Die enttäuschendsten Storylines 2011/2012
Quinns Absturz (Dexter)

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In jeder Serie gibt es einmal eine Storyline, die nicht bei jedem gleichermaßen Anklang findet. Es wird Storylines geben, die einfach überflüssig und nichtssagend sind. Storylines, die über eine gesamte Staffel dahin dümpeln, ohne dass man als Zuschauer den Sinn ebendieser erkennt, noch weiß, wohin die Autoren mit dieser Geschichte wollen. Meist stellt sich am Ende der Staffel dann aber doch heraus, dass Großes geplant war, ein Wechsel, eine Veränderung, eine neue Storyline, die einfach auf einer anderen aufbauen musste. Nun gibt es aber auch die Ausnahmen. Storylines die umherirren, nichtssagend sind und gleichzeitig auch zu nichts führen, außer einer gewaltigen Portion Unwohlsein.

"That rule is for people who really have a problem. You're not an alcoholic, you're just a fuck up."

Genau eine solche Storyline findet sich auch in der sechsten Staffel "Dexter". Es handelt sich um den Charakter Joey Quinn, der am Anfang der Staffel Debra Morgan einen Heiratsantrag machen will, dabei kläglich versagt und von einem der interessantesten Charaktere zu einem der nervigsten Charaktere avanciert.

Dass daran weder die Figur an sich, noch der Schauspieler schuld sind, wird deutlich, wenn man sich noch einmal die Storyline ansieht, die ihm geschrieben wird. Alles beginnt mit Debra, die zum jüngsten Lieutennant der Geschichte der Miami Metro Police ernennt wird, und ihrer damit einhergehenden Unsicherheit. Sie weiß schon, dass ihre Beförderung bevor steht, als Joey ihr den Antrag macht. Sie wollte im Grunde gar keine Veränderungen, nicht einmal in ihrer Beziehung. Somit muss sie ablehnen, die beiden trennen sich und während Debra mit ihrer neuen Stelle eine große Aufgabe bekommt, wird Joey mit einem neuen Partner, Sergeant Angel Batista, versehen und wieder auf die Menschheit losgelassen. Er beginnt zu trinken, bis in die frühen Morgenstunden hinein Party zu machen und mit jungen Frauen zu schlafen, deren Namen er nicht einmal kennt. Schnell wird deutlich, dass diese Storyline den Charakter tief in einen Sumpf von Problemen zieht, aus dem er scheinbar alleine nicht wieder hinaus findet. Doch was wäre der verlorene Sohn ohne seinen Engel? Angel (wie passend der Name an dieser Stelle einfach ist) vertuscht Joeys Fehltritte, steht für ihn ein, hält seinen Kopf für ihn hin und versucht ihm zu helfen. Blöd nur, dass die Geschichten doch alle heraus kommen, da ihr neuer Lieutennant eben Debra ist. Die ganze Story gipfelt dann in dem Vorschlag, dass Joey die Einheit verlässt und woanders neu beginnen soll, jedenfalls ist das Angels Vorschlag.

Jetzt glaubt der Zuschauer endlich zu erkennen, wohin diese Storyline sollte, doch Joey schlägt dem Sergeant ein Schnippchen, indem er sagt, er hätte Alkoholprobleme und sei gerade deswegen in Behandlung. Das ist er ja eigentlich nicht, trotzdem wird so eine Versetzung unmöglich, da instabile Detectives nicht an einen neuen Ort kommen dürfen, um ihre Instabilität nicht auch noch zu fördern. Das macht Angel wütend und man muss sich fragen, ob das ganze Gerede von "Wir sind Partner" und "Wir müssen einander vertrauen", das Angel immer anbrachte, nun noch von Wert ist. Die Partnerschaft zwischen den beiden scheint einen gewaltigen Riss bekommen zu haben. Ob sich dieser kitten lässt, steht in den Sternen. Was die Storyline nicht nur enttäuschend und schlecht, sondern richtig überflüssig macht, ist, dass sie mit der großen Storyline der Staffel nur zwei kurze Berührungspunkte hatte, die im Nachhinein nichts für den Fall der Staffel getan haben. So schläft Joey mit einer wichtigen Zeugin, die im Grunde jedoch nichts Essentielles zum Fall beiträgt, und er kommt durch seine Sauftour zu spät zu einem Einsatzort, wo Angel beinahe durch den Killer der Staffel getötet wird.

Schlussendlich hat uns die gesamte Storyline um Joey nichts weiter gebracht, als dass Angel und er eine eigene Geschichte haben. Man wollte wohl zeigen, wie die beiden als neues Team zurecht kommen und sich gegenseitig helfen. Dass man dies auch mit einer anderen Storyline hätte machen können, die den überaus interessanten Charakter Joey nicht völlig verunglimpft, hätte sich wohl so mancher Zuschauer gewünscht. Nun haben wir einen völlig abgebrannten Joey, dessen Partner sich hintergangen und ausgenutzt fühlt. In jeder einzelnen Szene, in der die Storyline weiter ausgebaut wurde, schüttelte man nach und nach heftiger den Kopf. Eine Storyline ohne Höhen, einzig mit Tiefen, ohne Spannung und überraschender Wende, die eine Figur zwar in ein neues, aber nicht unbedingt zu ihr konformes Bild rückt. Es ist schade, wie viel Potenzial hier für das neue Team Batista/Quinn im Morddezernat einfach verschenkt wird, indem man Joey denunziert und Angel zu einer Art Schoßhündchen macht. An Desmond Harrington selbst gibt es jedoch nichts zu bemängeln. Dieser macht seinen Job gut und man kauft ihm jede Sekunde ab. Er schafft es das Beste aus der miesen Geschichte heraus zu holen und für seinen Charakter aufzuarbeiten.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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