Sleepy Hollow - Review der 1. Staffel

Foto:

Mit der neuen Serie "Sleepy Hollow" gelang dem Sender FOX in der Season 2013/2014 ein großer Erfolg. So konnte die Mystery-Serie im Verlauf der ersten Staffel Woche für Woche sehr gute Einschaltquoten einfahren, obwohl sie bis zum Schluss nur mit einer lediglich akzeptabel konstruierten Geschichte aufwartet. Zu oft hatte man als Zuschauer zwischendurch das Gefühl, dass sich die Serie inhaltlich im Kreis dreht und eigentlich kein Stück voran kommt.

Warum eine alte Story funktioniert

Foto: Sleepy Hollow - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Michael Lavine/FOX
Sleepy Hollow
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Michael Lavine/FOX

Die Geschichte von "Sleepy Hollow" basiert auf einem Buch, der Kurzgeschichte "The Legend of Sleepy Hollow" von Washington Irving, es gibt bereits einige Filme dazu, die (je nach Film) relativ gut gemacht sind, und in den USA ist die Geschichte rund um Ichabod Crane sehr bekannt. Auch in TV-Serien kommt die Legende immer mal wieder in abgewandelter Form vor. Dem entsprechen ist also das Grundgerüst von "Sleepy Hollow" kein neues, trotzdem funktioniert das Konzept. Da mag sich so mancher Zuschauer ernsthaft fragen, warum dem so ist, werden im Grunde doch nur alte Kamellen aufgewärmt. Für mich liegt dies vor allem an der Harmonie zwischen den beiden Hauptdarstellern Tom Mison und Nicole Beharie. Hier bewies die Casting-Crew ein sicheres Händchen, denn selbst, als die Story stagnierte und man als Zuschauer absolut nicht erkennen konnte, wohin all das führen soll, war es sehr erheiternd den Beiden bei der exzellent ausgeführten Arbeit zuzuschauen. Als ganz großes Highlight ist sicherlich auch die Gastrolle von John Noble zu bewerten, der bis zum Schluss der Staffel sein Geheimnis wahren konnte und mich als Zuschauer damit vollkommen überraschte.

Warum an so mancher Stelle nichts klappt

Foto: Tom Mison, Sleepy Hollow - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Michael Lavine/FOX
Tom Mison, Sleepy Hollow
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Michael Lavine/FOX

Einmal abgesehen von den Schauspielern, ihrer individueller Leistung und der Chemie untereinander, muss ich deutlich sagen, dass "Sleepy Hollow" doch so einige Mängel aufweist. Zunächst beginnt die Staffel zwar äußerst spannend, da man als Zuschauer eine Geschichte erzählt bekommt, die immer wieder gut ankommt: Ein Mann aus der Vergangenheit muss mit der Zukunft zurecht kommen. Dabei entstehen sehr witzige Szenen, die aber auch etwas Gesellschafts- und Wirtschaftskritik enthalten. An dieser Stelle erinnere ich mich gerne an die Szene, in der Crane einen Kassenbon studiert und sich über die Preise und Steuern wundert, die für ein einfaches Frühstück verlangt werden. Dieser Moment ist witzig und so nebensächlich in die Konversation zwischen Abby und Crane eingeflochten, dass er schon in einem so frühen Stadium der Bekanntschaft der beiden, deutlich werden lässt, welche hohe Chemie zwischen den Darstellern und ihren Figuren herrscht. Er kritisiert aber auch die moderne Konsumwelt, ein Element, das immer wieder aufgeführt wird und das kurz vor dem Finale sogar Crane erfasst, wenn er ein neues Handy möchte, nur weil ihm das alte Modell nicht gefällt, auch wenn er nicht einmal dieses richtig bedienen kann.

Aber eine Serie kann sich nicht Mystery-Drama schimpfen und dabei nur auf komödiantische Pfeiler bauen. Es ist nicht so, dass es nicht genug Mystery oder Aktion gebe, sondern es ist vielmehr so, dass es Figuren und ganze Storylines gibt, die überflüssig erscheinen oder im Sand verlaufen. Manches wirkt so derartig konstruiert, dass ich mich öfters dabei ertappte, dass ich während der Episode auf die Uhr schaute oder mein Handy nach neuen Nachrichten checkte. Es war langatmig und langweilig, da man als Zuschauer nicht erkennen konnte, wohin die Geschichte jetzt gerade führen soll oder in welchem Zusammenhang das Entdeckte jetzt überhaupt wichtig sein könnte.

Foto: Nicole Beharie, Sleepy Hollow - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Michael Lavine/FOX
Nicole Beharie, Sleepy Hollow
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Michael Lavine/FOX

Es gibt mehrere Elemente, die Teil der großen Staffelgeschichte sind, die im groben Überblick daraus besteht, dass die Apokalypse losgetreten werden soll. Doch diese Teilelemente können durchaus auch als eigenständiges Thema für eine Staffel bestehen (z.B. die Rettung von Cranes Frau aus dem Fegefeuer – die am Ende mal eben so eingeschoben wird). Somit war ich als Zuschauer oftmals verwirrt, zu welchem Element ich das Geschehen zuordnen soll. Und sobald man im Fluss der Geschichte wieder angekommen war, schrieben die Autoren zwei oder drei neue Storylines hinzu, sodass es am Ende wirkte, als hätte jeder Charakter mindestens eine eigene Storyline, zusätzlich zur großen Staffelgeschichte. Alles in allem ist das Ganze etwas verwirrend und dadurch auf langer Sicht ermüdend. Am Ende kommen aber die meisten Storylines wieder zueinander. Trotzdem bleibt ein langatmiger Nachgeschmack, dass das irgendwie alles nicht so recht zusammenpassen will, den ich nicht weiter erklären kann. Manchmal hat man den Eindruck, dass sich die Autoren nicht entscheiden können, ob sie jetzt eine Serial- oder Procedualserie machen. Nicht, dass ich eine Mischung nicht gutheißen würde, aber der Wechsel zwischen für die Staffelstory wichtigen Episoden und Ereignissen, steht in einem großen Missverhältnis zu den Geschichten, die zwar unterhaltend, aber sonst vollkommen überflüssig sind. Es wird eine große Menge Stroymaterial verschwendet, das, wenn man die Story etwas langsamer und flüssiger erzählt hätte, durchaus spannend gewesen wäre – stattdessen fliegt man wegen einem winzigen Element hinter der Geschichte durch das Geschehen. Schade, hier verschwendete man viel Potenzial für Kleinigkeiten.

Foto: John Cho, Sleepy Hollow - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Kent Smith/FOX
John Cho, Sleepy Hollow
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Kent Smith/FOX

Ich habe ja bereits überflüssige Charaktere angeschnitten. Der wohl überflüssigste und an dieser Stelle zu nennende und weiter auszuführende Charakter wird von einem meiner persönlichen Lieblingsdarsteller gespielt. Der aus "Flash Forward" und "Star Trek" bekannte John Cho spielt den Polizisten Andy, der in Abby verliebt ist, sich aber zu einem früheren Zeitpunkt schon an den Teufel verkauft hat. Demnach ist er vollkommen hin- und hergerissen, welchem Master er folgen soll: Herz oder Unterwelt? Er hadert mit sich und kann dabei absolut nicht überzeugen, er nervt einfach nur. In dem einen Moment warnt er Abby vor dem Bösen, das kommt, im nächsten fleht er seinen Meister an, ihn zu benutzen, damit sein Plan aufgeht, wohl wissend, dass seine Angebetete damit dem sicheren Tod preisgegeben wird. Der Charakter macht über die gesamte Staffel keinerlei Entwicklung durch und stört den Erzählfluss mehr, als dass er ihn bereichert. Meiner Meinung nach hätte er auch einfach wegbleiben können.

Fazit

So sehr ich persönlich in "Sleepy Hollow" eine großartige Serie sehen will, können fast ausschließlich die Darsteller überzeugen. Viele Dinge werden sehr übereilt dargestellt, so dass es langweilig wird, da man irgendwie schon ahnt, dass die Geschichte nur am Ende mit einem kleinen Detail aufwarten wird, das eventuell die Staffelstory voran bringt. Großartig ist dafür das komödiantische Element der Serie in Form von Crane, der sich im 21. Jahrhundert zurecht finden muss.

Am Ende finden viele Elemente der Geschichten zueinander, doch es bleibt das Gefühl, dass so einiges übereilt dargestellt wurde. Ich für meinen Teil bin nicht vollkommen begeistert von der Serie, trotzdem konnten mich Darsteller und Wortwitz überzeugen, sodass ich bei Staffel zwei (wohl vor allem wegen Mison und Noble) wieder einschalten werde.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

Zurück zur "Sleepy Hollow"-Übersicht


Kommentare