Bewertung
Jurassic 5

Feedback

Nach drei Jahren und ihrem Erfolgsalbum „Power In Numbers“ melden sich Jurassic 5 mit „Feedback“ zurück und entlocken Kennern und Liebhabern der alten Rap-Schule den einen oder anderen Jubelschrei. Unter anderem Mos Def und nicht zuletzt die Dave Matthews Band sollen helfen, auch das vierte Album der Jungs aus Los Angeles zu einem besonderen zu machen.

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Zeiten ändern sich. Menschen auch. Und mit ihnen die Musik. Als die Ärzte "Schrei Nach Liebe" auf den Markt warfen, um Faschisten den Kampf anzusagen und die Spin Doctors mit "Two Princes" ihren einzigen Hit landen konnten, ahnte niemand, was im nächsten Jahrtausend die Charts bestimmen würde. Soul Asylum konnte seinerzeit mit dem Song "Runaway Train" auftrumpfen, welcher fortan jedem Kind im Musikunterricht Jahr um Jahr von dem nostalgischen Musiklehrer eingetrichtert wurde, immer in Verbindung mit den Worten "Hört ihr, Kinder, das ist noch Musik!"

In diesem Jahr, 1993, fanden auch die fünf Mitglieder von Jurassic 5 zueinander. Und in dieses Jahr fühlt man sich beim Einlegen des neuen Albums "Feedback" zurückversetzt. Wir befinden uns plötzlich in einer Zeit, in der man noch ungesühnt Latzhosen tragen durfte, ohne von der Fashion-Polizei vorübergehend in Gewahrsam genommen und dort zur Raison gerufen zu werden. Die Frauen trugen knallroten Lippenstift, ihre Haare sahen Südsee-Palmen zum Verwechseln ähnlich und mit ihren Outfits konnten sie in diesen Tagen auch nicht allzu viel reißen – und schon gar keinen Mann von seinem Hocker.

Man erinnert sich an diese Oldschool-Videos, mit denen auch Snoop Doog im selben Jahr mit "What’s My Name?" seinen Einstand gab und einschlug wie eine Bombe. Jene Videos, denen mit jedem weiteren Jahr auf dem Buckel ihre Farbintensität ein kleines bisschen mehr abhanden zu kommen scheint und den Eindruck hinterlassen, als hätte man sie falsch oder zu oft gewaschen. Die männlichen Protagonisten tragen ihre Hosen in Übergröße und weit unter dem Durchschnitt. Mit großen Karos auf dem Hemd und braunen Kangaroo-Mützen auf dem Kopf stehen sie in Hinterhöfen herum, lachen, reden. KRS-One, Rakim und NWA knallen aus den Boxen. Die Wände ringsum zieren Graffitis in Neongelb, Giftgrün und einem unmöglichen Pink.

Fest steht: Jurassic 5 aus Los Angeles liefern mit "Feedback" den perfekten Soundtrack zu diesen –zugegebenermaßen ziemlich klischeebehafteten– Bildern. Der so genannte Boom-Bap-Sound aus vergangenen Tagen zeichnet das neue Werk und die Arbeit der fünf Jungs auch nach dreizehn Jahren aus und hebt sich auf eine ungemein angenehme Art und Weise ab vom Neuzeit-Rap, wie man ihn von 50 Cent und Konsorten kennt. Auf der ersten Single "Work It Out" greift ihnen dabei die Dave Matthews Band unter die Arme und lässt mit einem eingängigen Refrain und einem äußerst harmonischen Sound-Gewand die Sonne aufgehen. Und zwar gleich so hoch, dass sie Licht auch in den hintersten Hinterhof bringt und die Leute dort zum Strahlen. Denn: "Work It Out" darf als Liebeserklärung ans Leben verstanden werden. In guten wie in schlechten Zeiten heißt es da: "Go ahead lose yourself inside this opportunity/ that we gonna make it right now/ make it right/ now." Ohne Frage hat dieser Song das Potenzial, ein kleiner Hit zu werden und mit etwas Glück bleibt das kein gut gehütetes Staatsgeheimnis der "Realgebliebenen" und den unbeirrbaren Konsum- Antagonisten, die ihre CDs, die sie eigentlich ganz gerne hören, aber –oh Schreck!– soeben in die deutschen Album-Charts einstiegen sind, mit der Kneifzange in die Restmülltonne geben und sich danach eine halbe Stunde lang ausgiebig und mit viel Seife die Hände waschen.

Bei diesen Leuten dürfte dieses Werk keinen allzu schweren Start haben. Immer vorausgesetzt, es prescht nicht auf Anhieb in die Top10. Hier weiß man, was man hat. In bester J5-Manier sorgen die vierstimmigen Hooklines, universelle Beats und Rap, der nach so vielen Jahren einfach sitzt, auf "Gotta Understand", "Get It Together" und "Turn It Out" für das obligatorische Kopfnicken. "Radio" dürfte sich schon bald im einen oder anderen Tanzstudio wieder finden und auch in so manch einem Club. Obendrauf gibt es die Jurassic 5-Hymne "What’s Golden", die selbst denjenigen bekannt vorkommen dürfte, die "mit HipHop echt nix am Hut haben."

Was nehmen wir also mit aus dieser kleinen Zeitreise zurück in die Vergangenheit? Wir lernen, dass die Verfasserin dieser Rezension ungemein gut aufgepasst hat bei "Friday", "Training Day" und "Menace II Society". Und neben dem Insider-(Halb-)Wissen, das die besagte Verfasserin hier an den Tag legen konnte, glänzt noch etwas: Das vierte Studioalbum von Jurassic 5 nämlich. Zwar nicht in allzu zahlreichen Facetten, stattdessen allerdings in schönen, klaren Farben.

Anspieltipps:

Radio

Work It Out feat. Dave Matthews Band

Get It Together

End Up Like This

What’s Golden

Artistpage:

urban.de/jurassic5

Tracks

1.Back 4 U
2.Radio
3.Brown Girlfeat. Brick & Lace
4.Gotta Understand
5.In The House
6.Baby Please
7.Work It Outfeat. Dave Matthews Band
8.Where We Atfeat. Mos Def
9.Get It Together
10.Future Sound
11.J. Resume(Skit)
12.Red Hot
13.Turn It Out
14.End Up Like This
15.What’s Golden(Bonus)

Aljana Pellny - myFanbase
01.08.2006

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