Entourage stellt.

Am Ende ist Raylan, so Boyds Aussage, der einzige Freund, den Boyd noch hat. Raylan wird seinerseits bemerkt haben, welche Geheimwaffe er im Kampf gegen die Kriminalität mit Boyd hat. Man darf also gespannt sein, wie sich diese höchst ungewöhnliche Freundschaft weiter entwickelt und sich auf die zweite Staffel mit wahrscheinlich noch mehr gemeinsamer Screen Time freuen. Platz 3 für Boyd und Raylan.

Andreas K. - myFanbase

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