Die besten Charaktere 2011/2012
Dr. Charlotte King (Private Practice)

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Wer hätte zu Beginn der Serie gedacht, dass sich ausgerechnet Dr. Charlotte King einmal in die Herzen der "Private Practice" Zuschauer spielt? Also ich bestimmt nicht. Doch sie hat es sicherlich in dieser Season mehr als verdient, in der Kategorie bester Charakter zu erscheinen, denn die arrogante, etwas selbstverliebte und auf ihre Karriere versessene Frau hat sich in den letzten Staffeln, vor allem durch ihre Beziehung zu Cooper, zu einer liebenswürdigen, hilfsbereiten und sehr kollegialen Frau entwickelt. In der fünften Staffel von "Private Practice" fand meiner Meinung nach diese Entwicklung einen Höhepunkt, als Charlotte sich plötzlich mit der Situation auseinandersetzten muss, dass ihr Ehemann ein Kind aus einer früheren Beziehung hat und sie im weiteren Verlauf des Handlungsstranges für dieses Kind nicht nur die Partnerin seines Vaters bleibt, sondern in die Mutterrolle des Jungen schlüpfen muss.

"This morning I was looking at Mason and I realized..." – "... you’re a mother." – "Mason changed me, Henry changed you. We’re softer."

Foto: KaDee Strickland, Private Practice - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved. No Archive. No Resale/Andrew Macpherson
KaDee Strickland, Private Practice
© 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved. No Archive. No Resale/Andrew Macpherson

Obwohl Charlotte genau weiß, dass ihr Ehemann der Kinderarzt Cooper sich nichts mehr als eigene Kinder wünscht, macht sie nie ein Geheimnis daraus, dass dies für sie momentan absolut nicht zur Diskussion steht. Sie liebt zwar Cooper über alles, doch hat sie sich nie als Mutter gesehen und auch jetzt als verheiratete Frau in einer stabilen Beziehung hat sich der Kinderwunsch bei ihr nicht eingestellt. Von dieser Situation ausgehend habe ich mir eigentlich gedacht, dass in dieser Staffel zwischen Cooper und Charlotte ein Dilemma entsteht, ob ihre Ehe nun kinderlos bleiben oder ob sich Charlotte irgendwann Coopers Druck beugen und sich doch für ein Baby entscheiden wird. Obwohl ich dieser Storyline nicht ganz abgeneigt war, war der wirkliche Handlungsstrang anschließend um einiges besser.

Nicht nur Charlotte sondern auch Cooper war vollkommen überrascht als plötzlich seine ehemalige Affäre Erica vor ihm steht und ihm eröffnet, dass er der Vater des achtjährigen Jungen Mason ist. Im Gegensatz zu Cooper, welcher sich sofort in die Vaterrolle stürzt und sich dort auch erstaunlich gut zurechtfindet, reagiert Charlotte äußerst vorsichtig und verhalten. Denn ihr erscheint die Situation sehr komisch und sie vermutet erstmals, dass Mason nicht der leibliche Sohn ihres Ehemannes ist und Erica sich von Cooper nur hohe Unterhaltszahlungen verspricht. So versucht sie anfangs Erica und Mason mit Bestechungsgeld wieder loszuwerden. Eine Handlung, die natürlich nicht nur einen Keil zwischen Erica und Charlotte, sondern auch zwischen sie und Cooper treibt. Zugegebenermaßen war Charlottes Handlung moralisch natürlich unvertretbar, doch meiner Ansicht nach in gewisser Weise auch verständlich, da Cooper sich in dieser Sache wirklich einzige und alleine auf Ericas Worte verließ.

Doch auch wenn in dieser Bestechungsgeldaktion etwas von der alten Charlotte zum Vorschein kam, relativierte sich dieser Charakterzug sofort wieder, als sie ihren Fehler einsieht und sich dafür entschuldigt. So kommt es schließlich, dass sich zwischen Mason und Charlotte aus der Situation, in welcher sie stecken, langsam aber stetig eine Freundschaft entwickelt. Erica ist davon zuerst nicht wirklich angetan, akzeptiert aber nach einigen Diskussionen mit Cooper, dass nicht nur er, sondern auch Charlotte nun eine Rolle in Masons Leben spielen werden.

Der Handlungsstrang spitzt sich weiter zu, als der wahre Grund für Ericas Auftauchen klar wird. Sie hat einen unheilbaren Gehirntumor und möchte sich vor ihrem Ableben versichern, dass Mason bei seinem Vater anschließend in guten Händen ist. Für alle Beteiligten ist diese Nachricht natürlich zuerst einmal ein Schock, doch dann ist es ausgerechnet Charlotte, welche in dieser Situation die Nerven behält und sich nicht nur um ihren Ehemann, sondern vor allem auch um Erica und Mason kümmert. So ist sie diejenige, welche Erica zu weiteren Untersuchungen und Operationen überredet, die sie vielleicht retten beziehungsweise ihr Leben etwas verlängern können und als Erica schließlich im Sterben liegt, ist Charlotte diejenige, die sich um sie kümmert, ihr gut zuredet und sich fast pausenlos an ihrem Bett aufhält. Ja, man könnte durchaus davon sprechen, dass Charlotte sich während der Krankheit zu der wichtigsten Bezugsperson von Erica entwickelt. Denn Charlotte ist auch diejenige die immer wieder das Thema Mason auf den Tisch bringt und es schließlich schafft, dass Erica ihren Sohn über ihre Krankheit aufklärt und ihn in den letzten Minuten ihres Lebens noch zu sich ruft. Eine Szene, die sicher nicht nur mich zu Tränen gerührt hat.

Doch Charlottes unglaubliche Entwicklung hat mit Ericas Tod noch lange keine Ende gefunden, im Gegenteil. Nach dem Tod seiner Mutter zieht sich Mason in sich zurück, wird still, hört weder auf seinen Vater noch auf Charlotte und kann sich in seiner neuen Umgebung überhaupt nicht zurechtfinden. Und auch hier ist es wieder Charlotte, die den kleinen Jungen schließlich aus seiner Lethargie herausreißen und ihm helfen kann mit seinem Schmerz umzugehen.

Dieser ganze Prozess hat jedoch nicht nur Erica, Mason und Cooper geholfen, sondern auch Charlotte etwas aufgezeigt. Denn die Frau, die von sich überzeugt war, nicht als Mutter geschaffen zu sein, stellt plötzlich fest, dass sie den Sohn ihres Ehemannes, so sehr liebt, dass es ihr fast Angst macht und sie alles dafür tun würde, damit sein Schmerz etwas gelindert wird. Außerdem wird ihr klar, dass die Mutterrolle etwas unglaublich schönes ist und als Mason ihr gesteht, dass er zwar schon eine "Mom" hat, Charlotte jedoch "Mama" nennen könnte, sieht man an Charlottes Gesichtsausdruck und an ihren feuchten Augen, dass sie wohl kaum jemals etwas so berührt hat, wie diese Worte des achtjährigen Jungen, ihrem Sohn.

Maria Schoch - myFanbase

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