Die enttäuschendsten Staffeln 2008/2009
Platz 2: 90210 (Staffel 1)

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"90210" hat es definitiv nicht leicht in Kreisen von Serienfans. Aber das liegt wohl schon allein an der Tatsache, dass es ein Spin-off, Remake oder eine Fortführung der Kultserie der 90er-Jahre ist. Natürlich war diese im Nachhinein betrachtet, vor allem die späteren Staffeln, auch kein Meisterwerk, aber die Konkurrenz war damals so gering, dass man als Teenager kaum eine andere Möglichkeit hatte in eine andere Welt zu entschwinden. Gutzuhalten ist dem Original natürlich auch noch, dass die Handlungsstränge zwar immer soaplastiger wurden, aber die Charaktere dabei nie oberflächlich, platt und uninteressant wirkten, wie sie es zu Hauf in "90210" tun. Die 2009er-Version schafft es einfach nicht, dass der Zuschauer ein wirkliches Verhältnis zu den Charakteren aufbaut, da sie keine gerade Linie verfolgen und auch sonst zu aufgesetzt wirken.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Das größte Manko von "90210" ist mit absoluter Sicherheit der Charakter Annie Wilson. Ein Hauptcharakter, für den man weniger Sympathien empfindet als für den vermeintlichen Antagonisten - in diesem Falle wohl Naomi - ist schon mal ein extrem schlechter Einstieg. Dann soll genau dieser unsympathische Charakter auch noch das meiste Identifikationspotenzial bergen, was natürlich auf jeder Linie schief gelaufen ist. Hinzu kommt ihr vollkommen farbloser Bruder Dixon, der zwar die ganze Staffel über eine eigene Storyline hatte, die aber nie wirklich überzeugen konnte. Ähnlich ging es den Zuschauern wohl mit Ethan, der zwar zu Beginn noch den Hauch einer Hintergrundgeschichte bekam (war da nicht mal etwas mit einem behinderten Bruder?), was aber dann auch einfach komplett ignoriert wurde, und er eigentlich nur dazu diente, die verschiedensten Mädels in der Serie anzuschmachten.

Die einzigen Charaktere mit wirklichem Potenzial waren dementsprechend die Oberzicke Naomi, die letztlich wohl die einzige Person war, für dessen Handlungsstrang man sich noch irgendwie interessierte, vor allem als Liam aufgetaucht war. Aber dennoch kann man hier leider nicht von einem Handlungsstrang sprechen, der so absolut genial ist, dass er einen Woche für Woche zum Einschalten zwingt.

Ganz verhunzt hat man leider den Charakter Silver. Und das, obwohl sie die einzige Person ist, die noch eine direkte Verbindung zur eigentlichen Mutterserie herstellt, immerhin wurde sie in dieser geboren und dort in etlichen Episoden immer wieder in die Handlung eingebunden. Doch die düstere Silver, die wir in der Pilotepisode kennen lernen durften, hat sich schnell zu einer 0815-West-Beverly-High-Schülerin gemausert und war kaum noch von den anderen Mädels in der Serie zu unterscheiden. Als man ihr dann noch eine manische Depression verpasste, war einer der absoluten Tiefpunkte ihrer Storyline, der Serie und der gesamten Season an sich gefunden. Als alter BH90210-Fan bin ich mir zwar definitiv bewusst, dass auch Silvers Halbbruder David (Brian Austin Green) unter manischen Depressionen litt, jedoch hat er dies mütterlicherseits geerbt, so dass es für mich einfach eine Spur zu aufgesetzt war, dass nun auch Silver mit dieser Krankheit belastet wurde, obwohl es in ihrer Familie theoretisch bis dato noch nie vorgekommen war, da sie eben mit David 'nur' den gleichen Vater teilt. Hinzu kam natürlich noch, dass die Mutter von Silvers Freund Dixon das gleiche Krankheitsbild hatte. Für meinen Geschmack einfach zu viele Personen, die eine manische Depression haben, und dementsprechend einfach eine vollkommen aufgesetzte Storyline um einen Charakter, der eigentlich zu Beginn sehr interessant war.

Aber ich muss zugeben, dass es natürlich auch relativ positive Seiten an "90210" gab, da es ja schließlich irgendwas gegeben haben musste, dass mich weiterhin zum Einschalten bewegte. Zwar bin ich generell eine Person, die sehr ungern Serien mittendrin absetzt, aber das war nicht das ausschlaggebende Kriterium.

Ab der Mitte der Staffel gab es nämlich für mich einen leichten Aufwind zu erkennen. Zu großen Teilen lag das an Navid und Adrianna, die mitunter die einzigen Personen in der Serie waren, die mich noch wirklich interessiert hatten, dafür aber leider viel zu wenig Screentime bekamen. Liams Rolle wurde auch immer interessanter, vor allem als er sich Naomi dann endlich geöffnet hatte. Und dann gab es natürlich den Gastauftritt von Tori Spelling als Donna, womit ein wenig das alte Flair von "Beverly Hills, 90210" aufkam, und ich muss zugeben, dass mir der Cliffhanger am Ende der ersten Staffel auch zugesagt hat.

"90210" hat keinesfalls die Erwartungen erfüllt, die man an die Serie im Vorfeld gestellt hat. Gerade die erste Hälfte der Staffel war nahezu unterirdisch und jeder Zuschauer, der abgeschaltet hat, scheint auch irgendwie das Richtige getan zu haben. Dennoch gibt es sowas wie ein Licht am Ende des Tunnels und einen kleinen Hoffnungsschimmer in mir. Viel mehr falsch machen kann man in der zweiten Staffel eh nicht mehr und vielleicht schaffen die Autoren es, die vielen Schwächen auszubügeln und die wenigen 'Stärken' - oder besser Glückstreffer - auszubauen und sich mehr darauf zu konzentrieren.

Annika Leichner - myFanbase

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