Bewertung
Tom Gaebel

Easy Christmas

Zwölf Jahre lang hatte er Geigen-Unterricht. Schlagzeug und Posaune hat er sich autodidaktisch beigebracht. Und Klavier und Blockflöte kann er auch. Doch irgendwann während seines achtjährigen Musikstudiums in den Niederlanden entschied er sich dann gegen all jene Instrumente, nahm Jazzgesang als Hauptfach und bekam sein Diplom cum laude. Nicht mal zwei Jahre später warf er dann sein Solodebüt auf den Markt. Heute, nach fünf Jahren, stellt "Easy Christmas" bereits sein fünftes Werk dar.

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Und der Titel ist Programm: Selten klang Weihnachten so leicht und lässig. Woran das wohl liegt? Vielleicht daran, dass die Songs im heißen WM-Sommer 2010 aufgenommen wurden. Oder schlicht an Tom selbst, der bisher auf jedem Album mit scheinbar nicht zu stoppender guter Laune überraschte. Vielleicht bedingt sich auch beides. Wie auch immer, jene Unbeschwertheit ist mittlerweile definitiv eins von Gaebels Markenzeichen.

Ein weiteres Charakteristikum ist die warme Stimme des mittlerweile 35-Jährigen. Mal swingt die ganz relaxed ("Jingle Bells"), mal richtig zart ("The Christmas Song"), mal fast sexy ("Love on a Winter's Day") und mal regelrecht schmachtend ("Have Yourself a Merry Little Christmas"). So reagiert man als Hörer auch ganz unterschiedlich: Mal will man California-Christmas-mäßig per Cabrio die Straßen beschallen ("The Bell That Couldn't Jingle"), mal vorm Kamin kuscheln ("Driving Home For Christmas") und mal lostanzen ("All I Want For Christmas is You").

Ein kurzweiliges Hörvergnügen also. Easy Listening halt. Die v.a. aus den 50er und 60er Jahren stammenden Lieder – nur zwei sind Eigenkompositionen des Crooners – klingen jung und machen daher immer noch Spaß, auch wenn man sie schon x-mal gehört hat. Arrangiert haben Könner unseres Landes und an Instrumenten wurde fast alles aufgefahren – vom Cembalo und diversen Idiophonen über Mandoline und Sitar bis hin zu Flügelhorn und Euphonium. Traditionell darf auch Bruder Denis bei einem Titel wieder ins Saxophon blasen.

Überraschender Gast bei "Baby It's Cold Outside" ist Moderatorin Katrin Bauerfeind, die man bei Harald Schmidt, auf 3sat oder in "Polylux" sehen konnte und kann. Da man den Song meist nur von fröhlich-hohen Frauenstimmen gesungen kennt, lässt Katrins tiefe Stimme sofort aufhorchen und sorgt abermals für eine knisternde Kaminstimmung. Als siebter Track der Platte stellt er nicht nur deren Höhepunkt, sondern auch ihren Wendepunkt dar: Alle folgenden Lieder sind zwar unbestreitbar nett und gut, lassen aber das gewisse Etwas der wohl bewusst an den Anfang gesetzten Nummern vermissen.

Der zweite grundsätzliche Kritikpunkt geht an den Chor: Der klingt irgendwie nach MDR-Rundfunkchor, also etwas altbacken. Mag sein, dass das so gewollt ist; ein etwas schmissiger, durchgehend mehrstimmiger und, ja, lauterer Chorgesang hätte aber nicht geschadet.

Fazit

Eine sich durchs gesamte Album ziehende Schwäche und ein paar durchschnittlichere Titel lassen keine Höchstwertung zu. Ehrenhaft als deutsche Ausnahme-Weihnachtsplatte darf und muss "Easy Christmas" aber auf jeden Fall gewürdigt werden. Sein Stil, seine Frische und die präsente Stimme des studierten Musikers sollten genug Anreiz sein, in Tom Gaebels zweites 2010er-Album mal hineinzuhören.

Anspieltipps

Santa Clause is Coming to Town

Jingle Bells

The Bell That Couldn't Jingle

Baby It's Cold Outside feat. Katrin Bauerfeind

Artistpage

Tom-Gaebel.de

Tracks

1.Santa Clause is Coming to Town
2.Jingle Bells
3.Driving Home For Christmas
4.The Bell That Couldn’t Jingle
5.All I Want For Christmas is You
6.The Christmas Song
7.Baby It's Cold Outsidefeaturing Katrin Bauerfeind
8.Winter Song
9.White Christmas
10.Let It Snow
11.Love on a Winter's Day
12.The Most Wonderful Time of the Year
13.Have Yourself a Merry Little Christmas

Micha S. - myFanbase
17.01.2011

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