Bewertung
Take That

Progress Live: the dream we once had, is officially ... alive!

Als 1995 bekannt wurde, dass Robbie Williams die britische Boyband Take That verlassen würde, heulten sich tausende von jungen Mädchen ihre Augen aus dem Kopf. Als kurz darauf auch das offizielle Ende der Band verkündet wurde, brach die Welt für sie zusammen. Doch sie kamen zurück: 2005 kam es zur Reunion der vier Verbleibenden, die mittlerweile eindeutig zu Männern gereift waren, und sie waren größer als je zuvor. Doch eines fehlte zur Vollkommenheit: Robbie Williams. Als auch er 2010 zurückkam, war der Grundstein für ihre bis dato größte Tour gelegt.

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Take That, Progress Live 2011, London
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Die Reunion von Take That mit Robbie Williams war sicher das Highlight des Musikjahres 2010 und als die CD und Ticketverkäufe alle Rekorde brachen (1,35 Mio. Tickets in den ersten 24 Stunden), musste jeder Kritiker eingestehen, dass diese fünf Jungs etwas Besonderes sind.

Da ich eine der Glücklichen war, die eine Karte für die schnell ausverkauften Wembley-Konzerte bekam, konnte ich es natürlich nicht erwarten, dass es endlich Juli wird und ich endlich die lang erwartete Reunion-Tour sehe. Was das Außergewöhnliche an diesen fünf Männern ist? Es ist nicht nur diese offensichtliche Freude, die sie bei den Auftritten haben oder die Detailverliebtheit beim Aufbau des Konzertes. Es sind auch die vielen treuen Fans, die ein Take-That-Konzert zu etwas Einzigartigem machen.

Als man vor zwei Jahren einen mechanischen, lebensgroßen Elefanten aus dem Boden der B-Stage fahren ließ, dachte ich, so was könnte man nicht toppen. Auch als ich hörte, dass die Show über 17 Mio. Euro verschlang und die Bühne selbst so groß ist, dass sie von zwei Bühnenbauern gefertigt werden musste, dachte ich mir noch, dass man ihre erfolgreiche Tour von 2009 nicht übertreffen könnte.

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Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Zuerst einmal war ich natürlich von der Bühne beeindruckt, als dann auch noch die Vorgruppe auftrat, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: die Pet Shop Boys, die selbst schon über 100 Mio. Tonträger verkauften, wärmten die ungeduldige Meute für das Ereignis des Abends auf. Als dann um 20:15 Uhr Ortszeit endlich die vier Herren, die die letzten Jahre als das Non-Plus-Ultra des Britpops galten, unter ohrenbetäubenden Geschrei die Bühne betraten, standen sicher alle Fans im Stadion und sangen mit. Als Eröffnungslied die Ballade "Rule the World" zu wählen, ist zwar etwas ungewöhnlich, doch im Grunde ist es egal, was sie singen oder auch machen, die ca. 85.000 Fans waren außer Rand und Band. Doch irgendwie wirkte dieser erste Teil der Show als eine kleine Aufwärmnummer für den selbst titulierten "born entertainer" Robbie Williams. Bevor dieser die Bühne betrat, wurde noch einmal in die Trickkiste gegriffen und man zauberte einen verwunschenen Wald samt singenden Bienen und tanzenden Bäumen hervor. Auch ein paar bekannte Figuren aus "Alice im Wunderland", wie das weiße Kaninchen, der Uhrenmacher oder die lila Raupe kamen zum Vorschein. Und noch bevor ich wieder nach Luft ringen konnte nach diesem fulminanten Auftritt, denn all diese Figuren sind wirkliche Menschen, sprang auch schon Mark Owen auf die 10-beinige Raupe und lies sich zwischen den zwei Bühnen hin und her tragen, während er "Shine" ins Stadion schmetterte.

So schnell wie sie kamen, verschwanden sie auch wieder und tauchten überlebensgroß auf der Leinwand wieder auf. Dabei verwandelte sich das Kaninchen in Robbie Williams und man wusste, jetzt fängt die Show richtig an. Der Leinwand-Robbie setzte zum Sprung an und der echte hüpfte direkt auf die Bühne und heizte der Menge mit "Let Me Entertain You" ein, wobei er nichts anbrennen lies. Mit seinem verschmitzten Lächeln brachte er die Fans auf Hochtouren und lies hinter sich eine Bande an knapp bekleideten Frauen umhertanzen. Dieser Teil der Show war eindeutig für die männlichen Fans gedacht. Als er während "Feel" mittels eines Krans über die ersten zehn Reihen des Publikums schwebte, wussten die Fans, dass der Moment gekommen war, ihrem Star so nahe wie möglich zu kommen. So war hinter mir auf einmal ein riesiges Loch an dem zuvor noch Menschen standen, denn alle wollten Robbie anfassen. Wer sich diese Chance entgehen lies, musste jedoch nicht traurig sein, denn am Ende der Show gab es noch einmal die Möglichkeit dazu.

So bombastisch wie Robbie auf die Bühne sprang, so spektakulär verschwand er auch wieder und läutete somit den großen Wiedervereinigungs-Part der Show ein. Passend zu "The Flood" strömten Wassermassen vom Bühnendach herunter und die Statisten in Neoprenanzügen überbrückten die Zeit, die Robbie zum Umziehen brauchte, mit einer kleinen Tanzeinlage, bis sie schließlich das Cover des Erfolgsalbums nachstellten. Nachdem es im Stadion wieder taghell war, aufgrund der tausenden Fotoblitze, standen sie am Dach der Bühne, die fünf Männer, auf die man so lange gewartet hat. Sie stimmen gemeinsam den Song an, der sie zusammenbrachte und zeigten den Fans, dass es keine Feindseligkeiten mehr zwischen ihnen gibt. Robbie wäre nicht er selbst, würde er nicht mit einer Besonderheit aufwarten. Während die anderen vier mit einem Wagen vom Dach herunterfahren, lässt sich Robbie kopfüber an einem Seil herab. Man sieht eindeutig, dass er immer für einen kleinen Stunt zu haben ist. Als eine Horde von Shaolin-Mönche die Bühne betrat um mit Take That zu "SOS" zu tanzen erahnte man schon, was das Highlight dieses Abends sein wird: der fast 20 m hohe menschliche Roboter namens OM. Dieser versuchte sich auch vor der sehr militaristischen Interpretation von "Kidz" aufzubauen, doch leider hatte er wieder mal einen technischen Defekt und schaffte nicht mehr, als seine Hände etwas auszubreiten. Damit blieb uns auch verwehrt, wie alle fünf Mitglieder der Band auf ihm stehen und er sich mit ihnen aufrichtet. Trotzdem war es sehr beeindruckend, wie sich dieser riesige Mensch langsam erhob und an uns vorbei fuhr.

Die schönsten Momente des Abends waren jedoch diese, wenn gezeigt wurde, warum in den Neunzigern Boybands so beliebt waren. Sowohl die so typischen und seit ihren Anfängen unveränderten Boyband-Moves zu "Pray" als auch die Break-Einlagen von Howard und Jason zu "Kidz" oder "Shine" liesen die Fans nur so staunen. Es ist dabei unvorstellbar, dass diese zwei Herren schon über 40 sind und trotzdem bei den Tanzeinlagen noch immer ihr Bestes geben. Nach einem Klaviermedley der alten Hits verließen die Jungs mit DER Abschiedshymne "Never Forget" die Bühne. Endlich hörte man auch den Part von Robbie Williams persönlich gesungen. Denn obwohl der Song schon 1995 veröffentlicht wurde, kam es erst letztes Jahr dazu, dass alle fünf Mitglieder dieses Lied performten.

Doch kurz danach kamen sie mit einer großen Versöhnungs-Geste wieder zurück. Gemeinsam sangen sie Robbies Hit "No Regrets" auf dem er seine Erlebnisse mit der Gruppe und dem damalige Management verarbeitete. Ohne große Überleitung ging es dann auch schon zu "Relight My Fire" um noch einmal die ohnehin schon schwitzenden Fans mit ein paar Feuereinlagen einzuheizen. Abschließend zeigten Take That dann noch, dass sie den Fans sehr dankbar sind, die die Band über die letzten 20 Jahre begleitet haben: zur Ballade "Eight Letters" gingen sie zu Fuß wieder zurück zur Hauptbühne und gaben den Fans die letzte Möglichkeit, noch mal die Hände der Stars zu schütteln. Leider schaffte ich das nicht, denn Howard schüttelte sowohl der Person rechts als auch links von mir die Hand, doch meine lies er in der Mitte aus. Es war aber trotzdem ein Erlebnis einem Star so nahe zu sein.

Nichts lässt also mehr an die Zeiten erinnern, als Robbie seine ehemaligen Bandkollegen verteufelt hat. Während dieser zwei Stunden sah man fünf Herren, die sichtlich Spaß an der Show und aneinander hatten und so ein Lächeln auf die Gesichter von tausenden von Fans gezaubert hat. Auch wenn ich anfangs etwas skeptisch über die Reunion mit Robbie war, muss ich dennoch zugeben: Robbie, you won my heart back!

Fazit

Obwohl OM nicht richtig funktionierte und ich dann doch nicht einem Mitglied von Take That die Hand schütteln durfte, war dieses Konzert sicherlich eines der besten meines Lebens. Man muss nicht einmal ein großer Fan sein, um diese Show gut zu finden. Hätte ich die Chance, noch einen solchen phantastischen Abend zu verbringen, ich würde es sofort wieder tun, egal welche Strapazen ich auch dafür auf mich nehmen muss.

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Setlist

Take That (zu viert): Rule the World / Greatest Day / Hold Up a Light / Patience / Shine / Sgt. Pepper's lonely Hearts Club Band

Robbie Williams: Let Me Entertain You / Rock DJ / Come Undone / Feel / Angels

Take That (zu fünft): The Flood / SOS / Underground Machine / Kidz / Pretty Things / Medley (A Million Love Songs / Babe / Everything Changes) / Back for Good / Pray / Happy Now / Love Love / Never Forget

Zugabe: No Regrets / Relight My Fire / Eight Letters

Artistpage

Take-That.de

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Viktoria R. - myFanbase
20.07.2011

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