Voice-over als Gedanken eines Charakters

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Dead Like Me

Foto: Ellen Muth, Dead Like Me - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Ellen Muth, Dead Like Me
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die von Bryan Fuller erfundene rabenschwarze Comedy-Serie "Dead Like Me - So gut wie tot" gehört zu dem, was man gemeinläufig als eine klassische Voice-over-Serie bezeichnen würde. Denn die oftmals zu hörende Stimme aus dem Off gehört zu dem Hauptcharakter der Serie, Georgia Lass und diese drückt mit besagter Hintergrundstimme ihre durcheinander gewirbelten Gefühle und zynischen Ansichten aus. Sie erlaubt uns also quasi einen heimlichen Blick ins Georgias leicht kaputtes Seelenleben, dass oftmals mehr als verwirrend ist. Da Georgia nach ihrem frühen Tod völlig aus der Bahn geworfen wird von dem Fakt, nun als Seelensammlerin weiter zu existieren, ist das auch dringend nötig. Außerdem wurde Georgia völlig unerwartet aus dem Leben gerissen und hat große Probleme damit, von ihrer Familie getrennt zu sein. Es ermöglicht dem Zuschauer, Georgias Zwiespalt und ihre Verwirrung besser zu verstehen und sie dadurch auch lieb zu gewinnen. Denn da Georgia selber nicht gerade der wirklich kommunikative Typ ist, wird hiermit der barsche Charakter ihrer Rolle unterstrichen in dem sie eben mehr denkt, als wirklich redet. In diesem speziellen Fall sind auch gerade ihre oftmals äußerst sarkastischen und zynischen Bemerkungen über unterschiedliche Begebenheiten und ihre Mitmenschen das i-Tüpfelchen der Serie. Und da Gedanken ja bekanntlich frei sind, lässt Georgia diesen auch in jeder Situation freien Lauf und macht diese großartige Serie, mit ihren spitzen Kommentaren zu dem, was sie wirklich ist: einer wunderbar rabenschwarzen Comedy. Im Ganzen gesehen ist also bei dieser Serie das Stilmittel "Voice-over" enorm wichtig und ein Basisstein von "Dead Like Me", ohne den die Produktion niemals einen so durchschlagenden Erfolg hätte haben können. Da die Voice-over-Stimme wesentlich öfter zu hören ist, als Georgias "normale" Stimme.

In der Original-Version wird die Hintergrundstimme von Georgia natürlich von der Schauspielerin dieser Rolle, Ellen Muth, gesprochen. Nebenbei bemerkt die absolut perfekte Besetzung für diese Rolle, da Ellen Muth nicht nur ihre Stimme benutzt um Gefühle auszudrücken, sondern auch über ihre Gestik und Mimik vollkommen überzeugen kann. Doch auch der deutschen Synchronstimme von Georgia muss man ein großes Lob aussprechen, da sie es fantastisch schafft, den Charakter der Georgia, gerade als Voice-over-Stimme, hervorragend herauszuheben. Mittlerweile sollte Anne Helm darin aber auch genügend Erfahrung haben, da sie nicht nur Hollywood-Größen ihre Stimmt lieh, sondern auch diversen Seriencharaktern einen deutschsprachigen Anstrich verpasste. So war sie zum Beispiel die Stimme der Anna aus "Vampire Diaries", Raina Thorpe aus "Gossip Girl", Mary Crawley aus "Downton Abbey", Ana Solis aus "Desperate Housewives" und die der beliebten Brooke Davis aus "One Tree Hill". | Nina V.

Dexter

Foto: Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

"I'm not the monster he wants me to be. So I'm neither man nor beast. I'm something new entirely. With my own set of rules. I'm Dexter. Boo." (#1.04 Mit Hand und Fuß)

Dexter. Ehemann. Vater. Serienkiller. Und mein persönliches Highlight, wenn es um Voice-over in Serien geht. Denn bei komme ich voll auf meine Kosten, was Voice-over und seine verschiedenen Charakteristika betrifft. Hier gibt es die eigenen Gedanken, Gefühle (wie man es nimmt), Meinungen und (Selbst-)Gespräche. Dazu teilweise eine gehörige Portion Witz, (Selbst-)Ironie und Sarkasmus. Gen"Dexter"au, wie ich es liebe und genau, wie ich selbst denke. Nun ja, ohne den mörderischen Teil. "Dexter" an sich handelt ja hauptsächlich von Dexter und seinem Leben als Serienkiller, zumindest die erste Staffel ist da sehr strikt und es gibt kaum Handlungsstränge außerhalb Dexters Sichtfeld beziehungsweise Handlungsnetzes. Alles hat mit ihm zu tun und so auch das Voice-over, das es in sechs bisher gelaufenen Staffeln nur von ihm gibt. Ich werde im Folgenden auf einige der verschiedenen Arten des Voice-over eingehen, die es in "Dexter" gibt.

"How many more bodies would there have been had I not got to those killers? I didn't want to save lives, but save lives I did. Motivation aside, I think Harry and Lundy would agree on this one." (#2.03 Der düstere Begleiter)

Eigene Gedanken. Wenn Dexter über etwas nachdenkt, dann meist in Zusammenhang mit seinem Vater. Er hat ihm mehr oder weniger gelehrt, wie er wen töten kann und vor allem darf. Meist geht es in seinen Gedanken darum, dass er sich irgendwie vor sich selbst und einem Publikum rechtfertigt. Das Publikum ist der Zuschauer, der zwar zu keiner Zeit direkt angesprochen ist, aber eben der einzige ist, zu dem Dexter spricht. Das ist das Muster für jedes Voice-over in "Dexter"; das Publikum wird zwar nicht direkt, aber deutlichst indirekt angesprochen, was den Charakter dreidimensional macht und uns hilft, sein Handeln zu verstehen. Ohne die Voice-overs in der Serie, wäre der gesamte Flair futsch und es wäre nur eine weitere Crime-Serie im Sumpf dieses Genres. So wird aus "Dexter" auch, oder vielleicht sogar vor allem, ein Charakterdrama.

"If I believed in God, if I believe in sin, this is the place where I'd be sucked straight to Hell. If I believed in Hell." (#2.02 Einfach Loslassen)

Ganz wichtig an dieser Stelle ist, dass Witz und Ironie sich die Hand geben. Was Dexter denkt, ist nicht zwangsläufig witzig, vor allem nicht, da Dexter Witze gar nicht versteht. Er wird durch die Situation an sich witzig. Wann es gesagt wird, wo es gesagt wird, warum es gesagt wird und vor allem wie es gesagt wird. Hier muss man auch einmal die deutsche Synchronisation loben, denn ich habe selten eine so gute gehört. Im Original, wie auch in der deutschen Version sind Tonfall, Lautstärke und Timing perfekt. Man lacht aus der Situation heraus. Es gibt unendlich viele Stellen, die erst in der Situation komisch werden, sodass man ständig lachen muss, ob der Absurdität, der Ironie oder des Sarkasmus in der Szene.

"No church bells. No Hallelujah chorus. Nothing feels different. If anything, I'm emptier." (#5.03 Das Gefühl der Leere)

Gefühle spricht Dexter selten an, wenn dann meist nur, um zu erzählen, wie fremd sie ihm sind. Falls es einmal dazu kommt, dass Dexter sein innerstes mit echten Worten, nicht mit Beispielen oder Ironie preis gibt, dann ist es eine Stelle, die wichtiger nicht sein könnte. Eine Erkenntnis über sich selbst folgt. Etwas, das er so nicht erwartet hätte.

Lundy: First report from the field had these parts as coming from one body.
Dexter [voiceover]: Actually, it's two.
Lundy: Actually, it's two.
Dexter [voiceover]: Uh-oh.
(#2.02 Einfach Loslassen)

Mein persönlichen Favoriten, noch weit vor den witzigen Voice-overs, sind die, in denen Dexter mit jemandem redet und sich einfach seinen Teil dabei denkt. Jedes Mal muss ich schmunzeln, denn ist es nicht genau das, was jeder macht? Man muss mit jemandem reden, der einem totalen Quark verkauft, trotzdem sagt man "Ja, danke", denkt sich aber zeitgleich "Arsch". Diese Situationen, in denen man die echte Antwort Dexters zu hören bekommt, er aber eine ganz andere sagt, sind es, die die Voice-over-Sequenzen in "Dexter" für mich zu den besten macht, die es in der Serienwelt gibt. | Jamie Lisa Hebisch

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