Die traurigsten Absetzungen

Es geht relativ schnell, dass im Haifischbecken der TV-Serien-Industrie Shows abgesetzt werden, wenn die Quoten nicht (mehr) den Standards des Senders entsprechen. Häufig trifft es dabei einige Serien zu Recht, doch ab und an finden auch wahre Perlen ihr frühzeitiges Ende. Unsere Autoren werfen hier einen Blick auf die Serien, die für ihren Geschmack zu früh endeten.


Veronica Mars

Foto: https://www.myfanbase.de/veronica-mars/spoiler/ - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
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Zugegeben, trotz guter Kritiken und einer soliden Fangemeinde, erreichte "Veronica Mars" nie wirklich spitzen Einschaltquoten. Und selbst Hardcore-Fans, zu denen ich mich definitiv zähle, müssen eingestehen, dass bei der Serie ein stetig sinkender Qualitätsabstieg stattfand. Nach einer grandiosen und wunderbaren ersten Staffel, für die ich immer noch dankbar bin, folgte eine zweite noch sehr annehmbare Staffel, die dann von einer letzten, schon recht miesen, dritten Staffel gefolgt wurde. Während die ersten beiden Staffeln ein gleiches Grundkonzept hatten und von einem großen Kriminalfall geleitet wurden, krempelte man bei der dritten Staffel das bisher doch gut funktionierende Konzept um. Es gab zwei kleine Fälle, die sich über mehrere Folgen zogen und ansonsten wurde die Staffel von Einzel-Episoden dominiert. Mit diesem Konzept wollte man die "Immer mal wieder"-Einschalter bedienen, vergraulte aber mit dieser Taktik die echten Fans. Auch die letzten fünf Folgen der dritten Staffel sollten eigentlich noch einen eigenen Handlungsbogen haben, doch aufgrund der gekürzten Staffel entschied man sich dagegen. Ich kann auch nicht sagen, dass ich traurig war, das es vorbei war, nur das Wie war für mich ein Problem. Nachdem der Mörder vom Dekan Cyrus O'Dell gefunden war, dümpelten die restlichen Folgen der dritten Staffel nur so vor sich hin, ohne großes Ziel. Durch den Übergang aufs College wäre, meiner Meinung nach, definitiv genug Potential dagewesen, um der Serie eine schöne letzte Staffel als Abschluss zu geben, beziehungsweise auch, um sie noch länger am Leben zu halten. Aber natürlich nicht so, denn so hatten sogar schon die eingefleischten Fans enttäuscht das Handtuch geworfen. Veronica erfuhr eine völlige Rückentwicklung zu einer zickigen und eingebildeten Studentin, der restliche Cast wie Weevil, Wallace, Logan und Mac waren so gut wie nie zu sehen, beziehungsweise bekamen keine wirklich gute Storyline und von den doch oftmals eher langweiligen Kriminalfällen will ich gar nicht erst anfangen.

Somit hatten schon viele Fans das Ende der Serie besiegelt und für sich selbst damit abgeschlossen, obwohl sie immer noch lief. Doch was uns da dann als Finale präsentiert wurde, war wirklich unter aller Sau. Viele Fragen blieben offen und es blieb einfach ein unbefriedigendes Gefühl zurück, besonders als LoVe-Shipper. Auch wenn zu dem Zeitpunkt noch unklar war, ob "Veronica Mars" in eine vierte Staffel gehen würde, war aber schon definitiv klar, dass es eng werden würde; verdammt eng sogar. Somit hätte man in jedem Fall einen schöneren Abschluss finden können, der trotzdem auch noch eine Tür für eine mögliche vierte Staffel offen gelassen hätte. Während die Serie nach der 15. Episode der dritten Staffel in eine lange Pause geschickt wurde, bastelte Rob Thomas an einem Trailer für die vierte Staffel, der über eine mögliche Fortsetzung entscheiden sollte. Veronica als Angestellte beim FBI, vier Jahre in der Zukunft. Anhand dieses Trailers wollte der Sender über eine mögliche Weiterführung der Serie entscheiden. Wie die Entscheidung ausging, ist ja mittlerweile bekannt. Auch die Beendigung der Serie mit einem Film abzuschließen, ist seit Jahren im Gespräch. Immer wieder kommen Gerüchte und neue Meldungen auf, doch letztendlich wird das wohl nur eine Traumvorstellung bleiben. | Nina V.

Lie to Me

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Für gewöhnlich laufen Krimi-Formate quotentechnisch sehr gut. Für gewöhnlich gibt es ein mehr oder weniger charismatisches Team, das das Geheimnis löst, das um das häufig überaus brutal ermorde Opfer und seinen Tod gerankt ist.

Aus diesem fast schon sumpfartigen Matsch stach schon gleich "Lie to Me" mit der ersten Episode hervor. Hier steht Dr. Cal Lightman im Mittelpunkt, der Gründer der Lightman-Group ist. Ein Unternehmen, verantwortlich für Sicherheit und Ermittlungen. Lightman selbst ist ein Mann, der ein wenig an eine Mischung aus Horatio Cane ("CSI:Miami"), Jack Sparrow ("Fluch der Karibik") und Sherlok Holmes erinnert. Er ist klein, gedrungen und hat im US-Original einen herrlichen britischen Akzent. Darsteller Tim Roth macht seinen Job so überzeugend und herrlich verrückt, dass man jede Sekunde genießt. Absolutes Highlight sind die Begegnungen zwischen Lightman und seiner Tochter Emily (Hayley McFarland). Diese ist voll in der Pubertät und findet es absolut ätzend, dass ihr Vater ein Experte im Lesen von Körpersprache ist. Lightman will, dass es Emily gut geht, doch sie hält seine Fürsorge für einen Kontrollzwang, den Lightman sicherlich auch hat. Alleine die Figur Cal Lightman durch die Absetzung von den Bildschirmen zu verbannen, ist eine Schande. Ein herber Verlust an die Einschaltquoten, die "Lie to Me" den Rest gaben. Lightmans exzentrische Art ist einfach ein absoluter Höhepunkt der Krimi-Serien und ihrer Charaktere.

Doch auch storytechnisch war "Lie to Me" eine Insel im Sumpf der Eintönigkeit. Denn nicht in jeder Episode musste jemand brutal sterben, damit Lightman und sein Team einen Fall zu lösen hatten. Viel häufiger waren Entführungen, aber auch Verschwörungen oder Verschleierungsaktionen des Militärs Thema. Für mich persönlich eine schöne Abwechslung zu all dem Blut, das man sonst in Krimi-Serien findet. Spannung wurde aufgebaut, indem man Lightman und seinem Team dabei zusah, wie sie den Lügner enttarnten. Irgendwo versuchte man die Methoden, die sie dabei verwendeten, dann später auch im wahren Leben zu nutzen. Ich fand es zum Beispiel sehr nützlich zu wissen, dass jemand, der sich wirklich versucht an etwas zu erinnern, die Augen nach Rechts richtet. Jemand der lügt, der schaut nach links. Es funktioniert wirklich. Aber neben all dem Schwärmen von Lightman muss ich noch eine weitere Figur erwähnen. Diese ist Eli Loker (Brendan Hines), einer der Mitarbeiter von Lightman, der sich vor einiger Zeit einmal schwor, immer die Wahrheit zu sagen und niemals zu lügen. Die prägnanteste Szene, die mir mit Eli im Gedächtnis geblieben ist, ist die, als er für eine Gruppe Kinder ein Lied über Notlügen singt. Sogar der Text ist mir noch immer im Kopf: "That's a white lie, everybody does it, 'cause it feels alright and it's more polite. But a lie is still a lie, even when it's white." (Es ist eine Notlüge, jeder tut es, weil es sich recht anfühlt und höflich ist. Aber eine Lüge ist eine Lüge, selbst wenn sie aus Not geschieht) (#2.10 Bauernopfer).

Im Großen und Ganzen war immer klar, dass "Lie to Me" niemals auf 10 Staffeln, wie manch andere Krimi-Serie kommen würde. Trotzdem war nach der 3. Staffel und nur 48 Episoden Schluss. Doch das Ende kündigte sich an. Hatte die erste Staffel noch 12 Episoden, bekam "Lie to Me" mit der zweiten Staffel und 22 Episoden die Chance sich zu beweisen. Leider funktionierte dies nicht all zu gut und die dritte Staffel erhielt nur noch abschießende 12 Episoden. Gerade zu dem Zeitpunkt, als man alle Charaktere gebührend eingeführt hatte und ihnen kleine Geschichten gab, dass sie daran hätten wachsen können. Ein großer Verlust für dich sonst recht blutrünstige Krimi-Welt. Vielleicht war es gerade dieses Konzept, dass "Lie to Me" am Ende den Stecker zog. Schade. | Jamie Lisa Hebisch

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