iZombie - Review des Piloten

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Eine einzelne Party kann das ganze Leben verändern. Wir kennen das vor allem aus Romantikkomödien. Da treffen zwei Protagonisten im Partygetümmel aufeinander, die sich in ihrem normalen Alltagsleben nie begegnet wären, und erkennen einander völlig überraschend als Liebe fürs Leben. Natürlich gibt es vorher noch einige Hindernisse zu überwinden, aber am Ende könnten die Protagonisten gar nicht glücklicher sein. Auch für Olivia "Liv" Moore (Rose McIver) wird eine Party zu einem schicksalhaften Ereignis, das ihrem Leben eine ganz neue Wendung gibt, nur hat das in diesem Fall mit Romantik wenig zu tun. Unter mysteriösen Umständen bricht auf dem Partyboot eine Mini-Zombie-Apokalypse aus und Liv erwacht am Ufer als Untote in einem Leichensack. Dumm gelaufen!

Foto: Rose McIver, iZombie - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Rose McIver, iZombie
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Aus der brünetten, gesunden, glücklich verlobten Assistenzärztin Liv wird so eine unnatürlich blasse, weißhaarige Einzelgängerin mit "Scheiß egal"-Ausstrahlung, die ihre hoffnungsvolle Karriere in der Herzchirurgie aufgibt, um als Leichenbeschauerin zu arbeiten. Auch ihre Verlobung löst sie. Ihre Familie und Freunde schieben dieses Verhalten auf eine posttraumatische Belastungsstörung nach der – offiziell – durch Drogen und Alkohol außer Kontrolle geratenen Party mit vielen Todesopfern. Sie liegen damit gar nicht so falsch, nur dass Liv weniger an einer postraumatischen als vielmehr an einer postmortalen Belastungsstörung leidet.

Um nicht zur fresswütigen Killermaschine zu werden, die jeden anknabbert, der nicht schnell genug laufen kann, muss sich Liv regelmäßig von Gehirnen ernähren. Das Leichenschauhaus ist in dieser Hinsicht ein großes, gut gekühltes Büffet für sie. So oft wie möglich macht sich Liv einen Nudel-Frontallappen-Auflauf mit extrascharfer Sauce. Das Rezept kann in jedem guten Zombieführer nachgelesen werden. Der Verzehr von Gehirnen hat jedoch Nebenwirkungen: Liv sieht immer wieder Momente aus dem Leben der ursprünglichen Hirnbesitzer und übernimmt überdies deren Verhaltensweisen und Fähigkeiten. So lernt Liv in dieser Auftaktfolge unfreiwillig Rumänisch und wird zur Kleptomanin. Als sie dem bislang ausgesprochen erfolglosen Mordermittler Clive Babineaux (Malcolm Goodwin) unterstützt, den Mord an ihrem Mittagessen aufzuklären, wobei sie sich als Hellseherin ausgibt, um ihr ungewöhnliches Wissen halbwegs zu erklären, entdeckt sie für sich einen neuen Lebensinhalt. Gestatten: Liv Moore, Zombie, Leichenbeschauerin, Ermittlerin.

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Dass "iZombie" eine Serie sein würde, die mich interessiert, war mir sofort klar, da mir in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Filmen und Büchern, die sich auf andere Weise der Zombiethematik nähern, sehr gut gefallen haben. Da wären etwa der Film "Warm Bodies" oder auch der Roman "Anonyme Untote". Natürlich ist die klassische Variante mit Zombies als vollkommen entmenschlichte, um sich beißende Kreaturen, die das Ende der Zivilisation einläuten, der größere Publikumsmagnet (*hust "The Walking Dead " *hust), aber ich finde es sehr unterhaltsam, Zombies als Wesen zu erleben, die um ihre Menschlichkeit ringen und sich mit den grotesken Eigenarten ihrer neuen Existenz auseinander setzen müssen. Auf Neu-Zombie Liv trifft dies absolut zu. Als Zuschauer schließt man sie quasi sofort ins Herz, was nicht zuletzt Hauptdarstellerin Rose McIver zu verdanken ist. Livs sarkastische Sprüche, die Art, wie sie ihre makaberen Snacks zubereitet, die fremden Angewohnheiten, die sie durch das Verspeisen der Gehirne übernimmt, all das weiß auf Anhieb zu unterhalten und macht Liv zu einem sympathischen Freak, von dem man mehr sehen möchte. Dieser Charakter hat definitiv das Potential, über viele Folgen großen Spaß zu bereiten.

Foto: Rahul Kohli, iZombie - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Rahul Kohli, iZombie
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die übrigen Charaktere machen zunächst deutlich weniger Eindruck, sind zum Teil im Zusammenspiel mit Liv aber doch ganz interessant. Da ist ihr neuer Chef Dr. Ravi Chakrabarti (Rahul Kohli), der herausfindet, dass sie ein Zombie ist, und dies höchst faszinierend findet. Für ihn als ein oft verspotteter Mahner vor Killerviren ist Liv so etwas wie der Sechser im Lotto. Er nimmt damit die Rolle von Livs Vertrautem ein, von dem jede übernatürliche Hauptfigur immer mindestens einen braucht. Ravis Charakter ist in erster Linie nützlich, aber es hat schon was putziges, wie er und Liv miteinander umgehen und zum Beispiel zusammen Zombiefilme schauen.

Der Polizist Clive Babineaux, der Liv zu seiner Partnerin macht, lässt sich sehr schnell für die neue, ungewöhnliche Zusammenarbeit begeistern, ist seine Aufklärungsrate bei der Mordkommission doch hundsmiserabel und sein Ansehen unter den Kollegen gleich Null. Er macht zumindest in dieser Auftaktepisode sehr wenige Anstalten, Livs "hellseherische" Fähigkeiten und andere auffällige Verhaltensweisen zu hinterfragen, die beiden spielen sich aber ganz nett einige verbale Bälle zu.

Noch gar nichts anfangen kann ich nach dieser Pilotfolge mit Livs Ex-Verlobtem Major (Robert Buckley) und ihrem Bruder Evan (Nick Purcha). Major kommt als der typische Traummann ohne irgendwelche Ecken und Kanten rüber. Kurz gesagt: langweilig. Die Szene, in der Liv beobachtet, wie Major mit einer anderen Frau ein Zombie-Abknall-Videospiel spielt, übertreibt es mit der Symbolik außerdem etwas. Von Livs Bruder Evan sehen wir noch sehr wenig, aber es zeichnet sich schon jetzt ab, dass er niemand ist, auf den Liv bauen kann, sondern ihr höchstens noch mehr Probleme bereitet, als sie ohnehin schon hat. Eine auf den ersten Blick sinnlose Figur, die wahrscheinlich nur nerven wird.

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Fazit

"iZombie" wird sicherlich nicht der Kracher der Fernsehsaison 2015, aber das wäre für eine The CW-Serie auch höchst ungewöhnlich. Die Serie gewinnt durch ihre Titelfigur viel Unterhaltungspotential und hat das Zeug dazu, vergnügliche Stunden zu bereiten.

Maret Hosemann - myFanbase

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