DVD-Rezension: Parenthood, Staffel 1

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Die Drama-Serie "Parenthood" sollte ursprünglich im September 2009 auf dem US-Network-Sender NBC ausgestrahlt werden, doch die Ausstrahlung verzögerte sich, sodass "Parenthood" eine Midesason-Serie mit 13 Episoden in der ersten Staffel wurde. Serienmacher ist Jason Katims, der bereits an "Willkommen im Leben" und "Roswell" beteiligt war. Sein letztes Projekt vor "Parenthood" war die Drama-Serie "Friday Night Lights". Wer diese Serie gesehen hat, der weiß, dass "Parenthood" vom gleichen Macher stammt. Die Kameraführung ist in beiden Dramen ungewöhnlich und man braucht seine Zeit, um sich einzufinden. Bei "Parenthood" kommt noch der Aspekt hinzu, dass es sich um eine Großfamilie handelt, die sehr viele Mitglieder hat. Dies schadet der Serie jedoch keinesfalls und so folgten der ersten Staffel bereits drei weitere, erfolgreiche Staffeln.

Am 14. März 2012 schaffte es die Serie ins deutsche Pay-TV und am 15. September folgte die deutsche Free-TV-Ausstrahlung auf VOX.

Inhalt

Foto: Copyright: 2012 Universal Pictures
© 2012 Universal Pictures

Im Zentrum von "Parenthood" steht die Großfamile Braverman. Zeek (Craig T. Nelson) und Camille (Bonnie Bedelia) sind seit Jahren verheiratet und leben in Berkley, Kalifornien. Sie sind Eltern von vier Kindern. Der älteste Sohn ist Adam (Peter Krause), der mit seiner Frau Kristina (Monica Potter) zwei Kinder hat, Haddie (Sarah Ramos) und Max (Max Burkholder). Haddie ist im Teenageralter und muss sich mit den Problemen der Pubertät herumschlagen, während bei ihrem jüngeren Bruder Max das Asperger-Syndrom festgestellt wird. Adams jüngere Schwester Sarah (Lauren Graham) zieht nach einer gescheiterten Ehe mit ihren zwei Kindern Amber (Mae Whitman) und Drew (Miles Heizer) zurück zu ihren Eltern, um wieder ein geregeltes Leben zu haben. Sie ist damit das absolute Gegenteil ihrer erfolgreichen jüngeren Schwester Julia (Erika Christensen), die als Anwältin arbeitet und sehr sturkturiert ist. Julias Ehemann Joel (Sam Jaeger) bleibt derweil zuhause und kümmert sich um die gemeinsame Tochter Sydney (Savannah Paige Rae). Der zweite Bruder der Bravermans ist Crosby (Dax Shepard), der ein lockeres Junggesellenleben führt, bis ihn seine Ex-Freundin Jasmine (Joy Bryant) eines Tages mit seinem Sohn Jabbar (Tyree Brown) aufsucht und damit sein Leben durcheinander bringt. Mit Sarahs Rückkehr in die Heimat ist das Chaos schließlich komplett.

Rezension

Im Grunde ist es ganz einfach. Entweder man verliebt sich sofort in die Bravermans, oder eben nicht. Die Drama-Serie ist zu Beginn keine leichte Kost. Jeder, der Geschwister hat, oder in einer großen Familie großgeworden ist, weiß, dass es ständig Streitereien gibt, dass es Missverständnisse gibt, dass viele Emotionen hochkommen und dass viele Menschen durcheinander sprechen. Das ist bei "Parenthood" nicht anders. Jeder spricht laut, ohne Unterbrechungen und man hat manchmal das Gefühl, im Irrenhaus gelandet zu sein. Hinzu kommt die verwirrte und sich ständig bewegende Kameraführung, an die man sich ebenfalls gewöhnen muss. Wird man mit diesen Dingen warm, so schließt man diese Familie auch leicht ins Herz, denn im Grunde spiegeln sie die Realität wieder und zeigen, wie es in einer Großfamilie zugeht. Stellt man sich darauf ein, ist man dank der verwirrenden und schnellen Dialoge und der Kameraführung direkt vor Ort und man verspürt das Gefühl, Teil dieser Familie zu sein. Nicht jede Serie kann dies vermitteln, denn oftmals fühlt man sich meilenweit von den Charakteren entfernt.

Eine weitere Besonderheit von "Parenthood" sind die unterschiedlichen Charaktere. Eigentlich bilden sie alle eine Familie, doch sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Da wären Zeek und Camille, die seit Jahren verheiratet sind und das perfekte Elternpaar abgeben, doch auch vor ihnen macht die Realität keinen Halt. Der Alltag nistet sich ein und die Probleme werden größer, als Zeek finanzielle Probleme hat und Camille eine Beziehung zu ihrem Kunstlehrer aufbaut. Auch in diesem Alter müssen die beiden um ihre Ehe kämpfen und dies zeigt wunderbar, dass es jederzeit vorbei sein könnte, egal wo man sich im Leben befindet.

Foto: Peter Krause, Six Feet Under - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Peter Krause, Six Feet Under
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Adam und Kristina bilden mit ihren Kindern Haddie und Max nach außen die perfekte Familie. Doch das ändert sich, als bei Max das Asperger-Syndrom festgestellt wird. Dadurch ändert sich für sie alles. Max braucht deutlich mehr Aufmerksamkeit, wodurch Haddie leiden muss. Die Familie gerät in eine schwere Phase und Adam muss mit seiner Frau eine Lösung finden. Hinzu kommt, dass Haddie sich mitten in der Pubertät befindet und nun auch Gefühle für Jungs entwickelt. Ihre Eltern haben bestimmte Ansichten im Leben, die es Haddie nicht gerade leicht machen. Man könnte sagen, dass dies eine der Familien darstellt, in der die Eltern noch verheiratet sind, sich wahnsinnig lieben, mit den Situation des Alltags jedoch zu kämpfen haben. Ganz besonders, wenn beim Sohn eine solche Krankheit festgestellt wird. Adam ist dabei deutlich der Anführer der Familie und seine Stärke zeichnet ihn aus und macht ihn sofort zu einem Lieblingscharakter, den man gern sehen möchte. Peter Krause schafft es mit seiner Art den Zuschauer immer zu fesseln. Egal, welche Rollen er übernimmt, er ist ein großartiger Schauspieler, der Tiefe hat und zu dem man Zugang findet. Bereits bei "Six Feet Under" konnte er als Nate Fisher beweisen, was er kann, obwohl beide Rollen nicht wirklich miteinander vergleichbar sind. Während Adam in der ersten Staffel von "Parenthood" sehr verantwortungsbewusst und organisiert wirkt, kann das von Nate nicht behauptet werden. Hier sieht man deutlich, welches Spektrum Peter Krause abdecken kann.

Julia und Joel sind das "moderne" Paar, wo die Mutter erfolgreiche Anwältin ist und das Geld verdient, während der Mann zuhause bleibt und das Kind großzieht. Julias Einstellung und ihr Verhalten machen es anfangs schwer, warm mit ihr zu werden. Doch mit der Zeit merkt man, dass auch sie sehr stark ist und alles für die Menschen, die sie liebt, tun würde. Joel hingegen ist ein Charakter, den man gleich sympathisch findet und es ist nachvollziehbar, dass er unter den anderen Müttern sehr beliebt ist. Dass Julia damit ihre Probleme hat, ist verständlich, gerade weil sie sehr ehrgeizig ist und sich immer mit anderen vergleicht. Die beiden führen jedoch eine sehr ehrliche Ehe, für die man sie beneidet. Interessant ist hier auch der Vergleich zwischen Sarah und Julia. Die Frauen sind wirklich sehr unterschiedlich und haben auch andere Ziele im Leben, doch sie können sich immer aufeinander verlassen. Das zeichnet wohl das Besondere an "Parenthood" aus. Es handelt sich um eine Familie, die trotz aller Differenzen immer füreinander da ist.

Crosby macht in der ersten Staffel wohl die größte Entwicklung durch. Er ist ein fröhlicher Junggeselle, der sein Leben genießt, auf Partys geht und keine Sorgen hat. Er muss sich um niemanden kümmern und will auch keine festen Beziehungen, die ihn an Verpflichtungen binden. Das ändert sich schlagartig, als seine Ex-Freundin Jasmine auftaucht und ihm seinen Sohn Jabbar vorstellt. Der Kleine ist wirklich ein Sonnenschein und man möchte ihn sich gar nicht mehr wegdenken, gerade weil Crosby durch ihn erwachsen wird. Aber nicht nur zwischen den beiden entwickelt sich eine tolle Vater-Sohn-Beziehung, auch die Gefühle zu Jasmine kommen wieder hoch und man wünscht den beiden nur das Allerbeste. An diesem Handlungsstrang merkt man wunderbar, wie sich Menschen ändern können, wenn sie mit Verantwortung auseinandergesetzt werden. Crosby macht eine große Entwicklung durch und obwohl man ihm anfangs überhaupt nicht zutraut, Vater zu sein, meistert er die Situation sehr gut.

Foto: Lauren Graham, Gilmore Girls - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lauren Graham, Gilmore Girls
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Sarah hingegen ist eine alleinerziehende Mutter, deren Ehe gescheitert ist und die ihr Leben nun in den Griff bekommen muss. Sie zieht zu ihren Eltern, weil sie keine andere Möglichkeit sieht. Und obwohl sie eine recht lockere Mutter ist, so merkt man deutlich, dass sie Schwierigkeiten hat, ihre Kinder in den Griff zu bekommen. Drew ist sehr still und Amber macht praktisch genau das Gegenteil von dem, was ihre Mutter ihr sagt. Obwohl Sarah an einem Tiefpunkt angelangt ist, schafft sie es trotzdem, sich durchzubeißen. Dies ist sehr bewundernswert und zeichnet sie auch aus. Sie schafft es ebenfalls sofort, sich eine Platz im Herzen der Zuschauer zu sichern. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass man Lauren Graham als quirlige Lorelai Gilmore aus "Gilmore Girls" in Erinnerung hat. Es gibt einige Parallelen zu diesen Charakteren. Sowohl Sarah, als auch Lorelei sind alleinerziehende Mütter und suchen nach ihrem Platz im Leben. Beide kämpfen sich durch und sind dabei immer schlagfertig. Im Gegensatz zu Lorelei ist Sarah jedoch emotionaler und nimmt sich vieles schnell zu Herzen. Doch das macht sie nicht unsympathischer. Ganz im Gegenteil, es hebt ihre Stärke hervor.

"Parenthood" macht es einem anfangs nicht leicht. Es sind zu viele Charaktere, mit denen man warm werden muss. Hinzu kommt eine verwirrende Kameraführung und schnelle Dialoge, an die man sich gewöhnen muss. Doch das ist diese Familie alle mal wert. Sie schleicht sich langsam ins Herz und man verfolgt ihre Entwicklungen mit der Zeit sehr gerne. Diese Serie fühlt sich richtig an und obwohl es nur 13 Episoden sind, bekommt jeder genug Aufmerksamkeit und man kann am Ende der Staffel sogar seine Lieblinge fest machen. Die Storys sind alle realitätsnah erzählt und auch wenn es an der ein oder anderen Stelle zuviel wird, muss man sich selbst nur daran erinnern, dass dies eine Großfamilie ist, die mit ihrem eigenen Leben zurecht kommen muss und dabei auch noch eine Stütze für die restlichen Familienmitglieder sein muss. Nach 13 Episoden hat man sich in die Bravermans verliebt und freut sich sehr auf die zweite Staffel, die sicherlich noch sehr viel mehr Storys und Entwicklungen zu bieten hat. Bei einer solchen Familie ist schließlich alles möglich.

Die Aufmachung der DVD-Box wirkt beim ersten Hinschauen fröhlich, doch schon beim genaueren Blick merkt man, dass die Bilder genau das wiedergeben, was die Familie zu bieten hat, nämlich großes Chaos. Seien es Streitereien, Familienprobleme, Kinder oder Respektlosigkeit - die Bilder spiegeln die erste Staffel wieder und so kann man durchaus mit der Aufmachung zufrieden sein.

Die Box besteht aus vier Discs, auf denen alle 13 Episoden der ersten Staffel zu finden sind. Das Menü ist mit fröhlicher Musik hinterlegt, die sofort Lust auf den einzigartigen Soundtrack der Serie macht.

Foto: Copyright: 2012 Universal Pictures
© 2012 Universal Pictures

Specials

Die DVD-Box hat nicht viele Extras zu bieten. So befinden sich zwar nicht verwendete Szenen zu fast jeder Episode, doch Bloopers, die eigentlich ein Muss jeder Box sein sollten, sind nicht vorhanden. Stattdessen gibt es einen Audiokommentar von Jason Katims zum Piloten. Einen Pluspunkt haben die Extras, denn darunter befindet sich auf der ersten DVD ein 13-minütiger Beitrag über die Serie. Hier gibt der gesamte Cast Interviews über die Stimmung untereinander, das Zusammenarbeiten, ihre Freiheiten am Set und das Besondere an "Parenthood". Auch Jason Katims erläutert, was die Serie für ihn bedeutet und wie er seine Erfahrungen von "Friday Night Lights" in die Umsetzung eingebaut hat. Dieser Beitrag ist ein Highlight, das Einzige unter den Extras.

Technische Details

Veröffentlichungsdatum: 29. November 2012
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 539 Min.
Bildformat: 16:9 - 1.78:1
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch

Fazit

Die erste Staffel von "Parenthood" ist anders, jedoch nicht schlecht anders, sondern gut anders. Man wird mit all diesen Charakteren konfrontiert, die sich alle voneinander unterscheiden. Jeder von ihnen ist ein besonderes Individuum und alle zusammen bilden sie eine Einheit - die Bravermans. Für diese Großfamilie braucht man Zeit und man muss sich langsam an sie gewöhnen. Doch wenn man sich auf sie einlässt, findet man sich sehr schnell zurecht und möchte die Geschichten dieser Familie plötzlich nicht mehr missen.

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Alex Olejnik - myFanbase