Bewertung

Review: #2.12 Wir sind die Guten

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Aaron Diaz
© Uriel Santana

Bereits vor der Winterpause kämpfte "Quantico" damit, gleichzeitig glaubwürdig und spannend zu sein. Man muss leider sagen, dass die Serie den Kampf mittlerweile immer wieder verliert, da es einfach unsinnig ist, dass jedes Mal mit dem Finger auf jemand anderen gezeigt wird, dass aus einer Verschwörung plötzlich eine zweite entsteht und dass die Guten zu den Bösen werden, nur um dann zu behaupten, dass die Bösen die Guten sind. In all dem Hin und Her gibt es mittlerweile keine Zeit mehr, entspannt eine Folge zu genießen, da man stets mühsam versucht ist, die plötzlichen Wendungen im Kopf zu einem logischen Gefüge zusammen zu basteln, was aber leider nicht funktioniert.

Genau das ist auch bei dieser Folge das Problem. Man hat uns in den letzten Episoden damit überrascht, dass die CLF und die IAC radikale Gruppierungen sind, die einander aushebeln wollen, wobei beide als die Bösen dargestellt wurden. Dies unterstrich man, indem die CLF uns einige Morde zeigte und die IAC bei der Rekrutierung ihrer Mitglieder ebenfalls Blut forderte. Nun rudert man plötzlich stark zurück und will uns weiß machen, dass die IAC alles andere als eine radikale Geheimorganisation ist, stattdessen sollen sie die strahlender Ritter in weißer Rüstung sein, die auf der Welt unerkannt für Recht und Ordnung sorgen. Im Ernst?!? Tut mir leid, aber dass kann und will ich nicht einfach mit einem Kopfnicken hinnehmen. Dazu hat man uns Lydia in letzter Zeit viel zu eindeutig als den Big Bad verkauft und bei zahlreichen Gelegenheiten unterstrichen, dass sie eine kalte und berechnende Frau ist. Egal ob im Kampf mit Alex in #2.06 Aquiline oder bei der Übung der Rekruten in #2.07 LCFlutter, jedes Mal zeigte uns Lydia, dass ihr der Job über alles geht und dass sie dafür problemlos über Leichen gehen und ihre Familie opfern würde. Diese Kehrtwende, bei der Lydia für das FBI arbeitet, sogar den Einsatz leitet und Ryan klar macht, dass es keine IAC gibt und das der Mord, den er und die anderen begehen sollten, nur vorgetäuscht war, ist einfach grotesk unrealistisch und ergibt hinten und vorn keinen Sinn. Ich bin von diesem Einfall der Autoren so enttäuscht, dass ich nicht einmal Lust auf die haarsträubenden zukünftigen Klärungsversuche (falls es sie überhaupt geben wird) habe.

Nicht weniger unsinnig war die Aufgabe der Woche, bei der die Rekruten bei der NSA einbrechen sollten. Das einzig Gute daran war der Kommentar von Lydia gegenüber Owen, dass er die CIA-Anwärter auch in jedem beliebigen anderen Gebäude hätte einbrechen lassen können, womit man selbst unterstreicht, wie falsch die Idee wirkt, dass man so einfach bei der NSA Daten löschen kann. Zu keinem Zeitpunkt kam bei dem Einbruch Spannung auf und dass die Rekruten vorher mit Harry Stehlen üben sollten, steht mit dem Einbruch in meinen Augen in keinem Zusammenhang. Dass Alex dabei gekonnte an allem vorbeischiffen konnte, die Daten löscht, noch eine kleine Kopie für Harry zieht und unbescholten nach einem Selfie wieder gehen darf, ist erneut total unglaubwürdig.

Neben den unsinnigen Geschichten bleiben charakterliche Entwicklungen und persönliche Beziehungen vollkommen auf der Strecke. Lydia und Owen unterstreichen, wie egal sie einander sind, obwohl Lydia in der Zukunft einen gigantischen Hass auf Alex hat, Raina ist nicht mehr als ein Stichwortgeber für die anderen, Sebastian erschießt seine eigene Frau, nichts davon wirkt in irgendeiner Weise stimmig. Auch dass Alex und Ryan in der Zukunft nicht mehr verlobt sind, obwohl sie in der Gegenwart noch immer auf der gleichen Seite stehen und sich stets ihre Unterstützung zusichern, wird nicht aufgegriffen. Genau so seltsam ist die Beziehung von Shelby und Léon, bei der man nicht einmal weiß, ob Shelby in der Gegenwart weiß, dass Léon nun als FBI-Informant arbeitet. Ich habe den Eindruck, dass man ihr diese Entwicklung verheimlicht hat., aber darüber wird nicht ein Wort verloren.

So sehr ich mich über Will als vertrautes Gesicht freue, seine Naivität ist einfach abstoßend. Da arbeitet er also einfach für die CLF, erkennt dann aber in einem Sekundenbruchteil, dass es vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung war und kehrt ihnen den Rücken zu, nur um in dieser Folge zu erklären, dass er dennoch alle IAC-Mitglieder aufspüren wird? Was soll man dazu noch sagen. Genau so unerklärlich ist die Entwicklung von Dayana, die zu Beginn der Staffel noch ein reges Arbeitsleben hatte, mittlerweile aber eine eiskalte Tötungsmaschine geworden ist, die jeden umlegt, auf den Lydia mit dem Finger zeigt. Die Figur hat überhaupt keinen Tiefgang und wird immer uninteressanter, da man sich nicht die Mühe macht, den Charakter logisch aufzubauen.

Am Ende der Episode überrascht man uns nicht nur damit, dass es keine IAC gibt, man bringt eine weitere Partei ins Spiel, indem Alex und Owen auf eine Art Stalker stoßen, der der CIA nachspioniert. Ich habe keine Ahnung, wie man diesen Sachverhalt nun noch in die Zukunft integrieren will, hoffe allerdings, dass es nicht heißen wird, dass die unbekannte Partei IAC und CLF gegen einander aufgestachelt hat.

Auch mit der Auflösung, dass Carly zur IAC gehört, bin ich nicht sonderlich zufrieden. Man hat uns die Person nicht so schmackhaft gemacht, dass einem ihr Tod oder die Enthüllung sonderlich nahe gehen würde.

Einzig positiv war der Monolog von Harry, der uns seine weiche Seite gezeigt, wodurch man sich bemühte, einem Harry etwas sympathischer zu machen. Der Zeitpunkt für Harrys Nebenstoryline passt mir zwar immer noch nicht, da ich keinen Zusammenhang zur IAC oder der CIA sehe, aber ich finde es gut, dass man das Thema nicht einfach andeutet und dann schnell wieder fallen lässt.

Dass Harry und Sebastian von einigen Leuten geshippt werden, kann ich nicht recht nachvollziehen, da Sebastians Art bisher immer abstoßend auf mich gewirkt hat. Er besteht nur aus harter Schale und gewährt uns nie einen Blick in sein Inneres, wodurch er mit jeder Folge unwichtiger erscheint. Wir wissen lediglich, dass sich Sebastian aufgrund seiner Religion hin und her gerissen fühlt, aber warum er in dieser Episode auf Harry los gegangen ist und sich jener nicht gewehrt hat, wirkte auf mich vollkommen überspitzt.

Neben all dem möchte ich gern noch erwähnen, dass ich es unglaubwürdig finde, dass Nimah und Shelby innerhalb so kurzer Zeit so weit beim FBI aufgestiegen sind. In der Zukunft schmeißt Shelby im Prinzip den Laden, auch wenn man davon in dieser Episode nichts sieht und dies auch nicht nachvollziehen kann, da ihr Undercover-Auftrag gerade kläglich gescheitert ist. Nimah ist dafür in der Gegenwart äußerst erfolgreich und hat überall als Aufseher ihre Finger im Spiel, weshalb man nicht nachvollziehen kann, weshalb sie dem FBI in der Zukunft den Rücken zugekehrt hat (abgesehen von dem Hinweis, dass Miranda sie damit beauftragt hat.).

Fazit

Erneut liefert "Quantico" eine unterdurchschnittliche Performance ab. Durch die vielen Twists und Turns hört man nun langsam auf, der Handlung folgen zu wollen, da ihr Ausgang dann sowieso an den Haaren herbei gezogen wirkt.

Marie Florschütz - myFanbase

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