Bewertung
Scissor Sisters

Ta-Dah!

Schräg, kitschig, glamourös,... Eine perfekte Umschreibung für die Scissor Sisters wird es wohl nie geben, da alles stimmt und passt. Manchmal nicht wie die Faust aufs Auge, aber doch immer irgendwie richtig. Scissor Sisters? Noch nicht gehört? Schäm dich!

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Vor gut zwei Jahren war die Stunde der Scissor Sisters geschlagen. Mit über drei Millionen verkauften Platten des Debüts allein im vereinigten Königreich gab es unglaubliche neun Platinauszeichnungen. Mit Modetrends, an die längst keiner mehr denken wollte, und einem Showprogramm, das zwar glamourös daher kommt, aber ohne all die technischen Raffinessen wie Riesenleinwände und LCD-Superblinkleuchten aufwartet, sorgten sie überall für Überraschung und avancierten zur erfolgreichsten Band in Großbritannien. Allerdings, und das ist ganz wichtig, für eine angenehm erfrischende. Denn: Es kam etwas dabei raus. Eben nicht nur Kitsch und schräge Töne sondern fröhliche Partymusik im etwas anderen Gewand.

Mit "Ta-Dah" steht nun auch die Fortsetzung in den Läden, auf dem es gewohnt ausgefallen weitergeht, ohne dabei jedoch den Charme zu verlieren. Ob nun die Bee Gees des neuen Jahrhunderts, Village People auf Ecstasy oder einen zerteilten Elton John: Die Sissor Sisters sind die Scissor Sisters. Und, wie sie es mit "Ta-Dah" eindrucksvoll beweisen, sie wollen es auch bleiben. Weiterhin in teilweise so schreckliche Kostüme gezwängt, dass es schon wieder grausam schick ist, scheuen sie nicht davor, mit "I Don´t Feel Like Dancing" eine fröhlich klingende Nummer aufs Parkett zu werfen, die vor Hitpotential nur so strotzt und trotzdem von Unlust und Energielosigkeit erzählt. Da wären wir auch schon an einer Besonderheit angelangt, welche die Scissor Sisters auszeichnet. So verrückt sie manchmal auftreten mögen und so blödsinnig ihre Künstlernamen wie Babydaddys, Paddy Boom oder Matronic auch klingen mögen, sie sind doch Bodenständig und haben die Realität nie aus den Augen verloren. Und um mit sehr viel Spaß bei der Sache zu sein; das hat noch niemanden geschadet.

Zwei Jahre fühlten sie sich wie auf einer einzigen großen Silvesterparty. Ein Auftritt jagte den nächsten, eine Party die nächste. Die Kraft zu finden, ein solches Nachfolgewerk zu schaffen, ist beeindruckend. Und auch, sich einer Ernsthaftigkeit zu widmen, ist auf diesem Album nicht fehl am Platze, wenn man es wie die Scissors macht. "The world goes on with or without me / If I don´t ever leave a thing behind / I´ll still leave you without me” erzählen sie in "The Other Side”. Jawohl, ein sensibler Song über die Unumgänglichkeit des Todes. Und auf der anderen Seite zaubern sie mit "She´s My Man" einen weiteren Partykracher aus dem Hut, der sich gewaschen hat. Und wieder auf seine ganz eigene Art und Weise entzückt "I Can´t Decide" mit einer Old-School-Rummelsound-Remix-Melodie, die so wunderbar ins Konzept des Songs passt.

Manche mögen die Scissor Sisters als schwul bezeichnen. Manche mögen cholerisch mit den Armen abwinken, wenn sie die Musik hören. Doch das Ende vom Lied: Auch sie werden irgendwann bestimmt in den Bann gezogen. Auch sie werden die herrliche Verrücktheit der Band schätzen lernen. Und auch sie werden erkennen, dass es dieser Band gelungen ist, ihr erfolgreiches Debüt noch zu schlagen. Vorhang auf, Bühne frei, hier kommen die Scissors.

Anspieltipps:

"I don´t Feel Like Dancnin´"

"She´s My Man"

"The Other Side"

Artistpage:

scissorsisters.de

Tracks

1.I don´t Feel Like Dancnin´
2.She´s My Man
3.I Can´t Decide
4.Lights
5.Land Of A Thousand Words
6.Intermission
7.Kiss You Off
8.Ooh
9.Paul McCartney
10.The Other Side
11.Might Tell You Tonight
12.Everybody Wants The Same Thing

René Krieger - myFanbase
18.09.2006

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