Jump-the-Shark-Serien: Drama

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Dr. House

Foto: Hugh Laurie, Dr. House - Copyright: 2007 Universal Pictures
Hugh Laurie, Dr. House
© 2007 Universal Pictures

Einst war sie eine meiner Lieblingsserien, später habe ich ihr Ende geradezu herbeigesehnt: "Dr. House". Wie konnte es dazu kommen? Als "Dr. House" im Jahr 2004 in den USA und zwei Jahre später auch in Deutschland startete, war die Begeisterung bei Kritikern und Zuschauern groß. Der Charakter Dr. Gregory House, brillant porträtiert von Hugh Laurie, bot mit seinem Zynismus, seinem seelisch und körperlich stark beschädigten Wesen sowie seiner Genialität im Stile eines medizinischen Sherlock Holmes' sofort Kultpotential. Auch seine Fälle wussten durch Spannung und Originalität zu überzeugen. Natürlich wurde schnell klar, dass die Serie ein festes Schema hatte, das selten durchbrochen wurde: House rätselt, zweifelt die Ehrlichkeit des Patienten an und findet letztlich durch einen plötzlichen Geistesblitz, der durch alles und jeden ausgelöst werden kann, die Antwort. Zunächst störte dieser wiederkehrende Ablauf nicht. Zunächst. Mit der Zeit wirkten die medizinischen Fälle jedoch immer einfallsloser und spannungsarmer, die Geistesblitze des Dr. House wurden stetig halbherziger inszeniert und das Motiv vom lügenden Patienten dudelte wie eine Schallplatte mit Sprung erbarmungslos durch jede Folge. Das Schema hatte sich abgenutzt und die Autoren bekamen dieses Problem partout nicht in den Griff.

Auch die Charakterentwicklungen enttäuschten. Die ständigen Fluktuationen in Houses Team erwiesen sich als zunehmend nervig. Ständig wurden die Mitarbeiter entlassen und wieder eingestellt, verschwanden und kamen zurück. Ihre kleinen Nebenstorys konnten kaum Interesse wecken. Besonders der Charakter Dr. Chris Taub, der in der vierten Staffel eingeführt wurde, schadete der Serie sehr viel mehr, als das er ihr nutzte. Viel zu viele Episoden drehten sich um seine Untreue und seinen Erfolg bei Frauen, der nie überzeugend erklärt wurde.

Das lange, emotionale Hin und Her zwischen House und Dr. Lisa Cuddy, das zu den Stärken der Serie gehörte, gipfelte schließlich in eine viel zu kurze Beziehung, die unüberzeugend und mit der Demission des Charakters Cuddy beendet wurde. Darüber nicht enttäuscht zu sein, war praktisch unmöglich. Das Aus für die Serie nach acht Staffeln kam definitiv keine Sekunde zu früh. | Maret Hosemann

One Tree Hill

Foto: One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Natürlich blutet einem immer das Herz, wenn man merkt, dass sich eine geliebte Serie langsam in tiefe Gewässer begibt und zum "Jump the Shark" wird. Doch besonders schmerzhaft wird es, wenn dieser Sprung gar kein Ende nehmen will. "One Tree Hill" verschaffte sich einen blendenden Start. Vier Jahre lang glänzte die Serie mit mitreißenden Geschichten, individuellen Charakteren und ansehnlichen Quoten. Das Ende der vierten Staffeln hätte perfekter nicht sein können und gehört für mich bis heute zu den besten Folgen der kompletten Serie. Dass es danach noch weiter ging, störte mich erst noch nicht sonderlich und auch wenn ein geschickter Zeitsprung eingebaut wurde, der die Collegezeit der Teenager übersprang, merkte ich doch, dass das nicht ganz dasselbe war. In diesem Moment ahnte ich jedoch noch nichts böses, denn es stand ja noch alles offen.

Und so kam es noch zu einer sechten Staffel, mit einem Staffelfinale, was für mich einen würdigen Abschluss dieser Serie gebildet hätte. Aber anscheinen hatte Serienschöpfer Mark Schwahn noch nicht genug und ab dem Moment begann meine Geduld schon etwas zu schwinden. Alte Charaktere gingen, neue kamen und es wirkt so, als hätte man alles umgekrempelt. Von da an wusste ich, dass der alte Glanz der Serie nie wiederkehren würde. Storys begannen sich zu wiederholen und die Charaktere hatten irgendwie nicht mehr den üblichen Tiefgang - oder gar zu viel davon.

Nach einem völlig unnötigen Cliffhanger im Finale der siebenten Staffel musste ich mich also noch auf eine weitere Staffel gefasst machen. Es war schon etwas traurig, denn ich freute mich nicht auf die nächste Staffel, wie es eigentlich hätte sein sollten, sondern hoffe einfach nur, dass sie es nicht schlimmer machten, als es ohnehin schon war. Aber sie schaffen es tatsächlich, meine Erwatungen noch zu unterbieten. Storys die sich bereits wiederholt hatten, wiederholten sich noch einmal und überhaupt wirkte alles ziemlich ungeplant und fast schon lächerlich. Von da begann ich mich wirklich für eine meiner Lieblingsserien zu schämen, denn wenn ich an die ersten grandiosen Staffeln zurück dachte, kam es mich vor, als wäre das eine ganz andere Serie.

Nun fand auch diese Staffel ein Ende und es war sogar ein abschließendes. "Gott sei Dank", dachte ich mir. Aber anscheinend habe ich zu früh aufgeatmet, denn es gab noch einen Nachschlag. Es war zwar nur eine 13-Folgen-lange Staffel, aber die brauchte Mark Schwahn anscheinend, um der Serie ein würdiges Ende zu bereiten. Nun ja, würdig war es in meinen Augen nicht unbedingt, denn für mich ist nur das sechste Staffelfinale das eigentliche Serienfinale. Aber es war zumindest ein Ende. | Laura Kulik

Dawson's Creek

Foto: Joshua Jackson & Katie Holmes, Dawson's Creek - Copyright: 1999, 2000 Columbia TriStar Television, Inc. All Rights Reserved.
Joshua Jackson & Katie Holmes, Dawson's Creek
© 1999, 2000 Columbia TriStar Television, Inc. All Rights Reserved.

Noch heute, auch über zehn Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung, würde ich "Dawson's Creek" ohne zu zögern zu meinen Top 5 der All-Time-Favourites zählen. Denn "Dawson's Creek" war quasi meine Einstiegsdroge, zumindest was den Austausch mit anderen Fans in diversen Internet-Foren angeht. Die ersten drei Staffeln haben mein Herz erwärmt, mich wöchentlich zum Weinen, Mitfiebern und Nachdenken gebracht. Alles war so anders, denn noch nie gab es eine Teenie-Serie die so romantisch, liebevoll und detailreich inszeniert war. Die Liebe zwischen dem Hauptprotagonisten Dawson und seiner besten Freundin Joey war so unverwechselbar rein und ehrlich und ging so tief ins Herz, wie noch kein Serienpaar zuvor. Auch die Freundschaft der beiden und die der anderen Capesider Pacey, Andie, Jack und Jen war einzigartig und wundervoll dargestellt.

Nachdem die ersten beiden Staffeln komplett auf die Liebe von Joey und Dawson ausgerichtet war, kam ab der dritten Staffel Zuschauer-Liebling Pacey ins Spiel. Von da an trennten sich die Fans der Serie in zwei Lager und begannen flammende Diskussionen über ihr jeweiliges Lieblingspaar. Auch ich muss zugeben, dass ich mich überrollen ließ und auf der Seite des doch so viel cooleren Pacey stand und es auch heute noch tue. Trotzdem muss auch ich mir eingestehen, dass genau ab dem Punkt der Zerfall und Niedergang der Serie besiegelt war. Während die Dawson/Joey-Fans nur die ersten beiden Staffeln als "wahres Dawson's Creek" ansehen, zähle ich persönlich noch die dritte Staffel dazu, doch alles, was danach kam war, gelinde gesagt, nur noch Schrott. Das einstige "Dawson's Creek", was sich durch seine wunderbaren Dialoge und dem langsamen und gefühlvollen Tempo auszeichnete, avancierte zu einer durchschnittlichen Teenie-Serie, wie es sie schon zuhauf gab.

Während die vierte Staffel noch von der Liebe, oder sagen wir besser von den Streitereien, zwischen Joey und Pacey dominiert wurde, wechselten die Paarungen zwischen der fünften und finalen sechsten Staffel beinahe wöchentlich. Die Charaktere handelten völlig im Gegensatz zu ihrer vorher dargestellten Persönlichkeit und die jahrelangen Freundschaften waren nur noch eine Nebenstory wert. All das, was "Dawson's Creek" ausmachte und von den diversen ähnlichen Formaten unterschied, ging verloren und die Fans traten enttäuscht den Rückzug an. Rückblickend habe ich in diese Serie so viel Herzblut und Emotionen gesteckt, dass ich sie immer noch als eine meiner Lieblingsserie ansehe. Doch ein Blick in mein DVD-Regal zeigt, dass mein persönlicher Abschluss der Serie nach der dritten Staffel war, als Pacey und Joey dem Sonnenuntergang entgegen segelten. | Nina V.

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