Die Nominierungen im Bereich Film

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2013 war ein gutes Filmjahr und wirft man einen Blick auf die Golden Globes 2014, bei denen der Deutschlandstart bei mehr als der Hälfte der nominierten Filme noch aussteht, so dürfte beim geneigten Filmfan die Vorfreude aufs kommende Kinojahr groß sein. Unter den zehn nominierten Werken befinden sich einige, deren Nominierung schon von Vornherein klar war, andere jedoch überraschen durchaus mit ihrer Präsenz auf der Liste.

Bester Film – Drama

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Wirft man einmal einen Blick auf die Liste der Regisseure, deren Filme dieses Jahr - sowohl im Drama- als auch im Comedybereich - nominiert sind, so fällt einem schnell auf: Das vergangene Filmjahr hat vor allem dazu beigetragen, hochrenommierte Filmemacher, die nicht nur bereits für einen Oscar nominiert waren, sondern teilweise auch schon einen in der Tasche haben, in ihrem Rennommee noch weiter zu bestärken. Die einzige "Ausnahme", wenn man so will (obwohl er schon zig BAFTAs und andere Awards erhalten hat), ist Steve McQueen. Nach seinen zwei herausragenden Dramen "Hunger" (2008) und "Shame" (2011) hat er es nun mit seinem erst dritten Langzeitwerk "12 Years a Slave" geschafft, sich in die oberste Awardriege zu katapultieren. Sein Sklavenepos ist bereits seit Wochen in aller Munde und gilt auch als einer der heißesten Anwärter für eine Oscarnominierung, genauso wie die für ihre Leistung im Film nominierten Darsteller Chiwetel Ejiofor (Bester Hauptdarsteller), McQueens Langzeitkollege Michael Fassbender (Bester Nebendarsteller) und Lupita Nyong'o (Beste Nebendarstellerin). Der Film ist zudem noch in drei weiteren prestigeträchtigen Kategorien für einen Globe nominiert (Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Soundtrack), was seine Chancen auf den Gewinn der Bester-Film-Kategorie nochmals enorm in die Höhe schraubt.

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Zu unterschätzen ist Paul Greengrass' Thriller auf hoher See, "Captain Phillips", aber auch keineswegs. Das Drama, das von der Geiselnahme eines Containerschiffs und dem beherzten Versuch des Captains, seine Crew zu retten, erzählt, kann mit einer hochspannenden, auf realen Ereignissen basierenden Story punkten sowie mit einem der größten Hollywoodlieblinge überhaupt: Tom Hanks. Dieser ist ebenfalls für einen Golden Globe nominiert und darf sich sicherlich auch Chancen auf eine Oscarnominierung machen.

Wie "Captain Phillips" auch geht Alfonso Cuaróns Sci-Fi-Spektakel "Gravity" mit vier Golden-Globe-Nominierungen ins Rennen. Zweifellos zählt das Drama zu den visuell imposantesten Werken des Filmjahres, doch ob die relativ simpel gestrickte Story hier tatsächlich eine Nominierung in dieser Kategorie noch rechtfertigt, kann man sicherlich infragestellen. Cuarón jedenfalls darf sich über seine erste Nominierung für den Preis des Besten Regisseurs bei den Globes freuen und wird in eben dieser Kategorie sicherlich auch bei den Oscars mit einer Nominierung bedacht werden. "Gravity" schickt zudem noch Sandra Bullock für einen Globe als Beste Hauptdarstellerin ins Rennen.

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© Universum Film GmbH

Eine kleine Überraschung liefert die Nominierung der europäischen Co-Produktion "Rush – Alles für den Sieg", das sicherlich nicht zuletzt vom Bekanntheitsgrad seines Regisseurs Ron Howard profitieren konnte, um die HFPA auf sich aufmerksam zu machen - und das natürlich nicht unverdient. Als waschechtes Sportdrama vertritt "Rush" in dieser Kategorie ein Genre, das sonst nicht unbedingt bei den Awards bedacht wird, und kann mit der Geschichte rund um die zwei weltberühmten Formel-1-Fahrer James Hunt und Niki Lauda große Emotionen bieten. Besonders freuen darf man sich über die Nominierung von Daniel Brühl, der sich Hoffnungen auf einen Globe als Bester Nebendarsteller machen darf und dem damit endlich die internationale Anerkennung zuteil wird, die ihm schon lange gebührt.

Aus Großbritannien schließlich stammt das von Stephen Frears inszenierte Drama "Philomena", das mit seiner Geschichte rund um eine Frau, die ihren unehelichen Sohn vor 50 Jahren weggeben und ins Kloster gehen musste, eine kleine Kontroverse auslöste. Auch diese Geschichte basiert auf wahren Ereignissen, die in dem Buch "The Lost Child of Philomena Lee" niedergeschrieben wurden. Die Grand Dame des britischen Kinos, Judi Dench (übrigens auch für einen Globe als Beste Hauptdarstellerin nominiert), ist dabei gleichermaßen ein Pluspunkt für den Film wie Steve Coogan als Nebendarsteller und Co-Drehbuchschreiber.

Sollte die HFPA nicht mit einer ganz großen Überraschung aufwarten wollen, so dürften "12 Years a Slave" und "Captain Phillips" wohl die größten Chancen auf einen Golden Globe auszurechnen sein. Aber natürlich lassen wir uns auch gerne überraschen.

Die Nominierten in der Übersicht:



Bester Film – Comedy, Musical

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Ähnlich stark wie "12 Years a Slave" in der Dramakategorie sticht David O. Russells "American Hustle" in der Comedykategorie hervor. Sieben Nominierungen - neben Bester Film auch jeweils eine in allen vier Darstellerkategorien, sowie zwei für Russell als Bester Regisseur und Bester Drehbuchschreiber - machen die Gaunerkomödie zu einem sicheren Oscaranwärter und einem starken Favoriten auf den Globe. Mit seinem Staraufgebot - Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner -, dem großartigen 70s-Look und Russells Händchen für Dramedys (siehe: "Silver Linings"), ist "American Hustle" sicherlich als einer der Spitzenreiter zu sehen.

Doch die Konkurrenz ist sehr, sehr stark. In ähnlicher Manier wie "American Hustle", da er doch gleichermaßen die Realisierung des American Dream mit gerissener Hinterlist thematisiert, kommt Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street" daher, in dem, wie könnte es anders sein, Leonardo DiCaprio als Hauptdarsteller brilliert. Scorsese und DiCaprio haben schon immer ein fabelhaftes Team abgegeben, dann noch dazu die tagesaktuelle Relevanz der Geschichte - so könnte der Gewinner dieser Kategorie definitiv aussehen.

Außer, die HFPA will dieses Jahr doch auf eine eher ruhige, aber nicht weniger starke Komödie setzen - denn dann wäre "Nebraska" der heiße Kandidat auf den Comedy-Globe. Alexander Payne bewies schon 2011 mit "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten" und 2004 mit "Sideways", dass er sich im Dramedy-Fach bewegt wie ein Fisch im Wasser - und derselbe Coup könnte ihm auch diesmal mit "Nebraska" gelingen. Der Film erzählt die Geschichte eines alten Mannes (auch nominiert: Bruce Dern), der glaubt, einen millionenschweren Preis in Nebraska gewonnen zu haben. Sein Sohn (Will Forte) versucht vergeblich, ihn davon zu überzeugen, dass dies wohl bloß ein Marketing-Trick ist, doch letztlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen sturen Vater von Montana nach Nebraska zu begleiten. Ein Roadtrip beginnt, der die HFPA so überzeugen konnte, dass sie fünf Nominierungen für den Film rausspringen ließ - und sich "Nebraska" hohe Chancen ausrechnen kann.

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© 2013 STUDIOCANAL GmbH

Doch auch die anderen beiden nominierten Filme dürfen sich reale Hoffnungen auf den Globe machen: Den Coen-Brüdern gelang dieses Jahr mit "Inside Llewyn Davis" wieder mal ein Coup, der zudem Schauspieler Oscar Isaac endlich ins Rampenlicht Hollywoods gestellt hat, der sich über seine erste Globe-Nominierungen freuen darf. Womöglich ist die Coen-Exzentrk, die auch bei "Inside Llewyn Davis" nicht fehlt, ein kleines Hindernis, um die Jury der HFPA vollends zu überzeugen (so wurde "A Serious Man" 2010 beispielsweise übergangen), doch "Inside Llewyn Davis" hat noch genügend Trümpfe im Petto (den Soundtrack, John Goodman, Carey Mulligan, ...), um eventuell als Gewinner vom Platz zu gehen.

Bleibt noch "Her", der neue Film von Spike Jonze. Die leicht futuristisch angehauchte Dramedy rund um den Melancholiker Theodore, der sich ein Computersystem zulegt, das ihm jeden Wunsch erfüllt, und sich in dieses verliebt, dürfte nicht nur durch seine außergewöhnliche Thematik bestechen ("Her" ist auch für das Beste Drehbuch nominiert), sondern auch durch Jonzes gewohnt beeindruckende Visualität und Hauptdarsteller Joaquin Phoenix, der ebenfalls mit einer Globe-Nominierung bedacht wurde.

Eine Prognose dürfte im Comedy-/Musicalfach diesmal schwieriger ausfallen als im Dramabereich. Man könnte "American Hustle" durchaus als Favoriten bezeichnen, kommt dann aber auch nicht um den gleichermaßen starken Scorsese-Hit "The Wolf of Wall Steet" herum - dann wiederum genießen auch Payne, Jonze und die Coens seit Jahren Anerkennung und haben allesamt Werke abgeliefert, die sich um die Gunst der HFPA schlagen können. Es bleibt hier also durchaus spannend.

Die Nominierten im Überblick:


Maria Gruber - myFanbase

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