Interview mit Antony Starr

Mai, 2013 | Die Midseason brachte uns dieses Jahr die spannende neue Actionserie "Banshee" vom US-Sender Cinemax. Im Zentrum der Serie steht Lucas Hood, gespielt von Antony Starr. Hood wird nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und auf der Suche nach seiner ehemaligen großen Liebe übernimmt er spontan den Sheriffposten in der alles andere als geruhsamen Kleinstadt Banshee. Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Antony Starr über seine Arbeit an "Banshee" zu führen und ihn zu einigen Details der Machart und Wirkung der Serie und Entwicklung der Storyline der ersten Staffel zu befragen.

Foto: Antony Starr, Banshee - Copyright: Fred Norris/Cinemax
Antony Starr, Banshee
© Fred Norris/Cinemax

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

1. Lucas Hood in "Banshee" ist deine erste TV-Rolle in den USA. Was an diesem Charakter hat dich interessiert?

Vom ersten Moment, als ich das Pilotskript gelesen und die Namen der Verantwotlichen gesehen habe, gab es keine Frage. Das Skript war interessant, witzig, originell und stach sofort als etwas Einzigartiges mit gewaltigem Potenzial heraus.

2. In der ersten Staffelhälfte hat es enorm Spaß gemacht, Lucas als "coole Sau" zu sehen, wie er sich in den Kampf stürzt und niemals aufgibt, egal wer sein Gegner ist. In Ep. #1.06 konnten wir Zuschauer unserer Liebe zu ihm freien Lauf lassen, als du in deiner Darstellung endlich auch seine Verletzlichkeit zeigen konntest. Wie wichtig war das für dich und die Entwicklung deines Charakters?

Interessanter Weise hab ich es gar nicht so gesehen. Ich stimme zwar zu, dass Episode 6 einen jüngeren Lucas zeigt, der der Welt weniger resigniert und misstrauisch gegenübersteht und weniger gewieft ist, aber ich würde sagen, dass Lucas vom ersten Moment in der ersten Episode an verletzlich ist. Wir sehen, wie es ihm zu schaffen macht, mit dem, was von seinem Leben so frisch aus dem Gefängnis entlassen noch übrig ist, zurecht zu kommen (als er Carrie im Garten konfrontiert). In Episode 2 hat er einen innigen Moment mit Deva gegen Ende der Episode. Dies sind zwei Beispiele, aber es gibt viele, wenn man genau hinschaut. Wir wollten, dass Lucas menschlich rüberkommt und nicht wie eine Comicfigur. Die Serie ist natürlich überdreht, aber in den Charakteren wollten wir eine emotionale Realität widerspiegeln.

3. Die Identität eines anderen anzunehmen und damit Sheriff der Stadt zu werden, ist ein gewagter Schritt für einen Ex-Häftling. Steht das für die Grundstimmung der Serie, das Abenteuer zu genießen und nicht so ernst zu nehmen?

Ja, auf jeden Fall. Wenn man die Idee, dass jemand sowas durchziehen kann, akzeptiert, dann akzeptiert man die erhöhte Realität der Serie, und dadurch wird das, was innerhalb dieser Welt geschieht, eher zugängig und unterhaltsam als überladen und / oder gefährlich.

4. Hast du Recherche betrieben über Leute, die lange Zeit im Gefängnis waren? Was bedeutet dieser Hintergrund für Lucas im Hinblick auf sein Bestreben nun doch etwas mehr Zeit in Banshee zu verbringen?

Ich habe verschiedene Charakteraspekte recherchiert, der Effekt von Langzeitinhaftierung war natürlich ein Teil davon. Ein Großteil der Serie dreht sich darum, wie Lucas mit seinem Platz in der Welt zurechtkommt und wie er damit klarkommt, was in ihm, aber auch was um ihn herum passiert. Lucas lebt im Moment und geht die Dinge an, die auf ihn zukommen, wenn sie auf ihn zukommen. Weise Voraussicht ist keine seiner Stärken...

5. Du sagtest oft, Liebe ist immer Lucas' Anker gewesen. Und es gibt die fesselnde Liebesszene in Ep. #1.07, in der all die unterdrückten Gefühle an die Oberfläche kommen. Tatsache ist aber, Ana hat Lucas vor 15 Jahren verlassen und ihn an Rabbit verraten, als er wieder auftauchte. Wollen wir sie überhaupt wieder zusammen sehen? Was meinst du?

Ich fand immer, dass Lucas den Kürzeren gezogen hat, wie man's auch dreht und wendet. Der Typ hat sein Leben für seine Liebe aufgegeben und wurde zu einer distanzierten (brutalen) Version des Mannes, der er mal war. Er hat nichts und niemanden. Ana tut, was sie für richtig hält, um zu überleben und ihre Kinder zu beschützen, aber letztlich denke ich, Lucas hat von den beiden das härtere Los gezogen.

Foto: Antony Starr, Banshee - Copyright: 2013 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
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6. In den meisten Gewaltszenen sehen wir den Schauspieler selbst bei den Stunts, und es ist bekannt, dass du dir ein oder zwei Beulen beim Dreh geholt hast, besonders in Ep. #1.06. Glaubst du, diese "handgemachte" Gewalt in der Serie wirkt sich darauf aus, wie sie vom Zuschauer angenommen wird?

Die Beulen und Schläge sind, denk ich, ein Teil davon. Kein angenehmer Teil, aber wenn du dich herumwirfst und einen Kampf mit großen Männern spielst, bekommst du ein oder zwei blaue Flecken. Ich denke, den Schauspieler in den Kämpfen bei den Stunts zu sehen, bringt eine Glaubwürdigkeit, die man beim Fernsehen nicht immer hat. Es fühlt sich authentischer an und gibt der Produktion mehr Spielraum beim Schneiden. Sie sind nicht so an Kameraeinstellungen gebunden und daran, die Gesichter der Stuntmen aus der Aufnahme rauszuhalten. Auch sind die Schauspieler in der Regel grober, weniger geübt und glattpoliert als die Stuntmen, was sich hier gut im Stil der Serie widerspiegelt.

7. Greg Yaitanes sagte in einem Interview: "Die Intimität des Kämpfens ist eine Art emotionalen Kontaktes. Dieses Intime ist das, was Lucas braucht." Ist das einer der Gründe, weshalb die Serie auch das weibliche Publikum so sehr anspricht, die Emotionalität in den expliziten Szenen?

Möglich, aber ich denke, Greg meint eine andere Art der Intimität. Die Art von Intimität, wenn man jemanden ersticht, anstatt ihn zu erschießen. In direkter Nähe, von Angesicht zu Angesicht. Ich weiß bestenfalls überhaupt nicht, was Frauen denken (Witz), und ich werde nicht spekulieren, ob sie diesen Aspekt an den Kampfszenen mögen, aber ich denke, die Tatsache, dass dieser Mann um sein Leben und für seine Liebe gekämpft hat und sich den Dingen geradewegs stellt, ohne diplomatische Umwege zu gehen, hat eine deutliche Anziehungskraft. Jemand, der Dinge regelt und furchtlos ist, scheint attraktiv zu sein, denke ich.

8. Wir sahen kurz den Sohn des echten Lucas und zudem tauchen Agent Jim Racine (Zeljko Ivanek) und Rabbits Bruder (Julian Sands) in Staffel 2 auf. Was erwartest du von diesen Figuren?

Ärger und großartige Darbietungen.

9. Du darfst sicher nicht viel sagen, aber wird man mehr von der gefährlichen, aber extrem unterhaltsamen Beziehung zwischen Lucas und Procter sehen? Und wird Job das Bedürfnis haben, viel an Lucas' Seite zu arbeiten?

Richtig, ich kann nicht viel dazu sagen, aber diese Beziehungen dienen der Serie auf so gute Weise, dass sie in der nächsten Staffel auf jeden Fall weiter beleuchtet werden. Aber Überraschungsmomente dienen der Serie auch und wir wissen von Woche zu Woche nie, wer kommt oder geht...

10. Welche war deine Lieblingsszene oder -episode und wer dein Lieblingsgauner in Staffel 1?

Ich mochte Ep. 6 unheimlich gerne. Die Kollision von Vergangenheit und Gegenwart so im Vordergrund und wie sich alles zusammenfügte, hat für mich funktioniert. Der Albino war ein skurriler und großartiger Gauner und Wicks war ein toller, liebenswerter Versager. Ich fand es gut, dass es am Ende, als er getötet wurde, ein sehr fragwürdiger Schritt von Lucas war. Ein viel weniger sauberer Schnitt als andere Gewalttaten... für mich zumindest...

11. myFanbase ist ein Onlinemagazine, das sich mit US-Serien beschäftigt. Hast du eine oder mehrere Lieblingsserie(n)?

"The Wire", "Deadwood", "Breaking Bad", "Mad Men", "Game of Thrones", "Boardwalk Empire", Teletubbies.

Vielen Dank, Antony, viel Glück mit Staffel 2 und deinen zukünftigen Projekten!

Nicole Oebel - myFanbase


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