Kraftklub

Kraftklub in der Tonhalle, München

Als Felix Kummer die Bühne betritt, kreischen die Fans ganz vorne sehr, sehr laut. Mütze, dicke Jacke, eng anliegende Blue Jeans – doch ja, das ist er, der Sänger von Kraftklub, vermutlich das Sprachrohr einer ganzen Generation, die, die jetzt eben sehr, sehr laut kreischt. Dennoch hört man ihm zu, schon alleine, weil er verdeutlicht, wie wichtig seine Ansage ist. Dass Kraftklub nicht aufhören können, den Beatsteaks, Fettes Brot oder Caspar zu danken, ist bekannt. Im Vorprogramm dieser Größen sind sie selber aufgestiegen und wünschen sich nun, diese Plattform auch anderen Bands bieten zu können.

Foto: Kraftklub - Copyright: Tim Kloecker
Kraftklub
© Tim Kloecker

An diesem Abend wird diese Ehre The Durango Riot aus Schweden zuteil. Diese haben bereits Billy Talent auf Tour begleitet und man merkt schnell, warum. Es ist, als wäre die Band in zwei Lager geteilt: Das eine mit Skinnyjeans über dünnen Beinchen, Indiegesten und Schmachtgesang, das andere mit Heavy-Metal-Haaren und Heavy-Metal-Gitarren. Später sollen die Metalheads und Indieboys mit den Kraftklub-Hipstern zusammentreffen, um die Punkhymne "Hey ho, let's go" zu intonieren. "Muchas gracias", bedankt sich Felix danach, "Das ist schwedisch für 'Vielen Dank'!"

Doch zunächst betreten die fünf Kraftkluber zu einem verqueren "Star Wars"-Intro die Bühne und starten mit "Ritalin/Medikinent". Neben Songs ihres Erfolgalbums "Mit K" servieren die Chemnitzer auch Lieder ihrer EP "Adonis Maximus" ("Danke an alle, die sich die Songs illegal aus dem Netz gezogen haben!"). Das darauf befindliche "Ich hau rein" spricht ebenso das Fernweh der meisten jugendlichen Fans an wie alle anderen Gefühlslagen, die an diesem Abend noch abgedeckt werden: "Melancholie", "Liebe", "Wieder Winter". Letzteres passe heute hervorragend, so Felix. Die Band sei shoppen gewesen in der Stadt bei unaufhörlichen Regen.

Mit München hat Kraftklub eine längere Beziehung, vom legendären Atomic Café und 59:1 bis hin zum Muffatwerk und heute der Tonhalle haben sie schon viel von der Stadt gesehen. Dementsprechend gibt es auch die bereits oft erzählte "Döneranekdote", als man sie an ihrem ersten Abend in der bayerischen Landeshauptstadt mit einem Döner bewarf und sie nach dieser Auseinandersetzung in keine Clubs der Stadt mehr durften. Mittlerweile dürften sie aber wohl gerngesehene Gäste sein, dafür stehen Hits wie "Ich will nicht nach Berlin", was der gemeine Münchner wohl immer ein Stückchen lauter herausbrüllen wird ob jahrzehntelanger Szenenfehde, und "Songs für Liam". Denn genau hier, in dieser Location, standen auch einst Oasis auf der Bühne.

Felix berichtet während des Konzerts davon, beim Frequency gespielt zu haben und sich danach alleine Noel Gallagher angesehen zu haben. Bei all dieser Romantik hätte ihn schließlich ein Fremder angesprochen, der ebenso alleine gewesen wäre wie er – und so hielten sie sich bei Noel in den Armen. Diese Nähe zum Publikum, die der Sänger mit solchen Anekdoten stets entstehen lässt – inklusive Crowdsurfen, bei dem ihm sein Schuh geklaut wird, was ihn kurz aus der Bahn wirft -, lässt die erste Reihe noch etwas lauter kreischen. Völlig zu recht.

Simone Bauer - myFanbase
16.10.2012

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