DVD-Rezension: "The Paradise", Staffel 1

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Als Adaption von Emile Zolas Roman "A Bonheur des Dames" ("Das Paradies der Damen") wurde die Handlung der BBC-Serie "The Paradise" von Paris nach England verlegt und spielt im viktorianischen Zeitalter. Bereits am 25. September 2012 feierte das Kostüm-Drama auf BBC-One Premiere und wurde danach am 6. Oktober 2012 in den USA auf PBS ausgestrahlt. In Deutschland lief "The Paradise" bisher leider nur im Pay-TV und wurde ab dem 8. August 2013 auf Passion gesendet. Für das deutsche Free-TV gibt es bisher keinen Ausstrahlungstermin, was die DVD-Veröffentlichung der ersten Staffel natürlich umso interessanter macht, während in Großbritannien aktuell die zweite Staffel in vollem Gange ist.

Inhalt

Foto: The Paradise - Copyright: BBC 2012
The Paradise
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Im viktoranischen Zeitalter verlässt die junge Denise (Joanna Vanderham) 1875 ihre Heimatstadt Peebles, um bei ihrem Onkel Edmund (Peter Wight) im Kleinwarenladen zu arbeiten. Doch leider hat dessen Geschäft schon bessere Zeiten gesehen und wird von dem großen Kaufhaus "The Paradise" gerade vom Markt verdrängt. Nachdem Edmund seiner Nichte beibringen musst, dass er keine Möglichkeit hat sie zu bezahlen, bewirbt sich die junge Frau kurzerhand im Paradise. Dort schafft sie es schnell beruflich aufzusteigen und sich mit frischen und neuen Ideen aus der Masse hervorzuheben. Doch während ihr Chef, der Witwer John Moray (Emun Elliott), äußerst angetan von ihr ist, zieht sich Denise den Neid ihrer direkten Vorgesetzten Miss Audrey (Sarah Lancashire) und ihrer Kollegin Clara (Sonya Cassidy) zu. Denn während Miss Audrey Angst hat, aus dem Geschäft verdrängt zu werden, ist Clara eifersüchtig, da sie schon lange in Moray verliebt ist und mit Denise eine ernsthafte Konkurrentin bekommen hat. Und auch die angesehene Katherine Glendenning (Elaine Cassidy) hat ein Auge auf Moray geworfen, der aber bisher noch nicht über den mysteriösen Tod seiner verstorbenen Frau hinweg ist.

Rezension

Foto: Joanna Vanderham, The Paradise - Copyright: BBC 2012
Joanna Vanderham, The Paradise
© BBC 2012

Wer tiefgehende Dramen und anspruchsvolle Unterhaltung im Stil von "Downton Abbey" oder "Parade's End" erwartet, sollte am besten gleich hier an dieser Stelle aufhören weiterzulesen. Aber alle die leichte Unterhaltung für ein verregnetes Wochenende suchen oder sich einfach nur in eine romantische und zauberhafte Welt entführen lassen wollen, sind in dieser Rezension und somit bei "The Paradise" genau richtig. Leider gehöre ich wohl eher zu der ersten Kategorie und bin nicht wirklich von der neuen BBC- Produktion "The Paradise" mitgerissen worden, da es mir stellenweise einfach zu seicht war und leider häufig an einen x-beliebigen Rosamunde-Pilcher-Film erinnerte. Natürlich war alles ganz nett gemacht, die diversen Kulissen waren aufregend und besonders im besagten Kaufhaus schillernd bunt, die einzelnen Charaktere waren ganz nett und auch recht schön anzuschauen, aber es fehlte eben der letzte Kick. Denn leider gab es weder bei den diversen Storys, die meistens innerhalb der einzelnen Folgen abgeschlossen wurden, noch bei den zahlreichen Charakteren wirkliche Highlights. Besonders die Hauptprotagonistin Denise wirkte nach einer Weile sehr ermüdend und einfach zu lieb und nett und so völlig ohne Ecken und Kanten. Joanna Vanderham ist wirklich eine wunderschöne Frau, aber mehr eben leider auch nicht und es mangelte einfach unheimlich stark an einer Komplexität ihres Charakters. Trotzdem konnten sich einige der Charaktere deutlich hervorheben und mich auch relativ schnell begeistern. Zum einen wäre da die strenge und doch tief in ihrem Herzen sehr verwundbare Miss Audrey, die die Damenkonfektionsabteilung des Paradise mit unnachgiebigen Regiment führt. Ein unheimlich interessanter und wandelbarer Charakter, den man trotz seiner Launen schnell ins Herz schließt. Und auch Denises Onkel Edmund ist einfach zauberhaft, besonders in seinem Zusammenspiel mit Miss Audrey, die viel mehr verbindet als man anfangs ahnt. Leider fehlte aber irgendwie der Bösewichte, denn selbst die nicht so netten Charaktere wie Miss Audrey und der mysteriöse Jonas (David Hayman) berührten durch einfühlsame Geschichten aus ihrer Vergangenheit, die sie dann leider auch wieder zu nett und glatt wirken ließen.

Foto: Elaine Cassidy & Olivia Hallinan, The Paradise - Copyright: BBC 2012
Elaine Cassidy & Olivia Hallinan, The Paradise
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Leider fehlte mir bei "The Paradise" auch das große Ganze, denn obwohl sich die mehr oder weniger romantische Liebesgeschichte zwischen Katherine, Moray und Denise natürlich durch alle acht Episoden zog, fehlte irgendwie der rote Faden. Und soweit ich das einschätzen kann, fielen wohl auch einige Szenen der Schere zum Opfer, da oftmals der wirkliche Zusammenhang zwischen einzelnen Szenen nicht erkennbar war und einfach zu schnell passierte. Das wiederum führte leider dazu, dass man nie so richtig in die ganze Geschichte reinkam um wirklich mitleiden zu können. Leider war auch die Liebesgeschichte von Denise und Moray nur schmückendes Beiwerk und es fehlte eine völlige Hinarbeitung zu der ganzen Sache. Auch die Kulissen konnten leider nur halbherzig überzeugen, da sich fast die ganze Handlung in diesem einen Kaufhaus und der dazugehörigen Straße abspielte. Somit waren es leider hauptsächlich immer die gleichen Aufnahmen die der Zuschauer präsentiert bekam und es fehlten auch hier wieder die prunkvollen und atemberaubenden Highlights, die man aus ähnlichen Produktionen gewohnt ist. Volle Punktzahl gibt es aber in jedem Fall für die Darstellung des Kaufhauses, dass einfach nur eine Berauschung der Sinne war, wohin man auch schaute. Und auch die wundervollen Kostüme und faszinierenden Frisuren der einzelnen Charaktere waren eine wahre Augenweide und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Leider brauchte man auch nach politischen Zeitgeschehen bei "The Paradise" keine Ausschau halten, da es maximal um die feministische Bewegung der Frauen geht, die "The Paradise" von heutigen Produktionen unterscheidet. Natürlich war es zu der Zeit auch noch nicht Gang und Gebe, dass es ein Kaufhaus gab, in dem man alles kaufen konnte, sondern eigentlich gab es für alles ein jeweiliges Fachgeschäft. Aber diese Punkte war dann auch so ziemlich das Einzige, was "The Paradise" im Wesentlichen von der heutigen Zeit unterscheidet. Denn die restliche Story hätte ebenso gut in der Gegenwart spielen können, ohne dass sich daran dramaturgisch was geändert hätte. Trotz dieser ganzen Kritikpunkte möchte ich die Serie aber weiß Gott nicht schlecht reden, denn das alles war schon nett anzusehen und hatte durchaus seinen Reiz. Denn es ist zweifellos immer wieder herrlich sich in eine längst vergangene Zeit zurück versetzten zu lassen und "The Paradise" lässt, trotz der leichten Kost, keine wirkliche Langeweile aufkommen und man fühlt sich die ganze Zeit über gut unterhalten. Wahrscheinlich wurde man leider in letzter Zeit auch zu sehr mit ähnlichen Formaten verwöhnt, die einen nun so kritisch und streng urteilen lassen.

Specials

Foto: Joanna Vanderham, The Paradise - Copyright: BBC 2012
Joanna Vanderham, The Paradise
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Als Bonus gibt es auf der DVD-Box ein ca. halbstündiges Special, das einen Blick hinter die Kulissen von "The Paradise" wirft. Dabei kommen Serienmacher, Schauspieler und das restliche Team zu Wort und gewähren dem Zuschauer einen Einblick in die Arbeit am Set. Hauptsächlich geht es dabei um die Kostüme und Kulissen und wie man versucht hat, das Ganze realistisch und trotzdem zeitgemäß umzusetzen. Man erfährt dabei zwar nicht wirklich etwas Neues, trotzdem macht es Spaß zuzuschauen, mit welchem Eifer und Liebe zum Detail "The Paradise" konzipiert und umgesetzt wurde.

Technische Details

Erscheinungstermin: 30. August 2013
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 400 Minuten (8 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch

Fazit

Wer sich einfach mal für acht Episoden in eine leichte und harmonische Welt entführen lassen will, sollte bei "The Paradise" definitiv einschalten. Alle die etwas mehr Tiefgang bevorzugen sind hier leider an der falschen Adresse.

Nina V. - myFanbase

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