Bewertung
Exit, The

Home For An Island

Gerne und überall wird ihr Sound mit dem von The Police verglichen: The Exit aus New York sind wieder da. In diesen Tagen findet das Nachfolge-Werk ihres vielgelobten Debüts "New Beat" auch in die deutschen Läden und auf diesem Wege bestenfalls zahlreiche neue Besitzer. Mit "Home For An Island" meldet sich das Trio nach zwei Jahren aus ihrer Pause zurück.

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Es heißt, niemand sei eine Insel – zumindest behauptet das Johannes Mario Simmel. Und da ist natürlich auch etwas Wahres dran: Die meisten Menschen fühlen sich außerhalb jeglichen sozialen Gefüges einsam und unwohl. Jeder Einzelne von uns sehnt sich nach Seelenverwandtschaft: Sich in jemandem wiederfinden oder von ihm verstanden und ergänzt werden.

Die Jungs von The Exit haben sich gefunden. Ben Brewer steht an der Gitarre, Jeff daRosa am Bass und Gunnar hockt an den Drums – ans Mikro darf jeder mal. Mit Brewer und daRosa hat die Band gleich zwei Songwriter an Bord und in einem Punkte ist man sich einig: Man will ein Album schaffen, das den Hörer unterhalten kann. Das den Hörer auch bei der Stange hält. Die drei Jungs möchten vor allem durch Diversität und musikalische Artenvielfalt überzeugen: Was zum einen Ohr reingeht, soll zum anderem nicht auf direktem Wege wieder hinaus. Ein "ultimative mix tape" sollte das neue Werk der Exits werden und daRosa preist es als gut gemischte Tüte an: "You know how people make a shuffle on their iPod? I want to make it feel like with our record you don't have to skip around because every song is engaging."

Großen Worten sollten große Taten folgen. Manchmal allerdings folgen großen Worten noch größere Worte. Bedeutungsschwanger und weise sind jene, die die Exits bereits zu Beginn auf "Don't Push" in den Raum stellen: "Find your angel/ lose your heartbeat. Everybody, you got to do something right: If you find love/ hold on tight." Wir sehen: Hier steckt etwas dahinter. Und ein Song, der lyrischen Nährwert offeriert, ist immer sehr willkommen und längst keine Selbstverständlichkeit. Deshalb: Hört auf die Jungs und "don't push your love away."

Genüsslich macht der wohlbekannte Ohrwurm auf Position drei seinem Namen und Ruf alle Ehre: "Back To The Rebels" kommt mit einer feinen Melodie daher, gepflastert mit packenden Lyrics und viel, viel Potenzial. Für das deutsche Musikfernsehen Wohltat und willkommene Abwechslung, für das Radio geradezu prädestiniert. Apropos Abwechslung: Sie ist Idee und Motor der drei New Yorker. "The idea of this band was always to be something without limits, something without genres.", äußert sich Drummer Gunnar. "A lot of people want one thing. We're not interested in recreating one sound all the time."

Nach einem wunderbar antreibendem "The Sun Will Rise In Queens" lassen The Exit ihren "Soldier" einmarschieren. Ein gebrochener Mann betritt den Gehörgang, seiner Unbeschwertheit entledigt, der Zuversicht beraubt. Er beginnt zu berichten, von einer Frau in seinem Leben: "She said, ‘Baby, you believe there is a god?'" In gedankenverlorene Melancholie gehüllt antwortet er: "Maybe lately I don't believe in much of anything at all." Und das Schicksal, was diesem Mann wiederfahren sein muss, berührt. Denn nach vier Minuten sind es letztlich zwei Dinge, die ihm geblieben sind: Menschlichkeit und die Hoffnung auf eine bessere Zeit. "I believe we're equal. I believe we're one. I seen a war. I seen the headlines/ fall from the sky just like the rain."

Die drei New Yorker möchten mit ihren Songs keineswegs zwanghaft Moral predigen und mit ihr die Welt verbessern. The Exit machen zum Thema, was interessiert, mitreißt und berührt. Ben Brewer weiß das neue Exit-Werk folgendermaßen zu kommentieren: "This album is about rebellion. It's about getting to what you feel inside yourself and questioning what the world is trying to turn you on to." Er fügt hinzu: "It's about trying to find love while everything else around you is falling apart."

Liebe finden – ein Grundbedürfnis. Was Simmels These nur wieder bestätigt. Wer sie gefunden hat, darf sich glücklich schätzen. Sich selbst in Sicherheit wiegen können sich jedoch die wenigsten: In viel zu vielen Fällen ist die Liebe viel zu zerbrechlich. Und die Gefahr, enttäuscht zu werden, groß. Von der Angst verlassen zu werden erfährt auch der mit Schmelzstimme umgesungene "Darlin": "You know I wait around all night: For a knock on my window/ for that shivering shadow. Just don't start/ what you can't commit."

Und wenn die Liebe zerbricht? Ein neuer Song muss her und "So Leave Then" heißt er. Es hat nicht geklappt und die Frau muss gehen. Aber nicht, ohne ihr die passenden Takte mit auf den Weg gegeben zu haben: "Maybe this is why people are living in solitude/ can't seem to muster the strength to deal with you." Oha, diese Dame war wohl nicht immer einfach: "I know you been searching for a boy to bail you out of trouble/ but baby/ I ain't the light at the end of your tunnel."

Und natürlich sind wir keine Insel. Uns umgibt kein schützendes Wasser, das uns vor Enttäuschungen bewahrt. Schutz, vor Fehltritten anderer und sich selbst, verspricht jedoch die sprichwörtliche Mauer, die in "So Leave Then" um sich herum gezogen wird: "I'm just trying to keep myself up/ You're just trying to hold me down […] If you're saying, you're leaving/ so leave then." Sich lösen von allem, was nicht gut tut. Auf dass es immer Menschen gebe, die Mauern überwinden, Berge versetzen, Brücken bauen und auf ihnen den Ozean zu überqueren bereit sind. Denn: Niemand ist eine Insel.

Anspieltipps:

Back To The Rebels

The Sun Will Rise In Queens

Soldier

Darlin

So Leave Then

Tracks

1.Don't Push
2.Home for an Island
3.Tell Me All Again
4.Back to the Rebels
5.Italy
6.Let's Go to Haiti
7.Darlin
8.So Leave Then
9.Soldier
10.Already Gone

Aljana Pellny - myFanbase
02.06.2006

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