Bewertung
Foals

Total Life Forever

Der Mai und Herr Fox machen alles neu. Obwohl letzterer sein Debüt ebenfalls 2008 auf den Markt warf, legen die fünf Foals aus England bereits nach. Nach "Antidotes" läutet "Total Life Forever" das zweite und zugleich wärmste Drittel des Jahres ein. Ob nun die Wände näher kamen oder ihr Teich zu klein war: Das Quintett macht neu! Und schaltet für ihre neue CD ein, zwei Gänge zurück. Den frischen Wind, der durchs neue Album weht, findet man weder auf der Spitze eines Berges aus Dreck, noch zersaust er einem wüst die wohl toupierten Haare durchs offene Wagenfenster bei Lichtgeschwindigkeit auf der Autobahn.

Foto: Copyright: Warner Music Group
© Warner Music Group

Zwei Mai-Monate gingen ins Land. Foals haben sich damit keinesfalls ewig, nur angemessen viel Zeit gelassen, um nach dem Überraschungserfolg von "Antidotes" vor zwei Jahren ausreichend Anlauf nehmen zu können. Anlauf, um die nicht zu unterschätzende Hürde des Folgewerks zu überwinden: Gleicht es zu sehr dem Debüt, hat die Band zwar ihren Stil, der ist aber nicht spannend. Kaum oder keine Ähnlichkeiten zum Vorgänger und schon wirft man den Menschen mit den Fäden in ihren Händen vor, es sei kein roter dabei gewesen. Kurz: Das zweite Album ist ein Drahtseilakt, ein Spaziergang auf der Messerkante. Der erfordert Mut.

Aber auch auf einem Drahtseil ist es nicht die Geschwindigkeit, die einen auf die andere Seite bringt. Ein erstes Album wurde unzählige Male aufgenommen. Aber nur jenes erste Album, das aus all den ersten Alben dieser Welt herausragt, bringt einen über diese vom Drahtseil überspannte Kluft.

In dieser schwindligen Höhe umweht besagter frische Wind die Nase von Foals-Sänger Yannis Philippakis, wobei sie sich als formidabler Riecher für melancholische Melodien erweist. Nicht zuletzt verfügt Philippakis zudem über einen ausgeprägten Sinn für listiges Fährtenlegen in vertrackten Klangwelten, wie man ihn sonst vielleicht nur in der Größenordnung von Graham Langley oder dem Archiv-Kollektiv vermuten dürfte.

Da steht Yannis Philippakis also: Hoch oben auf einer Klippe und vor der Herausforderung, mit seinen Jungs aus den eigenen Fußstapfen herauszutreten; gerade so weit, dass sie den eingeschlagenen Weg nicht vollends verlassen und noch immer jederzeit auf ihm gefunden werden können. "Total Life Forever" ist nicht das Zittern vor Angst beim Gedanken daran, dass dieser Drahtseilakt misslingen könnte. Nein, "Total Life Forever" ist das Herzklopfen, das Adrenalin, der Blick nach unten, der Herzschlag, der aussetzt; das Lächeln, weil sich der Mut auszahlt.

Der frische Wind ist in diesem Fall weitaus mehr als nur heiße Luft. Den fünf Foals ist Außerordentliches gelungen: Erstlingswerk x Folgewerk = Meisterwerk². Dieser Superlativ kann, darf und muss legitimerweise immer dann Anwendung finden, wenn der Rezensentin die Worte fehlen, um Musik mit ihren Sätzen gerecht zu werden. Wenn sie nicht mehr tun kann, als den Kauf der Platte wärmstens zu emp-(/be-)fehlen. Und Yannis Philippakis einfach nur für "Total Life Forever" um den Hals fallen möchte, während dieser mit einem Lächeln auf den Lippen und weit ausgebreiteten Armen über das Drahtseil spaziert.

Anspieltipps

Blue Blood

Miami

Spanish Sahara

This Orient

After Glow

What Remains

Artistpage

Foals.co.uk

MySpace-Profil

Tracks

1.Blue Blood
2.Miami
3.Total Life Forever
4.Black Gold
5.Spanish Sahara
6.This Orient
7.Fugue
8.After Glow
9.Alabaster
10.2 Trees
11.What Remains

Aljana Pellny - myFanbase
04.05.2010

Diskussion zu dieser CD