Verpasste Perlen 2011

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Es passiert so oft, dass man nicht direkt zur Veröffentlichung, sondern Wochen oder Monate später erst von einem Song oder einem Künstler erfährt, den man dann großartig findet. Und so passiert es natürlich auch unserer Redaktion, dass ihnen so mancher Musikliebling des vergangenen Jahres durch die Lappen gegangen ist. Um euch weitere tolle Musiktipps zu geben, aber vor allem um unser eigenes Musikgewissen zu erleichtern, stellen wir euch hiermit daher unsere Verpasste Perlen des Jahres 2011 vor, die es unserer Meinung nach eigentlich in den Musikrückblick 2011 geschafft hätten sollen.

Versäumte Highlights

Stephanie Stummer verpasste:

Foto: Ryan Adams - "Ashes & Fire" - Copyright: Sony Music International/Columbia Records
Ryan Adams - "Ashes & Fire"
© Sony Music International/Columbia Records

Enttäuschung des Jahres: Ryan Adams – Ashes & Fire
Was war ich doch früher ein Fangirl von Ryan Adams, dem Alternative-Country-Rebellen mit dem schwierigen, selbstzerstörerischen Gemüt. Was muss sich mein Geschmack doch seit dem Erscheinen von "Cold Roses" geändert haben – denn als ich, eh schon verspätet, in "Ashes & Fire" reingehört habe, war da nur noch langweiliges, belangloses Gedudel ohne irgendwelchen Tiefgang. Entweder das, oder Ryan Adams ist seit dem Erscheinen von "Cold Roses" ein Faulpelz geworden, der zwar seine Songs wie am Fließband schreibt, dafür am Grundrezept rein gar nichts ändert. "Cold Roses" mag ich allerdings immer noch. | zur Hörprobe in der Videogalerie

Most Underrated Artist: Ja, Panik
Es dürfte dieses Hipster-Image gewesen sein, das mich letztes Jahr vorsichtigen Abstand zu den Wahl-Berlinern und Ehemals-Wienern halten ließ. Nachdem der Hype um "DMD KIU LIDT" abgeklungen war, raffte ich mich dazu auf, mich vorsichtig demselben zu nähern – und siehe da: Hin und wieder haben die Leute Recht, wenn sie jemanden über den grünen Klee loben. Ein intelligentes, feinsinniges Album, mit dessen Texten man sich Ewigkeiten lang beschäftigen kann – und deren ständiger Wechsel zwischen Deutsch und Englisch einen ganz besonderen Charme hat. | zur Hörprobe in der Videogalerie

Bester Song: The Raveonettes – Forget That You're Young
Vom insgesamt sehr melancholischen, für Raveonettes-Verhältnisse eher düsteren Album "Raven in the Grave" ist "Forget That You're Young" der heimliche Favorit: bittersüß, verträumt, melancholisch und gleichzeitig so eingängig, wie es eben nur Sun Rose Wagner und Sharin Foo mit ihrem sogenannten "Shoegaze-Rock'n'Roll" schaffen können.




Maria Gruber verpasste:

Foto: The Echo Friendly - Copyright: Chris Strong
The Echo Friendly
© Chris Strong

Song des Jahres: The Echo Friendly – Same Mistakes
"Girls" sei Dank, denn ohne Lena Dunhams (übrigens großartige) Serie wären wohl weder ich noch der Rest der Welt auf diesen unglaublich emotionalen und tiefsinnigen Song aufmerksam geworden. Ein Lied, das ein ganzes Generationengefühl auszudrücken vermag, ein Lied voller Melancholie und bittersüßer Tragik, ein Lied zum Nachdenken, Mitsingen, Weinen, Träumen. | zur Hörprobe in der Videogalerie

Album des Jahres: Beirut – The Rip Tide
Mal wieder ein Album, dessen Release ich einfach komplett verschlafen habe. Dabei zählt Beirut eigentlich zu denjenigen Bands, die man mit offenen Augen und Ohren beobachten sollte. Wer sonst macht so originellen, mitreißenden Indie-Folk? Mit "The Rip Tide" beweist Zach Condon – auch wenn das Album nicht an seine Vorgänger "Gulag Orchestra" und "The Flying Club Cup" herankommt – sein unwahrscheinliches Talent fürs Songschreiben, sein Talent für musikalische Arrangements, komplexe Rhythmen und Melodien. Und so vermischen sich auch auf "The Rip Tide" wieder Trompeten und Posaunen, Elektrobeats, Streicher, Gitarren, Klavier und Gesang. Ein faszinierendes, Genre übergreifendes, tolles Album! | zur Hörprobe in der Videogalerie

Beste Textzeilen: Sallie Ford and the Sound Outside – Danger
I know you could be a danger
'Cause to me you are only a stranger
Now I've got goosebumps under my skin
I know I shouldn't but I want to let you in
Now all I wanna do is hold your hand
And tell everyone that your my man
You're like the hero who fell from the sky
And now I'm fallin' too and I don't know why




Micha S. verpasste:

Album des Jahres: Will Young - Echoes
Zehn Jahre nach seinem Sieg beim britischen "DSDS" ist Will Young immer noch ein Star auf der Insel (während seine Musik den Deutschen vielleicht zu anspruchsvoll ist?). Für Album Nr. 5 nahm er den elektronsichen Sound der späten 70er und frühen 80er und kombinierte ihn mit seinem zarten Soul. Herausgekommen sind jazzig-chillige Lieder, die dem erwachsenen Pop von Annie Lennox, Simply Red oder George Michael so nahe kommen wie kein anderer Anfang 30-jähriger Künstler. Schön zu sehen, welch eigenständiger Künstler der ehemalige Castingstar seit drei Platten ist. | zur Hörprobe in der Videogalerie

Album des Jahres: Joss Stone - LP1
Zusammen mit Eurythmics-Hälfte Dave Stewart schuf Joss innerhalb von sechs Tagen ein Album, das so röhrt, knirscht und groovt, dass es getrost aus den 60ern stammen könnte. Zu dem Soul, den die junge Engländerin nach wie vor besser als jede andere Chanteuse drauf hat, kommen auf dieser Platte Einflüsse aus Blues und Rock. Die Spielfreude, die in den besagten sechs Tagen geherrscht haben muss, ist zu spüren und lässt eine Vorfreude auf LP2, LP3, usw. entstehen. | zur Hörprobe in der Videogalerie

Album des Jahres: Darren Hayes - Secret Codes and Battleships
In seiner Heimat Australien, dem Vereinigten Königreich und den Staaten wird Darren Hayes nach wie vor veröffentlicht und gehört, bei uns leider nicht. Schade – denn auch sein viertes Album besticht durch die gefühlvolle Stimme des ehemaligen Savage-Garden-Sängers und sein gekonntes Falsetto. Die wie immer selbstgeschrieben Melodien erscheinen so mühelos eingängig und die Synth-Soundteppiche so dezent zeitlos, dass George Michael neidisch werden könnte. Würde eine Leona Lewis diese Lieder singen, wären sie auch bei uns Hits.

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